Action, Drama, wilde Fahrten im Cockpit – Regisseur Joseph Kosinski versucht, in Zusammenarbeit mit Lewis Hamilton, mit F1 den Sommerblockbuster 2025 zu liefern.
von Susanne Gottlieb, 26. 6. 2025
2022 begeisterte er mit seinem Kino-Hit Top Gun: Maverick. Nun macht er es wie einst sein Maverick-Star Tom Cruise, und schwingt sich von den Lüften auf die Rennstrecken der Welt. Doch Regisseur Joseph Kosinski begnügt sich nicht mit NASCAR-Autos wie in Tage des Donners. In Zusammenarbeit mit Formel 1-Star Lewis Hamilton ist nun ein teures, groß angelegtes Spektakel, in das das Studio angeblich rund 300 Millionen Dollar investiert hat, entstanden. Auf dem Poster mag zwar groß Brad Pitt thronen. Aber der eigentliche Star sind die wilden Fahrten mit den Autos.
Lohnt sich der Film? Für einen unterhaltsamen Kinoabend auf jeden Fall? Bewegt er? Dann lest hier weiter…
Einst war er ein aufsteigender Star unter den Formel 1-Fahrern. Doch dann hatte Sonny Hayes (Brad Pitt) Anfang der 90er einen schweren Unfall und zog sich vom Business zurück. Seither verdient er sein Geld als nomadischer Auftragsrennfahrer. Um das Geld geht es ihm eigentlich gar nicht. Sondern um das Gefühl im Cockpit. Eines Tages taucht sein alter Teamkollege Ruben Cervantes (Javier Bardem) wieder auf. Dieser leitet inzwischen den Rennstall APXGP, und hat ein Problem. Das Team gewinnt nichts, sein Sitz wackelt. Zwar hat er einen talentierten Fahrer, Joshua Pearce (Damson Idris), aber der ist noch grün hinter den Ohren.
Also steigt Sonny als der alte Haudegen wieder ein und beginnt mit allerlei legalen aber kalkulierten Tricks APXGP auf der Rennstrecke nach vorne zu schieben. Einen Sieg braucht es, dann wäre das Team gerettet. Doch zwischen dem wenig beliebten, mit seiner Erfahrung aber sehr dominierenden Sonny und den sich verzweifelt beweisen wollenden, den Fans hörigen Joshua brechen immer wieder Animositäten aus. Es kommt zu Streit, brennenden Autos, heißen Emotionen mit der technischen Direktorin Kate McKenna (Kerry Condon) und einem Verräter, der das Team unbedingt scheitern sehen will.
Sieht man die angeblich 300 Millionen Dollar auf der Leinwand? Absolut. Vor allem im IMAX. Man merkt, Apple Studios hat nicht an Geld und Mitteln gespart, um dieses Event auf die Leinwand zu bringen. Wie einst bei Top Gun wurde auch hier mit modifizierten Cockpits gearbeitet, kleine Kameras überall an den Wagen installiert und über echte Rennstrecken zwischen den saisonalen Rennen gefahren. Es sind auch einige der gegenwärtigen echten Stars zu sehen. Lewis Hamilton natürlich, aber auch Rennfahrer wie Max Verstappen, Sergio Pérez, Fernando Alonso, Charles Leclerc, Carlos Sainz Jr. und so weiter.
Muss man daher ein Fan des Sports sein, um den Film wirklich genießen zu können? Zum Teil. F1 macht es dem Zuschauer nicht immer einfach, wirft viel mit Fachjargon und Spezifitäten um sich. Das geht auch auf Hamiltons Kappe, der als Berater darauf achtete, das möglichst alles realistisch ist. Aber auch als jemand, der wenig Spaß daran hat, den Fahrern beim Drehen ihrer Runden zuzusehen, macht die innovative Kameraarbeit das Kraut wieder fett. Einmal selbst mit ihm Cockpit sitzen, Adrenalin und Endorphine, die kann der Film ziemlich gut transportieren.
Dennoch fehlt dem Film etwas, das Maverick noch irgendwie evozieren konnte. Auch wenn man hier natürlich argumentieren könnte, dass jeglicher Konflikt auf der Tatsache aufbaute, das Mavericks bester Freund im ersten Film starb, und Val Kilmer totkrank war. Hier hingegen muss der Film sich alles selbst aus der Nase ziehen. Drehbuchautor Ehren Kruger, der schon als Co-Autor bei Maverick dabei war, scheint auch nicht recht zu wissen, wie er hier Konflikt einstreuen soll, ohne dass sich Sonny und Joshua einfach wiederholt verkrachen.
Also wird vor allem im letzten Drittel noch ein Bösewicht ins Starterfeld geschoben. Eine Figur, von der man, wenn man 1 und 1 zusammen zählt, schon spätenstens ab dem Vorspann weiß, wer sie sein wird. Die Kreativität der Fahrer und des Teams, der Esprit, bedroht vom finsteren Kapital und Bereicherung. Und gleichzeitig an allen Ecken und Enden Product Placement ohne Ende (diese Autorin hat sich der Versuchung verweigert mitzuzählen. Es ist einfach ständig präsent). Ein Wink mit dem Zaunpfahl, hier doch noch irgendwie eine coole Underdog-Geschichte erzählen zu wollen. Inmitten all des Gelds, das optisch von der Leinwand runterregnet – geschenkt. Dass der Film Spaß macht, auch. Aber irgendwie hat man am Schluss trotzdem das Gefühl im Bauch, leer und ohne Begeisterung aus dem Film zu gehen.
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Mehr InformationenDer F1 Film schaut gut aus und fühlt sich gut an. Aber wirklich Tiefe und Begeisterung kann er dann doch nicht auslösen.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.