Das nächste Harry-Potter-Spiel schafft dank Kosmos den Sprung in den DACH-Raum. Kann Wettstreit um den Hauspokal mit dem starken Kampf um Hogwarts mithalten? Unser Urteil mit Videoreview, Regelerklärung und Tipps.
von Christoph König und Paula König
Gerade hat der erste Harry Potter Film sein 20. Jubiläum gefeiert. Die Begeisterung um das Franchise ist ungebrochen, auch wenn uns die Phantastischen Tierwesen (hier unser Review zu Teil 3) nicht so in den Bann ziehen konnten, wie die Ursprungsreihe. Dafür sind im Kosmos Verlag einige sehr starke Brettspiele erschienen, die uns wieder voll mit dem Harry Potter Fieber infizierten. Demnächst werden wir euch unsere 5 liebsten präsentieren.
Umso gespannter waren wir, wie sich der neueste Lizenztitel Harry Potter – Wettstreit um den Hauspokal im Vergleich schlägt. 2020 bei USAopoly erschienen, hat Kosmos nun eine deutsche Version herausgebracht. Die Erwartungen waren hoch, als endlich auch eine Testversion in die Helden-Redaktion flatterte, immerhin fanden wir auch Kampf um Hogwarts (hier auf Amazon erhältlich*) und Death Eaters Rising (hier auf Amazon erhältlich*) sehr gelungen. Kann das neue Spiel da mithalten?
Tipp! Lies hier unser Ranking der besten Harry Potter Spiele. Und hier haben wir einen Erfahrungsbericht über die sehr sehenswerte neue Harry Potter Ausstellung in Wien für euch.
Der erste Eindruck des Spiels ist gut. Die Schachtel weiß mit ihrer farbenfrohen Gestaltung zu überzeugen. Die Regeln sind in der schicken enthaltenen Spielanleitung übersichtlich erklärt und sehr einfach zu verstehen.
Bei Harry Potter – Wettstreit um den Hauspokal (hier auf Amazon erhältlich*) spielen 2 bis 4 Spieler gegeneinander, wie der Name schon sagt, um den Hauspokal. Wer am Ende die meisten Hauspokalpunkte hat, gewinnt. Jeder übernimmt dabei die Kontrolle über ein Haus (Ravenclaw, Gryffindor, Hufflepuff oder Slytherin) und jeweils drei bekannte Charaktere. Diese setzt ihr bei diesem Worker Placement Spiel an bestimmten Orten ein, um Wissens- und Magieplättchen zu sammeln, Lektionen zu lernen, eure Skills aufzuleveln und damit schlussendlich Aufgaben zu erfüllen, die euch die meisten Hauspokalpunkte bringen.
Wie es genau funktioniert seht ihr in unserem Test mit Regelerklärung, Beispielen und Tipps:
Das Spielbrett ist kompakt und, wie die vier Spielertableaus, sehr schlicht und elegant gehalten. Bei genauerer Betrachtung wirkt das Material mit den enthaltenen Plättchen, Markern und Karten aber etwas klein und futzelig. Und nach den ersten Testrunden wird schnell klar, dass es sich hier bereits um den größten Kritikpunkt handelt. Denn das Design des Spiels ist in vielen Bereichen unpraktisch und nicht sehr funktionell. Allesamt kleine Mängel, die in Summe aber eine Überarbeitung rechtfertigen würden und mitunter unlogisch sind.
So werden die Skillmarker eurer Charaktere nur lose auf eine Schiene eures Spielertableaus gelegt und können euch leicht verrutschen. Hier wäre ein Zähler, der im Karton eingesteckt ist und nur mit etwas mehr Kraft verschiebbar ist (wie man das aus anderen Spielen kennt), weitaus besser. Während die Farben der Häuser zwar einen sehr netten Charme versprühen, wären bunte Skillsymbole weitaus praktischer gewesen. Das Symbol für Zaubertränke- und Dunkle-Künste-Skills ist in schwarz gehalten und sich so ähnlich, dass man es kaum auseinander kennt. Da diesen Symbolen aber gerade bei der Wahl der Aufgabenkarten eine entscheidende Rolle zukommt, wirkt sich das besonders negativ aus.
