Mit dem voraussichtlich letzten Teil der Reihe bietet Tom Cruise in Mission Impossible – The Final Reckoning noch einmal großes Actionkino. Aber die wilden Stunts können nicht von der wirren inhaltlichen Extravaganza ablenken.
von Susanne Gottlieb, 22. 5. 2025
29 Jahre, 8 Filme: Die Mission Impossible-Reihe hat über die Jahre einiges erlebt. Vom slicken Actionthriller aus den 90ern, zum eher Style-getriebenen zweiten Teil, den actionreichen dritten und vierten Filmen, bis hin zum Beginn der Partnerschaft von Regisseur Christopher McQuarrie und Tom Cruise ab Film 5. “It all has lead to this”, betonte Cruise immer wieder in den Promos. Der Abschluss der Reihe kreiert eine sich durch alle Filme ziehende Verbindung.
Stunts, Action, schräge Weltuntergangsszenarien und eine künstliche Intelligenz als Gegenspieler. Was im siebten Film, Dead Reckoning, schon nur so halb erfolgreich funktionierte, wird im achten nun mit Getöse fortgesetzt. Kann das was? Wir verraten es euch. Hier übrigens noch die weiteren Kinostarts des Monats. Darunter der für Actionfreund:innen auch besonders interessante John Wick Ableger Ballerina – hier unsere Kritik.
Wir erinnern uns: Im letzten Teil wurde eine künstliche Intelligenz, die sich Entität nennt, mithilfe des zwielichtigen Gabriel (Esai Morales) auf die Welt losgelassen. Diese hat inzwischen sämtliche Sicherheitsnetzwerke der Welt infiltriert, der atomare Krieg steht unmittelbar bevor. Um die Entität abzuschalten, verfolgen Ethan Hunt (Tom Cruise) und Grace (Hayley Atwell) Gabriel, doch der nimmt sie gefangen und will mit Hunt zum gesunkenen russischen U-Boot Sewastopol tauchen, das man am Anfang des letzten Films gesehen hat. Dort befindet sich der Quellcode der Entität, und mit diesem könnte man Kontrolle über sie erlangen.
Inzwischen ist auch klar, dass sich die Enität, nachdem sie den Planeten und die Menschheit vernichtet hat, in einem digitalen Bunker in Südafrika verstecken will, um ihr Überleben zu sichern. Während Hunt und sein Team also den Quellcode besorgen wollen, entwickelt Hunts ältester Weggefährte Luther Stickell (Ving Rhames) eine Schadsoftware. Die “Giftpille”, mit der die Entität unschädlich gemacht werden soll. Doch die hat sich Gabriel geschnappt. Es scheint wieder eine unmögliche Mission zu werden: Gabriel zu fangen, das U-Boot zu lokalisieren und abzutauchen, die Entität einzufangen und darüber hinaus auch die gesamte zunehmend nervösere amerikanische Regierungsvertretung, die Präsidentin Erika Sloane (Angela Bassett) und ihre Joint Chiefs of Staffs, davon abzuhalten, einen Atomkrieg zu starten.
Größer, wilder, atemberaubender. Man könnte fast meinen, Tom Cruise braucht diese wilden Stunts in jedem Film, um sich noch irgendwie am Leben zu fühlen. Macht aber nichts. Die wilden Nummern, die er auf Fliegern, Klippen und sonstigen gefährlichen Vorlagen bietet, haben es in sich. Sie sind der halbe Grund, warum man sich für die Reihe überhaupt noch ein Kinoticket kauft. Und dennoch: Bis zum sechsten Teil hatte sich die ganze Actionorgie mit einer guten Mischung aus atmosphärischer Dichte, flotten Dialogen, Humor und gut getakteten Höhepunkten, beziehungsweise ikonischen Szenen, erwiesen. Dass die eigentliche Handlung eher immer nur Fluff war, sollte niemanden überraschen.
Umso bedauerlicher war, dass sich ab dem siebten Film ein gewisser “Größenwahnsinn” in die Handlung einzuschlichen hat. Dass Tom Cruise große Stücke auf sich hält, sollte einen nicht verwundern. Aber sein von vergangenen Dämonen und Verlusten geplagter Ethan Hunt schwingt sich immer mehr zum einem Art “Auserwählten” auf. Nur er könne die Entität stoppen. Nur er könne selbstlos genug sein, sie nicht in eine Waffe zu verwandeln, sondern zu zerstören. Nur er ist “schuld” an all den Toden seiner Kameraden, dem Verlust der Frauen in seinem Leben, den Dingen, die in der Welt falsch laufen.
Das bedeutet im Klartext: sehr viele bedeutungsschwangere, aufgeblasene Dialoge, sehr viel Endzeitstimmung und Selbstbeweihräucherung. Natürlich ist es lässig, wenn Hunt in der Beringsee zu einem U-Boot taucht. Sich mit Gabriel in den Lüften auf einem Flugzeug prügelt. Aber irgendwie scheint der Gipfel des Franchises schon überschritten. Alles, was es noch bieten kann, hat man bereits irgendwie gesehen oder ist diesmal zumindest teilweise aus dem Computer. Und so wird der Film zu einer durchaus für’s Popcornvergnügen vollgepackten Drei-Stunden-Orgie an wilden Stunts und Szenerien, aber gleichzeitig auch zu einer Herausforderung für die Geduld.
Dass die Handlung noch mehr voller Löcher steckt und teilweise schon fast absurd weit hergeholt ist – auch das trübt etwas die Stimmung. Das Problem der neuen Filme der Reihe ist, dass sich die Mission zu keinem Zeitpunkt mehr wie eine Mission Impossible anfühlt, sondern eher wie ein routinierter Arbeitsalltag. Aber zumindest gibt es wieder einige tolle Nebenfiguren. Simon Pegg ist inzwischen ein Routinier der Reihe. Pom Klementieff bietet stets auf Französisch die besten scharfen Bemerkungen. Angela Bassett kehrt mit stoischer Bestimmtheit aus Teil 6 zurück (so einen Präsidenten wünscht man sich für die USA!), Tramell Tilmann und Katy O’Brian verdienen eigentlich als U-Boot Besatzung einen Spinoff. Janet McTeer, Nick Offermann, Mark Gatiss oder Hannah Waddingham sind aber als Joint Chiefs of Staff oder Militärkapitäne etwas verschwendet.
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Mehr InformationenMission Impossible – The Final Reckoning verliert sich abermals in seinem eigenen Bombast – Action und Handlung zugleich. Dennoch, für einen unterhaltsamen (langen) Popcorn-Abend reicht das Unterfangen allemal.
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Aufmacherfoto: (c) Constantin Film
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.