Die heimische Szene hat wieder eine Vielzahl tolle neue Musik für uns parat. Und das in den unterschiedlichsten Genres. Wir präsentieren dir die 18 Alben, EPs und Singles, die du im Herbst 2023 am Zettel haben solltest. Und brandneu: Hier gibt es schon die 20 besten Frühling-Releases.
von Patrick Meerwald
12. Oktober 2023: Neue Musik aus Österreich, so weit die Ohren reichen! Der Herbst zieht ins Land und es sind wieder einige tolle Neuerscheinungen am Start. Wie jedes Quartal haben wir für euch wieder eine einzigartige Übersicht zusammengestellt.
Die beste neue Musik aus Österreich im Herbst 2023
Hier liefern wir dir die Highlights aus September, Oktober und November samt Facts. Dazu verwöhnen wir dein Hörorgan mit einer dazugehörigen Spotify-Playlist zum Nachhören. 2024 kannst du viele heimische Künster:innen live in Wien erleben – siehe hier unsere Konzertübersicht.
Diese Alben sorgen für gehörig Stimmung
Steaming Satellites – Andromeda (VÖ: 15. 9.)
Die Steaming Sattellites wissen, wie sie die 70er ins 21. Jahrhundert holen. (c) Gerald vno Foris
Die 70ies und den dazugehörigen Classic Rock ala Pink Floyd oder Led Zeppelin ehren und gleichzeitig diese glorreiche Zeit ins heutige Musikgeschehen mitnehmen ist durchaus gewagt. Die Steaming Satellites nehmen sich mit Begeisterung diesem Unterfangen an. Am 15. September untermauerten sie ihre großen Skills mit Album Numero fünf Andromeda. Es besticht mit cooler Eindringlichkeit, die sich mit viel Tiefgang vereint. Was dabei Sound-technisch abgeht, ist wirklich einmalig.
ATZUR – Strange Rituals (VÖ: 15. 9.)
Das spanisch-österreichische Duo hat wieder äußerst spannende neue Musik für uns am Start. Darin werden einzelne Rituale jeweils zum Thema gemacht, die Sängerin Patricia immer wieder vollzieht. Dabei erstrecken sich diese sowohl auf jene, die ihr guttun, als auch auf jene, die sie eher bremsen. Bestes Beispiel für letzteres ist die Nummer “People Pleasing”. Hier besingt sie ihren Kampf mit sich selbst, aus gesellschaftlichen Zwängen auszubrechen. Insgesamt ist Strange Rituals eine Empfehlung für Hörer:innen, die dazu neigen, tendenziell verkopft zu sein. Die Lieder holen diese blendend ab und unterstützen sie mit Verständnis.
Josh. – Reperatur (VÖ: 22. 9.)
Josh. startet nach Burnout wieder voll durch (c) Carina Antl
Josh. hat seit seinem Durchbruch-Hit Cordula Grün einiges schon erreichen können. Drei Amadeus-Awards, Jury-Mitglied bei Starmania und obendrein zwei wirklich erfolgreiche Platten. Dieser Trubel wurde dem passionierten Sänger irgendwann zu viel, er fiel ins Burnout und auch sonst in eine mental sehr schwierige Phase. Aus dieser kämpfte er sich nun erfolgreich hinaus. Und beglückte uns im September mit seinem neuen Album Reparatur, das durchaus auch die Schattenseiten seines Erfolges hervorholt – und gleich Platz 1 der Ö3 Albumcharts stürmte. Im gewohnt coolen Storytelling seiner Lyrics zeigt uns dieses Piece neue Musik, wie vielseitig Josh. ist. “Ich wollte nicht hergehen und sagen, nur weil es eine Zeit lang einmal nicht so rosig war, lasse ich jetzt gewisse Dinge einfach aus”, sagt er im Gespräch mit den Helden der Freizeit. Hier kannst du das ganze sehr persönliche Interview mit Josh. nachlesen.
FREUDE – Salz (VÖ: 29. 9.)
Der Wiener Musiker, der sich seine eigene Musikrichtung erdacht hat (“neue Wiener Schule”) releaste im September sein Album Salz. Stolze 15 Titel sind darin verpackt, die verschiedenste Emotionen und Erlebnisse des Band Mastermind Clemens “Cley” Freude verarbeiten. Von Hoffnung bis Wut lässt er uns auf vielerlei Hinsicht daran teilhaben. Sehr mutig, aber definitiv gelungen! Mehr Details zum Künstler könnt ihr in unserer Story Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!” erfahren.
Norbert Schneider – Ollas Palletti (VÖ: 29. 9.)
