Durch Raum und Zeit in einer blauen Polizeinotrufstelle. Und das seit 60 Jahren. Zum Jubiläum und zur Disney+ Veröffentlichung der Serie mit neuem Stoff, klären wir die Frage: Wer hat die Figur des zeitlosen “Doktors” seit des Revivals am besten verstanden? In diesem Ranking nehmen wir die Doctor Who Schauspieler:innen genau unter die Lupe.
von Paula König
Doctor Who ist eine britische Science-Fiction-Fernsehserie, die schon seit einer ganzen Weile läuft. Die Hauptfigur ist der Doktor, ein zeitreisendes Alien vom Planeten Gallifrey. Ein Reisender. Eine helfende Hand. Ein Schützling. Der letzte seiner Art. Ein Wesen mit einem großen Herzen und einer Schwäche für die Menschheit (und insbesondere für Großbritannien). Nach einer gewissen Lebenszeit stirbt der Körper des Doktors und regeneriert sich. Das ist der Moment, in dem eine neue Schauspieler:in die Rolle übernimmt und für ein paar Staffeln das neue Gesicht der Serie wird. Wir wollen genau diese Darsteller:innen einordnen und herausfinden, wie sie die Figur des Doktors geprägt und weiterentwickelt haben.
Dieses Ranking erscheint nicht zufällig genau heute. Denn wir befinden uns mitten in einer wahren Doctor Who-Woche. Am 23. November ist bekanntlich Doctor Who-Tag, da an diesem Tag im Jahr 1963 die erste Folge mit William Hartnell auf der BBC ausgestrahlt wurde. Über die Jahre hat die Serie einen gewissen Kultfaktor bekommen, der es ihr ermöglicht auch nach 60(!) Jahren immer noch einen Sendeplatz zu bekommen. Mit dem 1. November 2023 wurde erstmals die gesamte Sci-Fi-Serie in Großbritannien auf BBC iPlayer zum Streaming zur Verfügung gestellt. Obwohl im Oktober 2022 von den offiziellen Doctor-Who-Accounts angekündigt wurde, dass die gesamte Serie auch auf Disney+ verfügbar sein würde, gab es offenbar noch eine rechtliche Auseinandersetzung. Der Rest der Welt muss sich vorerst “nur” mit den neuen Folgen zufrieden geben, denn die gibt es diese auf dem Streaming-Dienst zu finden.
Die erste Folge wird am Samstag, den 25. November, erscheinen. Die weiteren Folgen folgen wöchentlich am 2. und 9. Dezember. Welchen besseren Zeitpunkt könnte es also geben, um unseren Senf (oder unsere Vanillesoße? Mit Fischstäbchen?) dazuzugeben. Einen Trailer zu den Episoden zum 60-jährigen Jubiläum findet ihr hier:
Zählt man wirklich jegliche Versionen des Timelords zusammen sind es beinahe 80 Schauspieler:innen, die in Film, Fernsehen, Audio und Live-Theater in die Rolle des Doktors geschlüpft sind. Offiziell im Doctor Who-Canon sind es 15 Schauspieler:innen von den 1960ern bis heute.
In dieser Ranglisten beschäftigen wir uns mit den sogenannten “New-Who” Doktoren. Das sind jene, die seit dem Revival der Serie im Jahr 2005 in die Rolle geschlüpft sind. Ja, es wird ein baldiges Update geben sobald David Tennant im November als die 14. Inkarnation des Timelords zurückkehrt. Und natürlich auch im Frühling 2024, wenn Ncuti Gatwa (der einigen wahrscheinlich als Eric aus Sex Education bekannt ist. Unser Review zur der vierten Staffel findet ihr hier!) endlich übernimmt. Jetzt soll es aber einmal um Doctor Who gehen:
Vor genau zehn Jahren, zum 50. Jahrestag der Serie, stieß John Hurt für eine Spezial-Episode hinzu. Im Verlauf der Serie gab es bereits mehrere Multi-Doktor-Specials. Dabei handelt es sich meistens um Specials in denen mehrere Doktoren, meistens alle Regeln des Raum-Zeit-Kontinuums brechend, aufeinander treffen. The Day of the Doctor mit Matt Smith, David Tennant und eben John Hurt ist vielleicht eines der legendärsten (zumindest in jüngster Sendungsgeschichte). John Hurts Darstellung des “Kriegs-“Doktors trug einen wichtigen Teil zur Geschichte und zum Verständnis der Figur des Doktors bei, hatte aber zu wenig Zeit, um sich wirklich zu entfalten.
Hier spielt jede Menge Nostalgie und alter Charme eine wichtige Rolle. David Tennant schlüpft mal wieder in die Rolle des Doktors. Nicht aber des zehnten wie bisher, sondern dem vierzehnten. Ein neues-altes Gesicht, also. Gemeinsam mit Catherine Tate, als Donna Noble, erleben die beiden noch drei Abenteuer und damit hat es sich auch wieder. Die Liebe zum Detail und der Umgang von David Tennant mit seiner Rolle machen diese Verkörperung zu einem besonderen Anblick. Was die ganze Rolle noch stärker prägt, ist der Gedanke, dass der Doktor endlich bereit ist, sich den Menschen, die er liebt, zu öffnen und über sein Trauma zu sprechen. In dieser Hinsicht ist er so viel weiter als der zehnte Doktor, der nichts anderes tun konnte, als sich zu verschließen. All diese Eigenschaften sind sehr bedeutsam und zeigen, dass der Doktor gewachsen ist, aber bei der kurzen Zeit, die Vierzehn auf den Bildschirmen zu sehen ist, wird er auf dem siebten Platz bleiben.
