Langlaufen ist längst nicht mehr nur ein Sport für gealterte Skifahrer – die Loipen am Wechsel in Niederösterreich ziehen zunehmend auch jüngeres Publikum an. Wie und wo du als Anfänger üben oder dein Können wieder auffrischen kannst, erfährst du in diesem Artikel. Wir haben die besten Tipps zu Verleih, Preise, Loipen, Gastro & mehr.
von Sabrina Farkas
18. Februar 2022: Wie können wir die winterliche Bergsonne für einen Tag genießen, ohne ein Vermögen für ein Liftticket zu berappen? Als Alternative zum Skifahren haben wir uns heute für einen Langlauf Ausflug entschieden.
Die Wechsellandloipe ist eine der abwechslungsreichsten und längsten in den Wiener Alpen. Über 60 gespurte Kilometer warten hier auf dich. Wir stellen dir die anfängertauglichen Abschnitte bei der Steyersberger Schwaig nahe Kirchberg am Wechsel vor. Falls ihr Fortgeschrittene seid oder nach weiteren Empfehlungen sucht: Hier stellt euch Niederösterreich-Kadertrainer Stefan Rosenberger noch 9 weitere tolle Langlaufgebiete vor.
Die Stimmung auf der rund einstündigen Autofahrt von Wien nach Kirchberg am Wechsel ist fröhlich aufgeregt. Teils sind wir schon mehrere Jahre nicht mehr auf Langlaufskiern gestanden, teils ist der heutige Tag überhaupt ein Erstversuch. Wir haben vor der Abfahrt sichergestellt, dass die Skiihosen noch passen, die Loipen geöffnet sind und kein Neuschnee angesagt ist, denn sonst bräuchten wir Schneeketten. Der Knopf geht zu, die Schneelage ist gut, das Wetter sonnig. Dem Langlauf Abenteuer steht also nichts mehr im Weg!
Unser erster Stopp ist Sport 2000 Tauchner in Kirchberg am Wechsel. Nach der Vorreservierung via E-Mail unter Angabe von Körpergröße, Gewicht, Schuhgröße und Stil – klassisch oder Skating, wobei wir dem Ratschlag, als Anfänger klassisch zu wählen, gefolgt sind – warten dort Langlaufski, Schuhe und Stöcke auf uns.
15 Euro kostet der Verleih für den ganzen Tag – bis maximal 17 Uhr. Um 16 Uhr ist aber ohnehin offizielle Loipen-Sperrstunde. Achtung: Hier wird nur Bargeld angenommen! Wir dürfen die Schuhe anprobieren und bei Bedarf eine andere Größe wählen. Dann schlichten wir die Ausrüstung ins Auto. Da die Schilänge in etwa der Körpergröße entspricht und wir drei nicht gerade Riesen sind, passt alles gut auf die Rückbank unseres Ford Focus.
Nun ist es nur noch eine knappe Viertelstunde auf einer Serpentinenstraße zum Parkplatz Steyersberger Schwaig. Zwar sind am heutigen Ferien-Samstag noch einige andere Gruppen und Familien zum Langlaufen auf den Wechsel gekommen, aber es gibt um halb elf noch reichlich Parkplätze. Wir werden eingewiesen und steigen aus. Frische Bergluft, herrlich!
Nach einem kurzen Sprung zum Gasthaus der Familie Leopold, das seine Toilette freundlicherweise auch Nicht-Gästen zur Verfügung stellt, holen wir uns die Loipentickets um acht Euro pro Person – ebenfalls nur per Barzahlung zu begleichen. Zu einer späteren Ticketkontrolle kommt es nicht.
Das Wechselgebiet bietet eine Vielzahl unterschiedlich langer Loipen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Wir Anfänger und Aus-der-Übung-Gekommene haben die Rundloipe Nordic Arena mit der Nummer 2 gewählt. Diese ist nur knapp drei Kilometer lang und gemäß ihrer roten Markierung mittelschwer.
Bevor es losgehen kann, stellen uns die Langlaufski vor eine kleine Herausforderung: Wir haben alle ein anderes Modell und so dauert es etwas – unter leicht spöttischen Seitblicken der Langlauf-Lehrer, die neben uns ihre Gruppen instruieren – bis wir alle startklar in der Bindung stehen.
Die Loipe startet leicht bergauf. Wem das zu steil für den Erstversuch ist, kann seine Ski auch einfach ein paar Meter tragen (bitte neben der Spur gehen, um diese nicht zu zerstören) und erreicht dann eine Lichtung (Übungsloipe Nordic Arena Nummer 3), auf der Platz zum Üben ist und man Gleichgesinnte treffen kann, die sich ebenfalls gerade einen Reim auf die richtige Technik, die sie sich am Vorabend über YouTube angeeignet haben, machen wollen.
Wer sich dann bereit fühlt und sich von dem schönen Panorama lösen kann, folgt der Spur entweder den Hügel hinauf oder eher flach links daran vorbei, denn: Beim Langlaufen herrscht zwar Linksverkehr, aber auf dem flachen Stück sind beide Seiten gespurt. Logischerweise geht es dann jedoch den Hügel von der anderen Seite wieder hinunter! Wie beim Schifahren auch kann man, solange man sich nicht in der Spur befindet, im Pflug bremsen. Wenn das am Anfang trotzdem noch zu heftig scheint, kann man auch einfach Abschnallen und die leichten Langlaufski ein Stück tragen.
Anschließend geht es auf der anderen Seite der Übungswiese wieder bergauf, gefolgt von der steilsten Abfahrt dieser Runde, die zusätzlich noch eine Kurve beinhält. Auch hier gilt wieder: Entweder in der Spur durchhalten, daneben im Pflug langsamer fahren oder ein Stückchen zu Fuß spazieren.
Nach einem weiteren, leichten Anstieg folgt auf drei kurzen, nicht allzu steilen, Etappen die Abfahrt zur Einstiegsstelle. Zwei davon decken sich mit der längeren Rundloipe Feistritzsattel Nummer 8, deren 9,4 Kilometer lange Strecke ebenfalls auf der Steyersberger Schwaig, auf der anderen Seite des Parkplatzes gleich neben dem Ticketschalter, beginnt.
Nach dem Lockdown im Vorjahr, als nur der Take Away Stand geöffnet hatte, empfängt nun auch das Gasthaus Steyersberger Schwaig wieder Gäste. Hausmannskost, Erfrischungen und die Gelegenheit, sich aufzuwärmen, werden von den Langläufern gern genutzt, weshalb die Suche nach einem nicht reservierten Platz zur Mittagszeit schwierig werden kann.
Nachmittags geht es frisch gestärkt wieder auf die Loipe. Dazwischen lohnt es sich, immer wieder eine kleine Pause vom Langlaufen einzulegen, die Ruhe zu genießen, den Duft der Nadelbäume einzuatmen, die Wintersonne auf der Haut zu spüren und den glitzernden Schnee am Wechsel zu bewundern.
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Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.