Außerdem ist das Design insgesamt zwar stylisch, es kann den Charme der Harry Potter Filme aber weitaus weniger gut einfangen, wie beispielsweise Kampf um Hogwarts oder Death Eaters Rising. Während dort die Karten mit Zaubern, Orten und Gegenständen größer sind und auch große Abbildungen davon aus den Filmen zeigen, sind diese bei den viel kleineren Wettstreit um den Hauspokal Karten nur als winziger Text beschrieben. Während man bei den anderen Spielen inbrünstig den Namen eines Gegenstands oder Zaubers ruft, den man benützt (“Finito Incantatem!”), achtet man bei Wettstreit um den Hauspokal mit der Zeit eigentlich nur noch auf die Skills, Marker oder Hauspunkte, die einem eine Karte einbringt. Wie diese Karte heißt, ist einem herzlich wurscht und darunter leidet die Atmosphäre empfindlich.
Ähnlich ist es beim Spielbrett. Das ist zwar übersichtlich, verzichtet aber auch auf Abbildungen oder Zeichnungen – Bibliothek, Lehrer- und Klassenzimmer werden nur als solche betitelt. Zu sehen ist von ihnen leider nichts. Sehr cool ist dafür das Zählen der Hauspunkte ausgefallen. Statt einer Siegpunkteleiste wie fast überall sonst (gähn!), dürft ihr grell-bunte Edelsteinchen in ein Reagenzglas werfen. Das macht nicht nur Spaß und erinnert an das legendäre TV-Quiz 1, 2 oder 3 – es ist auch sehr übersichtlich, weil einem der aktuelle Spielstand sofort ins Auge sticht.
Gut und kurzweilig ist auch das Spielprinzip. Die 7 Runden sind gerade bei zwei Spielern flott gespielt. Im Gegensatz zu anderen Worker Placement Spielen, wie Stone Age, ist der Konkurrenzkampf um die Orte, an denen man die Zauberer einsetzt, relativ gering. Das hat sowohl positive als auchnegative Effekte. Negative, weil man so kaum auf die Handlungen des anderen achtet und jeder für sich allein vor sich hinspielt – das sorgt für weniger Emotionen am Spielfeld. Positiv, weil der Konkurrenzdruck geringer ist und es sich so entspannter spielt.
In Sachen Schwierigkeitsgrad ist das Spiel einfach zu verstehen, aber gar nicht so leicht zu meistern. Denn: Wer seine Aufgaben erfüllen und viele Hauspunkte sammeln will, muss sich ganz genau überlegen, wie er seine Zauberer so einsetzt, dass er die richtigen Skills verbessert, gleichzeitig aber auch genug Wissens- und Zaubermarker einsammelt, die ständig benötigt werden. Da mehrere Zauberer zusammen eine Aufgaben erfüllen können und ihre Skills dabei addiert werden, ist man eigentlich immer am Grübeln und Kopfrechnen. Da in jeder Partie andere Orte ausliegen und man das Gefühl hat, dass man mit jeder Partie etwas besser wird, ist der Wiederspielwert ziemlich hoch. Insgesamt würden wir es irgendwo zwischen einfachem Kennerspiel und gehobenen Familienspiel einordnen – ähnlich wie Mille Fiori, bei dem ihr ebenfalls gegeneinander auf Punktejagd geht.
Harry Potter – Wettstreit um den Hauspokal ist ein passables Worker Placement Spiel, das durchaus Spaß macht. Ganz besonders das Zählsystem mit den Reagenzgläsern. Mit anderen Lizenztiteln wie Kampf um Hogwarts oder Death Eaters Rising kann es aber nicht ganz mithalten (siehe hier unser Ranking der 6 besten Harry Potter Spiele. Das liegt hauptsächlich an der Gestaltung des Spiels, die in einigen Bereichen unpraktisch und wenig funktionell ist. Aber auch daran, dass es nicht so viel Harry Potter Charme versprüht wie die zwei erwähnten Titel. Dadurch ist das Erlebnis nicht sehr immersiv und es schadet im Falle der kleinen Karten auch dem Spielfluss, weil man sich ohne Abbildungen weitaus schlechter merkt, was ein Zauberer oder Gegenstand bewirkt. Eine Überarbeitung würde dem Spiel gut tun. So können wir es nicht jedem bedenkenlos empfehlen. Wer aber ein Spiel zum Grübeln sucht, bei dem Strategie im Vordergrund steht, wird damit seine Freude haben.
Name: Harry Potter – Wettstreit um den Hauspokal
Autor: Nate Heiss
Illustration: Delaney Manner
Spieler/Alter: 2-4, ab 11 Jahren
Spieldauer: 70 Minuten.
Verlag/Vertrieb: USAopoly/Kosmos
Erhältlich: Um etwa 50 Euro hier bei Amazon*
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Fotos und Video: (c) heldenderfreizeit.com
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