Norbert Schneider ist im Blues eine riesige Nummer. (c) Stefanos Notopoulos
Norbert Schneider ist zweifellos derzeit einer der größten heimischen Blues-Musiker. In seiner über 20 Jahre schon andauernden Laufbahn hat sich der Sänger einen unverkennbaren Stil erarbeitet, der beim Zuhören einfach Staunen lässt. Auf seinem Neuling weiß er zum einen die ernste Seite des Lebens hervorzuheben: Das zeigt er bei Titeln wie Gospel Batterie oder Seifenblasen. Dabei rückt er die Vergänglichkeit in den Fokus. Anders sieht das wiederum bei I bin am Sand aus. Da sorgt er mit Wiener Schmäh für beschwingten und lustigen Mood beim Zuhören. Der Mix weiß sehr zu überzeugen.
Rosi Spezial – Katzla Jazz (VÖ: 29. 9.)
Free Jazz, Psychedelic oder doch poppig? Die Vorarlberger Truppe Rosi Spezial ist auf keinen Fall auf der Suche nach irgendwelchen Schubladen oder Genre-Grenzen. So hören sich auch ihre Nummern an. Sie sind experimentell und sehr ausgeklügelt, haben Überraschungsmomente parat und bleiben gleichzeitig im Ohr. Ende September veröffentlichten sie das Album Katzla Jazz, das ihr großes Repertoire toll unterstreicht und zugleich erweitern kann.
Paenda – Call Me Cat (VÖ: 6. 10.)
PAENDA gibt auf ihrem Album viel Persönliches preis. (c) Lukas Plöchl
Gabi Horn, wie PAENDA bürgerlich heißt, hat schon immer schon ein Gespür für tanzbare Beats mit coolem Gesang gehabt. Dazu packt sie in die Texte viele Erlebnisse aus ihrem Umfeld und ihrem Leben im Allgemeinen. Ihr neue LP legt da sogar noch einen drauf! So persönlich haben wir Texte von PAENDA bis jetzt noch nicht erleben dürfen. Sie öffnet da den Mund, wo andere noch Tabus sehen und hält dabei auch gerne mal den Finger in so manche Wunde. Und doch, der Shaky-Mood bleibt da trotzdem bestehen!
Shallig – Durchschnitt (VÖ: 13. 10.)
Man nehme eine ordentliche Prise EAV und ergänze diese mit die Ärzte, verfeinere dies mit dem Lumpenpack und schon haben wir den grundsätzlichen Tenor von Shallig eingefangen. Dieses Quartett bringt einen mit seinen Titeln sehr oft zum Lachen, wenn auch durchaus zweideutig oder auch mal etwas makaberer. Letzteres kommt aber erst dann richtig zum Vorschein, wenn einem die mal mehr und mal weniger subtile verpackte Sozialkritik ins Bewusstsein kommt. Ihr neuestes Album zeigt die Stärken des Quartetts toll auf.
Laut Fragen – Age of Angst (VÖ: 13. 10.)
Laut Fragen haben einiges in petto. (c) Marlene Rahmann
Die Postpunker von Laut Fragen sind intensiv in den Vorbereitungen für ihr Album. Im September releasten sie gleich zwei Songs, die Lust auf mehr machen konnten. Gerade auch deshalb, weil beide Titel so konträr das Potenzial einfangen konnten. Alle auf der Jagd besticht mit dem gewissen Wumms, den Punk einfach braucht. Dieser erweitert sich mit coolen Elektro-Beats, die das Arrangement in die heutige Zeit holt. Wohin gehen wir heute Nacht ist hingegen eher ruhiger und in einem mehr psychedelischen Metier Zuhause.
Skofi – Lass mich los (VÖ: 20. 10.)
Skofi holt wie mit ihren Lyrics Hörer:innen toll ab. Diese erkennen niederschwellig und ohne viel Firlefanz eigene Themen darin und fühlen sich sofort angesprochen. Das gilt auch für ihr Debütalbum Lass mich los. Als Vorbote für den ersten Langspieler gab es schon Mitte September mit dem Titel Spiegelverkehrt einen wahrlichen Lust-Macher, der genau das zeigt, was Skofi ist: Absolut relatable!
Anja Thaler – Dann wären wir das Meer (VÖ: 24. 10.)
Anja Thaler legt großen Wert darauf, mit ihrer künstlerischen Entfaltung Aufbruchstimmung zu erzeugen und gleichzeitig auch den Mut zu vermitteln, neue Wege zu gehen. Vieles davon verarbeitete die Multikünstlerin in ihrem selbstverfassten Buch, “Alles und nichts – das weiße Schiff”, das sie im August veröffentlichte. Über ihre neue Musik sagt sie selbst: “Es sind Lieder über das Leben, von tiefem Herzschmerz, Rebellion, Sehnsucht und Freude, vom grauen Alltag und großen Träumen.”
Die Buben im Pelz – Verwandler (VÖ: 27. 10.)
