Eine Kletterwand basteln (bzw. Boulderwand) ist kein Hexenwerk. Welches Material, welche Holz-Platten, Klettergriffe und Werkzeuge du brauchst – plus: eine Bauanleitung in 10 einfachen Schritten. Schon hast du deine eigene kleine Eiger-Nordwand für Kinder und Erwachsene daheim.
von Christian Wurzer
Jedes Mal, wenn ich meinen Fitnessraum im Keller betrete, denke ich mir, dass die eine große weiße Wand noch dringend ein Upgrade bräuchte. So viele Optionen gibt es ja eh nicht, ist mein nächster Gedanke. Da ich bereits eine Sprossenwand, eine Dartscheibe und einen Fernseher neben einigen Regalen an der Wand montiert habe, ist die Entscheidung rasch gefallen – ich will eine Kletterwand basteln. Die Kids und meine Frau sind begeistert, somit steht dem Projekt nichts mehr im Wege und die Planung kann beginnen.
Aller Anfang ist beim Kletterwand bauen nicht schwer, meine Materialliste für meine 3,75 m breite und ca. 2,34 m hohe Kletterwand ist rasch erstellt.
Die Multiplexplatten sind original 250 cm x 125 cm groß – zu groß, als dass ich sie in den Keller tragen könnte. Ein Problem? Nicht wirklich, ich habe die Holz-Platten einfach gleich beim Kauf halbieren lassen. Ein paar Amazon-Bestellungen und Baumarkt-Besuche später liegt das Material bei mir in der Garage und die Arbeiten können beginnen. Die Material-Kosten (inklusive Turnmatten) belaufen sich auf etwa 1200 Euro.
Zu Beginn legen mein Papa und ich alle Multiplex Holz-Platten exakt übereinander. Dann zeichne ich mit einem Bleistift direkt auf der obersten Platte einen 15 cm x 15 cm Raster drauf (empfohlen sind ca. 15 cm bis 20 cm – es gilt: je enger, desto besser). Die Kreuzungspunkte im Raster sind die potenziellen späteren Aufnahmepunkte der Klettergriffe. Dafür kann man sich ruhig etwas Zeit nehmen, da bei nebeneinander montierten Platten die Regelmäßigkeit nicht unterbrochen werden sollte. Das heißt: Wenn zwei Platten später nebeneinander montiert sind, sollte zwischen den Bohrungen trotzdem noch der gleiche Abstand sein, wie innerhalb der Platte.
Nun bohre ich mit einem 10 mm Holzbohrer mit einem Tiefenanschlag gleich durch mehrere Platten hindurch ein Loch nach dem anderen – das spart Zeit. Helden-Tipp! Damit der Bohrer nicht überhitzt, kühle ihn zwischendurch immer in einem Becher mit Wasser und trockne ihn danach mit der Luft aus dem Kompressor ab.
Ein paar hundert Bohrlöcher später schlagen wir die ersten Einschlagmuttern mit dem Hammer ein. Das ist gar nicht so ohne! 420 Muttern danach merken wir, dass wir doch etwas verschwitzt sind und ich ein paar Blasen an der Handinnenseite bekommen habe. Aber das Handwerker-Herz ist begeistert.
Eine Kletterwand muss mindestens einen Überhang haben. Ich habe auch schon Bilder von meiner Eiger Nordwand im Kopf. Aus einem Holzstaffel schneide ich passende Keile zurecht. Die benötige ich als Unterkonstruktion für meinen Überhang. Aus einer weiteren zugeschnittenen Multiplexplatte schneide ich mir die passenden Seitendreiecke zurecht. Jetzt fehlt nur mehr die große Platte für den Überhang: Die bohre ich routiniert gemäß meinem Raster und eine Seite hoble ich schräg ab, damit der Übergang zur senkrechten Platte weicher ist. Noch schnell ein paar Schlagmuttern rein, damit auch im Überhang Griffe befestigt werden können. Nun kann ich schon mal alle Multiplexplatten in den Keller tragen. Man freut sich ja schließlich wieder über etwas mehr Platz in der Garage.
Die Multiplexplatten möchte ich nicht direkt an die Wand schrauben, deswegen benötige ich eine Unterkonstruktion. In meinem Keller sind Fliesen, daher schneide ich zunächst einen Teil aus dem unteren Ende der bereits auf Raumhöhe gekürzten Holzstaffeln heraus, damit ich später keine Probleme mit der Sockelleiste bekomme. Ich markiere 4 Punkte auf jedem Holzstaffel, diese kennzeichnen meine Befestigungspunkte. Mit einem 25 mm Forstnerbohrer bohre ich ein ca. 12 mm tiefes Loch, danach bohre ich mit einem 8 mm Bohrer das Holz komplett durch. In dieser zylindrischen Versenkung möchte ich später eine Beilagscheibe und die Sechskantmutter unterbringen. Nun wandern auch die Staffeln in den Keller.
Für die Befestigung der Multiplexplatten plane ich pro Platte links, mittig und rechts einen Holzstaffel ein. In Summe benötige ich daher insgesamt sieben senkrechte 5 cm x 8 cm Staffeln. Den dritten und fünften Holzstaffel „teilen“ sich die Platten jeweils. Ich starte ganz links und wähle folgende Vorgehensweise, damit später die Schrauben exakt ins Bohrloch der Wand passen: Ich nehme einen dünnen Schraubendreher und markiere mit einem Hammerschlag die Position des untersten Bohrlochs.
