Let’s-a-go: Der wohl berühmteste Klempner aller Zeiten versucht nach der Live-Action-Bruchlandung von 1993 wieder mit einem Super Mario Bros. Film die große Leinwand zu erobern. Ironischerweise war es Mario’s alter Konkurrent Sonic, der klar machte, dass auch Gaming-Maskottchen den Kinodurchbruch schaffen können. Trotzdem ist die Liste an gefloppten Videospielfilmen lang. Ob Nintendo’s Ikone den Sprung diesmal geschafft hat, sagt euch unsere Super Mario Bros. Film Kritik.
von Klaus Kainz
Nintendo macht Ernst. Super Mario, die größte Gaming-Ikone überhaupt, soll sich auch über Videospiele hinaus breit machen. Klar, an Merchandise fehlte es nie. Jetzt hat Nintendo aber ordentlich Budget hinter die neue Multimedia-Offensive ihres Maskottchens gebuttert. Letztes Jahr eröffneten Super Mario Vergnügungsparks, während Der Super Mario Bros. Film vom Minions-Studio Illumination Entertainment mit großen Animationsserien mithalten soll. Leichter gesagt als getan – zwar schaffte Sonic den cineastischen Überraschungserfolg und auch Detektiv Pikachu (hier unser Review) war ein Kassenschlager, doch die Liste an Negativbeispielen (siehe zuletzt auch Monster Hunter) ist weitaus länger. Zumindest im Marketing hat der Mario Bros. Film alles richtig gemacht, weswegen wir als alteingesessene Nintendo-Fans besonders gespannt auf das finale Ergebnis waren.
Eigentlich ist Super Mario das Paradebeispiel dafür, warum Videospielfilme jahrzehntelang überhaupt nicht funktioniert haben. Settings wie das Pilzkönigreich sollen für Spaß beim Zocken sorgen, nicht für sinnvolle Storys. Mario wurde anfangs nicht als vermarktbares Maskottchen designt, sondern bekam Schnauzer und Overall verpasst, um die Animationen der kruden Pixel besser sichtbar zu machen. Sprich, Spieldesign funktioniert schlicht anders als Filmemachen und ist nicht einfach so übertragbar.
Dementsprechend musste für den Super Mario Bros. Film eine Story mit Charakterentwicklung her. Mario und Luigi sind nun erfolglose Klempner in Brooklyn, die während eines Notfalls über eine magische Röhre ins Pilzkönigreich verfrachtet werden. Dort gerät Luigi in die Fänge des bösen Krötenkönigs Bowser, der obendrauf das ganze Königreich erobern will. In diesem Videospiel-Wunderland, das mit all den Gimmicks der Games vollgepackt ist, bekommt der noch unerfahrene Mario ein Allround-Training in Akrobatik und Powerups von Prinzessin Peach, um dem Feldzug Bowsers Einhalt zu gebieten. Außerdem müssen sie die Gunst der Kart-fahrenden Kongs gewinnen, um eine Chance zu haben. Am Anfang noch grün hinter den Ohren, zeigen sich uns am Ende schließlich die mit allen Wassern gewaschenen Super Mario Bros.
Zugegeben, dramaturgisch funktioniert diese Gaming-Formel nicht wirklich. Auch weil vielmehr Peach die Heldin ist, was ja nett ist, aber uns der Plot trotzdem Mario als Hauptfigur aufzwingt. Überhaupt dürfte das Setting für die weniger spiel-affinen Eltern im Kinosaal ziemlicher Nonsens sein. Macht aber nichts. Der Super Mario Bros. Film hakt für junge Fans nämlich alle wichtigen Kästchen für einen unterhaltsamen Animationsfilm ab. Das bedeutet einen Haufen schlagfertiger Sprüche, witzige Animationen, viele ironische Brechungen und Action-Montagen mit flotter Popmusik (zum ersten Mal seit Shrek kommt mal wieder Bonnie Tyler zum Zug). Grimmige Haustiere funktionieren auch immer, und Twists, wie dass Mario in Wahrheit keine Pilze mag, sind auch ganz okay.
Klingt wie Standardware, aber was Mario vom restlichen Animations-Genre abhebt, ist, seine Gaming-Fans zu bedienen. Zum einen durch die visuelle Pracht des Pilzkönigreichs, von der man selbst in den neuesten Games nur träumen kann. Auch die orchestrierten Medleys der legendären Mario Songs von Koji Kondo werden Fanherzen aufblühen lassen – die lizensierte Popmusik hätte es gar nicht gebraucht. Zum anderen sind die besten Pointen solche, die sich auf die Spiele beziehen. Vor allem wenn die absurden Pläne von Bowser auf die Schaufel genommen werden, oder die geradezu naturgegebene Urfeindschaft zwischen Mario und Donkey Kong. Viele der kleineren (und besten) Gags zünden überhaupt nur, wenn man die Spielmechaniken oder alten Sounds und Steuerungen kennt. So gesehen ist Marios Kinoabenteuer als reine Zeichentrickstory nicht sonderlich innovativ, aber dafür eine unterhaltsame filmische Ergänzung der Games.
Aber der Super Mario Bros. Film bedient nicht nur junge Zielgruppen. Sein Filmabenteuer platzt nämlich geradezu vor Referenzen aus über 40 Jahren Nintendo-Geschichte, die auf absolute Hardcore-Fans abzielen. Damit sind nicht nur kurze Cameos von Yoshi & Co. oder das große Mario Kart-Rennen gemeint, die auch neuere Fans des Klempners abholen werden. Obendrauf verstecken sich Easter Eggs aus dem ersten Mario Cartoon, aus obskuren 80er Nintendo Games wie Wrecking Crew, Donkey Kong Spinoffs, aus dem ersten Mario Prototypen, und noch viel mehr. Wer die englische Version schaut, entdeckt vielleicht auch die Stimme von Charles Marinet, Marios ikonischem Synchronsprecher in den Games. Zugegeben, popkulturelle Anspielungen in Filmen sind nicht unser Lieblings-Stilmittel. Doch als Gaming-Fan hat es schon etwas, in einem riesigen Blockbuster den alten Gamecube Jingle versteckt zu finden.
Sonic hat den Anfang gemacht, jetzt beweist auch der Super Mario Bros. Film, dass Videospielfilme mit genug Respekt für die Materie funktionieren können. Es wäre zwar nicht ganz richtig, von einem Spaß für die ganze Familie zu reden, geschweige denn von einem Zeichentrick-Meisterwerk. Nicht-Gamer dürfte das kunterbunte Spektakel voller Anspielungen zu hoch sein – wer noch nicht mindestens den Schmerz einer Koopa-Shell hautnah erfahren hat, wird vermutlich in die Röhre schauen. Denn vom reinen Aufbau, ohne den Gaming-Bonus, ist der Streifen nicht megamäßig einfallsreich. Umso mehr werden sich aber Zocker freuen, die schon das ein oder andere Abenteuer mit Mario und Donkey Kong am Buckel haben.
Wir haben nicht nur mehr Kino-News, sondern auch noch mehr Mario auf Lager:
Die besten Mario Games auf Switch
Unterbewerteter Mario-Hit: Mario + Rabbids Sparks of Hope
Die besten Jump ‘n’ Run Games ohne Mario
Star Wars Jedi Survivor – das beste Star Wars Sequel?
20 Disney+ Serien, für die sich dein Abo wirklich lohnt
Die kultigsten Disney-Filme
Shazam! Fury of the Gods – Kritik zur Superheldenkomödie
Die Fabelmans – So gut ist Spielbergs Ode an seine Kindheit
Alle Bilder (c) Universal Pictures