Diesmal sind die Drachen echt – die Realverfilmung von Drachenzähmen leicht gemacht saust mit niedlichen Drachen und rauer Landschaft in die Kinos.
von Susanne Gottlieb, 12. Juni 2025
Ist es der Auftakt für etwas Größeres? Universal Pictures, dem das Animationshaus DreamWorks untersteht, hat allerlei bekannte Animationsfilme. Die Ich, unverbesserlich-Reihe, Shrek oder Kung Fu Panda. Nun folgt das Studio einem Pfad, den man bisher vor allem von Disney kannte: Realverfilmungen der populärsten Kiddie-Filme, um noch einmal so richtig die Kinokassa klingeln zu lassen. Den Auftakt macht der Dreamworks-Hit von 2010, Drachenzähmen leicht gemacht. Wir verraten euch, ob es sich lohnt, das Kinoticket zu lösen.
Der Wikingerjunge Hicks (Mason Thames) wohnt mit seinem Vater, dem Wikingerhäuptling Haudrauf (Gerard Butler) und seinem Klan auf der Insel Berk. Diese wird aber auch von Drachen bewohnt, und seit Generationen bekämpfen sich die beiden Spezien bis aufs Blut. Doch während die anderen Jugendlichen, wie etwa Hicks Schwarm Astrid (Nico Parker) talentierte Kämpfer sind, scheint Hicks weniger von einem Talent für das Töten von Drachen im Nahkampf gesegnet zu sein. Er bastelt lieber an zahlreichen Attrappen und Erfindungen, um sie zu erwischen.
Mit einer solchen trifft er eines Nachts auch eine besonders seltene Kreatur. Während sein Vater mit dem Klan fortsegelt, um das Nest der Drachen zu suchen, muss sich Hicks durch die Drachentöter-Akademie von Grobian (Nick Frost) plagen. Bei einem Streifzug im Wald entdeckt er alsbald den niedergeschossenen Drachen. Doch ihn zu töten bringt er nicht übers Herz. Stattdessen beginnt er den Drachen gesund zu pflegen, nennt ihn Ohnezahn und baut ihm auch eine Prothese für seinen kaputten Schwanzflügel. Die Freundschaft, die die beiden entwickeln, soll jedoch bald auf die Probe gestellt werden. Denn als das Geheimnis ans Licht kommt, will Haudrauf Ohnezahn nutzen, um endlich das Nest zu finden. Doch dort finden sie eine noch größere Bedrohung, die ein Bündnis von Menschen und Drachen erfordert.
Wie immer, wenn ein Film neu verfilmt wird, stellt sich die Frage, welche neue Themen und Ideen bringt er mit, um seine Existenz zu rechtfertigen? Ist er progressiver geworden? Werden neue Handlungselemente eingefügt? Konzentriert er sich auf eine andere Figur? Ein anderes Thema? Wird der Ton verändert? Im Fall von Drachenzähmen leicht gemacht bekommt man, wie nicht anders zu erwarten, denselben Film wie 2010, aber mit vielleicht mit ein wenig mehr Fotorealismus. Das Design der Drachen schaut natürlich komplett gleich aus, viele Szenen wurden 1:1 dem Animationsfilm nachempfunden. Auch wenn natürlich die Landschaft mit den schroffen, grün bewachsenen Felsen in echt durchaus etwas hermacht, und Urlaubspläne in den hohen Norden reifen lässt.
Eine Neuerung, die man so nennen könnte, ist, dass der Cast diverser ausfällt. Zwar gab es durchaus PoC in den amerikanischen Synchronsprecher-Reihen. Aber in der Animation waren die Figuren alle blonde Skandinavier. Hier tummelt sich schon in der ersten Reihe Nico Parker. Der Maori-stämmige Julian Dennison spielt Hicks besten Freund Fischbein Ingerman. Dass dem bereits gewisse Anfeindungen im Netz folgten, sollte leider wenig überraschen. Aber Parker beweist erneut, dass sie das Schauspielgen ihrer berühmten Mutter Thandiwe Newton geerbt hat.
In Zeiten, in denen jahrzehntelange oder jahrhundertelange Kriege zwischen Völkern immer wieder aufflammen oder weiter eskalieren, ist ein Film wie Drachenzähmen leicht gemacht natürlich eine idealistische Fantasie. Ein Hoffnungsschimmer, alte Animositäten liegen zu lassen und gemeinsam einen Weg nach vorne zu suchen. Dem Film gelingt das auch, ohne allzu viel Pathos oder Zeigefinger zu vermitteln. Es sind vor allem die jungen Generationen, in unserer Welt und auf Berk, die mit dem Status Quo brechen müssen.
Trotzdem kann sich der Film auch eines Problems, das sich in vielen Disney-Realverfilmungen präsentiert, nicht erwehren. So unterhaltsam er ist, er wirkt etwas kopiert und in den bekannten Eckpunkten schnell abgehandelt. Das Problem ist, wie bei vielen dieser Filmen, dass sie nicht allzu sehr ihre eigene Identität entwickeln dürfen. Sei es nun wegen des Wiedererkennungswerts oder den penibel darauf achtenden Fans. So bekommt man gut einen kuratierten zwei Stunden Nostalgie-Ritt auf dem Drachenrücken. Aber kaum einen Film, der langfristig beeindrucken wird.
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Mehr InformationenEine durchaus gelungene, wenn auch kaum bahnbrechende Realverfilmung eines Animationshits. Kurzweilige Unterhaltung garantiert.
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Aufmacherfoto: (c) Universal Pictures
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.