Nach dem Bohren des Lochs mit der Schlagbohrmaschine (wieder mit Tiefenanschlag) und dem Einsetzen des 10er-Dübels fixiere ich den ersten Steher exakt senkrecht (Wasserwaage) an der Wand. Jetzt markiere ich die exakte Position der restlichen drei Löcher wieder mit dem dünnen Schraubendreher, entferne den gerade eben montierten Holzstaffel und bohre die weiteren Löcher. Danach kann der erste Staffel komplett montiert werden. Helden-Tipp! Passt ein Bohrloch nicht exakt, so kann man mit einem Holzbohrer das Loch im Holz einfach etwas vergrößern. Staffel für Staffel arbeite ich mich vor, bis mich alle sieben Stück von der Wand aus anlachen.
Wo jetzt alles beim Kletterwand basteln so fein gelaufen ist, erlaube ich mir noch etwas Feintuning bei den Bohrlöchern in der Multiplexplatte. Ich verschönere die Löcher mit einem Kegelsenker, damit die Kante des Bohrlochs nicht zu scharf ist. Damit die Schrauben, mit denen ich die Platten an die Holzstaffeln fixieren werde, ordentlich in der Multiplexplatte versenkt sind, bohre ich alle Löcher vor (in diese kommen dann die Schrauben zur Befestigung der Platte) und erstelle mit dem Kegelsenker eine Vertiefung für den Kopf der Schraube.
Helden-Tipp! Bohre die Löcher an der Innenkante jeder Platte leicht schief, damit diese besser in den „geteilten“ Holzstaffel eindringen können. Alle scharfen Außenkanten schleife ich mit dem Bandschleifer leicht rund, damit sich nachher niemand beim Klettern verletzen kann.
Jetzt geht es wirklich zum Kletterwand bauen! Im nächsten Arbeitsschritt stellen wir alle unteren Platten einmal nebeneinander hin und positionieren einen Sessel vor jede Platte, damit sie nicht umfallen können. Jetzt ist exaktes Ausrichten wichtig! Nur so ist garantiert, dass nachher zwischen den Platten der oberen Reihe keine “Felsspalten” sichtbar sind. Ich lege also bei Bedarf dünne Keile unter die Platte und kontrolliere alles mit einer langen Alulatte. Erst dann fixiere ich die untere Reihe mit den Schrauben.
Nach der perfekten Ausrichtung der unteren Reihe ist die zweite Bahn flott erledigt. Jetzt fehlt nur mehr mein Überhang. Hier montiere ich zunächst die keilförmige Unterkonstruktion, danach die vordere und die seitlichen Holzplatten. Im Anschluss setze ich mich mal kurz hin und genieße den Anblick der Steilwand.
Die rohe Kletterwand basteln war spaßig, aber jetzt wollen wir ihr auch einen schönen Look verpassen. Im ersten Schritt der Malaktion wird die gesamte Kletterwand mit weißer Farbe bemalt. Das bewirkt einerseits, dass der Hintergrund für die weiteren Farben gleich ist und sorgt andererseits dafür, dass die späteren Farbübergänge immer einen weißen Übergang haben. Für das Malen verwenden wir Schaumstoffrollen und Farben, die auch für Kinderspielzeug geeignet sind.
Nach dem ersten Malvorgang kleben wir mit einem 5cm breiten Malerband eine Landschaft an die Wand. Dann geht es so richtig los, jetzt folgen nämlich die anderen Farben. Noch im feuchten Zustand lösen wir vorsichtig alle Malerbänder ab und freuen uns über unsere neue Landschaft im Keller.
Zwei lange Tage, für die Kids einen gefühlten Monat, lassen wir nun die Farben trocknen. Dann beginnt der spaßige Teil, wir montieren die Griffe. Hier gilt die Regel, dass der Abstand zwischen den Klettergriffen maximal dem Abstand von einem Ellenbogen bis zum nächsten Ellenbogen entsprechen soll. Wir haben uns nicht an diese Regel gehalten, sondern einfach die Griffe so montiert, wie es uns am besten gefallen hat. Und dann kletterten wir im Keller hoch hinauf. Wohlwissen, dass uns die darunter platzierten Matten weich auffangen. Die Kletterwand basteln, aber auch sie zu bekraxeln, ist für die Kinder wie für uns ein gleich großer Spaß.
Noch mehr Eindrücke vom Kletterwand basteln findest du hier auf unserer Instagram-Seite. Übrigens: Falls es dich mehr ins Freie zieht – das sind die schönsten Klettersteige in Niederösterreich.
In unserem Gestalter-Bereich findest du noch mehr geniale und kreative Anleitungen zum Basteln und Selbermachen.
15 DIY-Workshops in Wien, wo du dich kreativ austoben kannst
3 Rezepte für essbare Gesichtsmasken
Genial! So bastelst du dir den perfekten Slingtrainer
Insektenhotel bauen – Tipps mit Video & häufige Fehler
Vertical Garden bauen – Erdbeeren aus der Dachrinne!
Brunnen gefällig? Selbst gräbt der Mann
Hochbeet aus Paletten bauen in 7 Schritten
Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Christian ist ein technisch versierter Bastler und Heimwerker - der mit seiner Familie auch actionreiche Abenteuer und Hotels für die Helden testet.