Dieses geniale Duo würdigt auf ihrer kommenden Scheibe vor allem den großen Lou Reed. Passend zu dessen 10. Todestag veröffentlichen sie diese neue Musik. Das Album ehrt sowohl Reeds Solo-Karriere als auch die Zeit mit The Velvet Underground. Bestes Beispiel ist das Lied Die Wüdn, das den bereits existierenden Hit Walk On The Wild Side ins Wienerische verwandelt und dadurch eine sehr gelungene Neuschöpfung entsteht.
Chris Steger – Koa Garantie (VÖ: 6. 11.)
Der 20-jährige Chris Steger ist der lebende Beweis dafür, wie heutzutage volkstümlicher Sound mit Pop-Charme radiotauglich klingen kann. Das bewies er mit seinem Debütalbum Zefix, das er 2021 herausbrachte und Platin Status in Österreich erreichen konnte. Im November erfreut er uns mit seinem zweiten Koa Garantie.
Baswod – Forever Now (VÖ: 24. 11.)
Melancholisch, nachdenklich, verträumt. BASWOD nimmt seine Hörer:innen auf besondere Reisen mit. Hier gibt es keinen Bombast. Die Betonung auf Feeling und die sanfte Voice ist da der Fokus. Genre-technisch bewegen wir uns in einer grandiosen Symbiose von Indie-Pop und Folk. Die dabei entstehenden Gänsehautschübe sind einmalig. Als Vorbote des neuen Albums bekamen wir von dem in Deutschland ansässigen Österreicher den titelgebenden Song Forever Now.
EPs
Vulvarine – Witches Brew (VÖ: 20. 10.)
Punk, leicht bluesig und vor allem im Rock ‘n’ Roll daheim. So befindet sich die Female-Exclusive Gruppe von Vulvarine im Genre-Dschungel. Kurz: Vulva Rock genannt. Diese Band heizt mit ihren Titeln immer ein, Vollgas ist da erste Priorität. Doch nicht der starke Genre-Mix macht sie so großartig. Die Lyrics setzen sich stark mit der Rolle von Frauen in der Gesellschaft auseinander. Sie empowern dabei ziemlich. Die neueste EP Witches Brew reiht sich nahtlos ein!
Singles
Endless Wellness – Schöne Dinge (VÖ: 15. 9.)
Depressionen wurden selten so poetisch und ohne übertriebenen Pathos gesungen. Endless Wellness zeigen in ihrer neuesten Single auf, wie man sich dem Teufelchen im Ohr stellen kann, anstatt diesem zu entrinnen zu versuchen. Auch wenn “es weh tun muss”, wie die Band dazu berichtet. Das Lied kommt mit viel Feingefühl und Empathie in die Gehörgänge. Ein Hauch von Humor darin sorgt für mehr Leichtigkeit, die keinesfalls ins Lächerlichmachen driftet.
Damian Lee – Wien (VÖ: 15. 9.)
Eine Ode an Wien der speziellen Sorte ist bei unserer Übersicht für neue Musik auch dabei. Wahlwiener Damian Lee zeichnet mit Schmäh ein Bild der Bundeshauptstadt, das einerseits schöne Seiten hervorholt, andererseits so manche nicht sonderlich schöne Seite. Kleinen Appetizer gefällig? Alleine die Hook fasst diese Ambivalenz stimmig zusammen: “Wien – du hübsches Dorf du City Queen, Zentnerweis hams dia eine Gspiem (gekotzt) kein Ding fürs 48er Team Hey Wien so fresh, so mean”
Junipa Gold – Odyssey (VÖ: 22. 9.)
Junipa Gold präsentieren neue Musik mit ihrer Rock-Ballade (c) Noah Insam
Neue Musik aus Vorarlberg bieten uns Junipa Gold. Ihre neueste Nummer setzt sich mit der Vielzahl von Ansichten in der Gesellschaft auseinander, die nicht selten viel Konfliktpotenzial innehaben. Musikalisch eingebettet ist dieser Themenkomplex in sehr cool ausgechecketen Synth-Riffs, die für die tolle Stimmung des Songs mehr als dienlich sind.
Die Highlights nachhören bei uns auf Spotify
Hör dich in unserer Playlist selbst durch die neue Musik aus Österreich.
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Weitere InformationenInzwischen ist schon wieder mehr Lässiges erschienen! Hier die besten Releases im Winter 2024.
Live ist heimische Musik noch cooler!
Im Dezember geben ganz viele Musikstars aus Österreich wie Voodoo Jürgens, Seiler und Speer oder Wanda Live-Gigs in Wien. Eine Übersicht, dazu plus eine Review zu Bibiza und ein Interview mit Josh. haben wir hier für euch:
Leftovers rocken Arena: “Ein Traum wird wahr!”
Die 24 besten Wien-Konzerte 2024
Bibiza Tour: Furioses Finale daheim
Josh.: “Hatte keinen Bock mehr”
Aufmacher: (c) Stefanos Notopoulos, (c) Carina Antl, (c) Lorenz Hintermayer
