Das künstlerische Multitalent Stefan Jürgens im großen Interview mit den Helden der Freizeit. Der ehemalige Soko-Donau-Kommissar über die Entstehung seines neuen Albums So viele Farben, den Faktor Humor und wieso Österreicher lustiger sind als Deutsche.
von Patrick Meerwald
Stefan Jürgens ist Schauspieler, Kabarettist und auch Musiker. Bei seinen Performances schöpft der 59-jährige Deutsche immer aus dem Vollen. Und wenn er das tut, kombiniert er auch seine Skills. Dabei entsteht ein unvergleichlicher Entertainment-Mix, der lange in Erinnerung bleibt. Live gibt es den Tausendsassa am 3. März im Wiener Konzerthaus (19:30 Uhr) und am 4. März in der Stadtgalerie Mödling (20 Uhr) zu erleben.
Wir sprachen mit dem für viele aus der Kultsendung SOKO Donau bekannten Multitalent über sein neuestes Programm, seinen sehr positiven Bezug zu Parodien und was Österreich Deutschland voraus hat.
In erster Linie ist das Album einmal ein Best-of, aber auf eine ganz besondere und neuartige Weise, die man sonst nur von den Tourneen live kennt. Gemeinsam mit meinem musikalischen Begleiter Ralf Kiwit gibt es eine sehr reduzierte, akustische und pure Reise durch meine vergangenen zehn Jahre.
Außerdem ist es nicht nur ein reines Musikalbum. Es ist ein Hybrid. Das heißt, es finden sich auch Gedichte darauf wieder aus meinem aktuellen Band Love Letters, die, neben den Songs und Moderationen, bei meinen Live-Auftritten einen großen Stellenwert haben. Mit diesem Album hat das Publikum erstmals nach einem Konzert auch die Möglichkeit, das Erlebte in Form einer CD Revue passieren zu lassen.
Zugegeben, am Anfang war es eine Not, aus der wir eine Tugend gemacht haben. Wie alle meiner Kolleginnen und Kollegen konnte ich rund zwei Jahre lang wegen der Corona-Krise nicht auf der Bühne stehen und spielen. Das war für die gesamte Branche und natürlich auch mich eine irrsinnige Belastung. Allmählich wurde im Herbst 2021 wieder aufgemacht, nach und nach. Doch trotzdem müssen Veranstalter und auch wir Auftretenden bis heute um die Rückkehr des Publikums kämpfen.
Die Corona-Krise war für die gesamte Branche eine irre Belastung.
Stefan Jürgens spricht vielen seiner Kolleg:innen aus der Seele
Die Theater und Konzerthäuser versuchen das Beste, um das Publikums zurück zu holen. Es geht langsam wieder aufwärts, aber es benötigt eben Zeit. Als Live-Künstler muss ich mir dann auch irgendwann die Kostenfrage stellen. Als damals mein zweiter Anlauf einer Tour gescheitert ist, habe ich in sechs Monaten mein Programm auf einen Soloabend umgeschrieben, der ursprünglich für eine ganze Band ausgelegt war. Diese Bearbeitung hat enormen Spaß gemacht und mich auch noch einmal ganz besonders nah an die Songs herangebracht. Ich habe gemerkt, wie sehr diese rein akustische Form mit dem zusammenpasst, was ich auch live übermittle. Das aktuelle Programm So viele Farben baut darauf auf. Gemeinsam mit meinem langjährigen musikalischen Begleiter Ralf Kiwit habe ich das Solokonzert auf zwei Musiker erweitert. Das gibt uns wunderbare Möglichkeiten, den akustischen Rahmen zu wahren und durch zweistimmige Gesänge, einer Rythmischen Gitarre oder Ralfs Virtuosität am Saxofon noch jede Menge Sternenstaub hinzuzufügen.
Da gibt es viel zu viele. Deshalb möchte ich hier auch keinen aufzählen. Wenn ich jetzt einige nenne, komme bestimmt später in die Bredouille, weil ich sicher jemanden vergesse.
Gerade die akustischen Sachen, finde ich, sind die echte Königsliga oder das Salz in der Suppe. Mich beeindrucken die Ecken und Kanten und generell die Eigenarten, die die Instrumente da liefern. Der Untersound, der Obersound, das ist für mich alles zusammen einfach die schönste Form der Musik.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDa ich als Künstler die Möglichkeit habe, mich in verschiedenen Genres ausdrücken zu können, sind die Vorbereitungen darauf naturgemäß auch sehr verschieden. Die Entwicklung eines Konzertprogramms wie So viele Farben ist ein langer Prozess, das dauert schon mal ein gutes halbes Jahr. Und parallel dazu benötigen spätere Projekte, wie zum Beispiel ein Film oder ein Theaterengagement natürlich ebenfalls erhebliche Vorarbeit und Vorbereitung. Songs und Lyrics entstehen durchs Jahr, Rollenvorbereitungen benötigen Zeit für Recherche und Lernen des Textes; das alles zu schaffen, benötigt eine gute Organisation und einen ebenso guten Überblick über den eigenen Terminkalender. Wenn es dann in die entscheidende Phase geht, zum Beispiel in konkrete Probenarbeit im Probenraum oder auf dem Theater, konzentriere ich mich nach Möglichkeit ausschließlich auf das aktuelle Projekt.
Wenn ich Interesse habe, bin ich frech genug, mich auf alles zu stürzen. Das Leben ist spannend genug. Glücklicherweise kann ich sagen, dass ich mit meinen jetzigen und den kommenden bereits fixierten Projekten sehr gut ausgelastet bin. Was aber überhaupt nichts heißt. Ich werde jetzt ja 60. Also habe ich ja erst die Hälfte meines Lebens hinter mir. Da kommt bestimmt noch einiges dazu (lacht…).
Zufrieden ist man ja nie. Das mag abgedroschen klingen, doch das ist wohl wirklich so. Im Laufe der Zeit lernt man aber besser zu akzeptieren, dass eine künstlerische Arbeit nie ein abgeschlossener Vorgang ist. Man lernt, ein Projekt ab einem bestimmten Entwicklungsstadium loszulassen. Das gehört zum Reifeprozess dazu. Kunst ist immer unfertig! Es geht immer mehr. Mal sind da Projekte, die geschehen, schön neu-deutsch gesagt, “effort-less”. Die sind rasch rund. Bei anderen ist das anders. Da gibt es zum Beispiel Songtexte, die quälen einen förmlich, weil einfach nichts weitergeht. Fazit: Es hängt immer vom einzelnen Projekt ab.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenWir sind ja im Zeitalter der Einschränkungen angelangt. Grenzen von Humor, finde ich persönlich, muss und kann jede:r nur für sich selbst beantworten. Ich habe eine ganz einfache Formel, der ich schon seit meiner Zeit bei der Samstag-Nacht folge. Was mich interessiert und berührt, ist künstlerisch für alle Genres freigegeben. Das kann musikalisch, kabarettistisch, oder ganz anders sein. Wenn es mich beschäftigt und berührt, hat es immer eine Berechtigung, verwurstet zu werden. Da ist es mir auch vollkommen egal, ob up to date oder nicht. Was für mich aber nicht geht, sind spekulative Witze, so nach dem Motto: “Ah, das kommt bestimmt gut an”.
Deutsche sind nicht so lustig. Sie haben andere Qualitäten.
Stefan Jürgens findet Humor in Österreich viel präsenter
Der österreichische Humor ist viel präsenter, das muss man schon sagen. Ihr seid einfach lustiger. Der “Hamur”, wie wir bei SOKO Donau immer gesagt haben, in Österreicher ist viel klarer, viel lebensnaher. Deutsche sind nicht so lustig, sie haben andere Qualitäten. Das Leben mit der humorvollen Seite zu betrachten, habe ich in Wien gelernt. Da pinkle ich vielleicht meinen Landsleuten ans Bein, aber echt, das ist einfach so.
Wissen Sie, wie viele Parodien ich in meinem Leben zur Zeit der Samstag-Nacht gemacht habe? Wir haben immer gesagt: Wenn einer von uns parodiert wird, darf er sich gebauchpinselt fühlen. Und ganz ehrlich, so halte ich es auch! Wer auspackt, muss auch einstecken können.
Es ist oft unglaublich interessant, was Künstler:innen fernab der Stage zu sagen haben. Lest bei uns, was sie inspiriert, bewegt, ausmacht und in ihrer Freizeit begeistert:
Yves Krismer von Mother’s Cake: “Meine Songs sollen live mitreißen!”
Adel Tawil: “Ohne Bühne, ohne Applaus, nicht viel war übrig!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste, vor allem in meiner Musik!”
PAENDA: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Sibbi von Itchy: “Dem Karma hilft, wenn man kein Arschloch ist!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!”
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacher: (c) Stefan Nass
Der Wiener Journalist und Redakteur ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.