Auch Jo Martins Doktor fehlt es ein wenig an der Zeit. Sie hatte ihren ersten Auftritt während Jodie Whittakers Ära und war in zumindest vier Folgen zu sehen. Da nicht bekannt ist, wann ihr Doktor tatsächlich gelebt hat, ist es schwierig, ihrer Regeneration eine “Nummer” zu geben. Daher wurde sie einfach nach der Episode benannt, in der sie zum ersten Mal vorkam: Fugitive of the Judoon. Russell T. Davies (der nun als Showrunner zurückkehrt) hat angekündigt, dass er das Doctor-Who-Universum noch viel größer machen will. Er ist der Meinung, dass das “Who-niverse” genug Geschichten bietet, um weitere Spin-off-Serien (neben Torchwood und Class) und andere Projekte zu entwickeln. Wir können also nur hoffen, dass Jo Martin in der Zukunft mehr Sendezeit bekommt, denn es gibt immer noch eine ganze Menge zu entdecken!
Bevor es hier richtig zur Sache geht muss noch einmal klargestellt werden, dass (unserer Meinung nach) alle Darsteller:innen die Rolle des Doktors verstanden und gemeistert haben. Es geht auch nicht um die Staffeln, das Autorenteam oder jegliche Companions, sondern allein um die Darstellung des Doktors (soweit das eben möglich ist). Auf Platz fünf daher Matt Smith als der elfte Doktor. Er übernahm die Hauptrolle nach dem Ausstieg des Publikumslieblings David Tennant und hatte es dadurch besonders schwer. Außerdem war er mit 26 Jahren drei Jahre jünger als Peter Davidson als der 1981 gecastet wurde und ist damit der jüngste Doktor aller Zeiten. Seine sehr spielerische Art hat besonders viele junge Fans in den Bann der Show gezogen. Damit wollen wir seine düsteren und emotionalen Perfomances nicht übergehen, aber seine kindliche Art überwiegt eben den Großteil der Sendung.
Jodie Whittaker hat Geschichte geschrieben, als sie die Rolle des Doktors übernahm. Denn sie war die erste Frau, die in dieser Rolle zu sehen war. Während wir zunächst sahen, wie der Master (der beste Freund und schlimmste Feind des Doktors) in einen weiblichen Körper regenerierte, durfte Jodie Whittaker die Hauptrolle übernehmen. Der Körper der Time Lords kann nach der Regeneration jede beliebige Form annehmen, weshalb der Doktor (und alle anderen Time Lords) als genderfluid gelten.
Es gibt also keinen Grund, sich aufgrund ihres Geschlechts auf Jodie Whittaker zu stürzen. Der Doktor war nie ein cis-Mann. Aber das ist ein anderes Thema. Mit Jodie Whittaker kam frischer Wind in die Serie. Ihre Darstellung war (ähnlich wie Matt Smiths) eher kindlich und auf eine sehr sozial unbeholfene Art charmant. Obwohl viele Leute nicht gerade Fans ihrer Geschichten waren, war die Art und Weise, wie sie sich um die Rolle kümmerte und ihr Herzblut in sie steckte, wirklich bezaubernd. Es war wirklich sehr schwer, sich im letzten Jahr von ihr zu trennen und sie verdient ihren vierten Platz wirklich.
Vielleicht etwas kontrovers, aber wir setzen David Tennant auf Platz drei. Nicht falsch verstehen, natürlich schätzen wir ihn. Für viele Zuschauer:innen ist er der Doktor (was daran zu erkennen ist, dass er nun über zehn Jahre nach seinem letzten Auftritt zu Doctor Who zurückkehrt) und das ist auch nachvollziehbar. Seine schauspielerische Leistung ist großartig und er kennt die Figur in- und auswendig, da er selbst ein Fan der klassischen Serie ist. Aber ein Fanliebling zu sein, reicht hier nicht aus. David Tennant bringt eine Menge Charisma und Flirtbereitschaft (und Küsse) in die Rolle ein. Kein anderer Doctor wurde jemals so oft geküsst wie der Zehnte. (Und ich meine, es macht Sinn, seht ihn euch an.)
Aber gehen wir noch ein bisschen tiefer. Denn der zehnte Doktor ist nicht nur Spaß und Spiel. Unter dieser ersten Schicht verbirgt sich so viel Bitterkeit und Traurigkeit, dass es nach einiger Zeit ein wenig redundant wird. Denn der Doktor ist ein sehr leidenschaftlicher Charakter, der voller Emotionen steckt. Und David Tennants Darstellung gibt ihm immer noch eine sehr herzzerreißende Note. Der zehnte Doktor ist so dramatisch. Wir lieben ihn, aber er braucht eben viel Aufmerksamkeit.
“Lass den neunten Doktor nicht aus. Überspringe niemals, niemals, niemals die Neun!“, heißt es so oft, wenn es um Doctor Who geht. Und das zu Recht. Wenn euch jemand fragt, mit welcher Staffel von Doctor Who man starten sollte, wäre die naheliegende Antwort die erste. Leider sind viele Zuschauer:innen von David Tennants Darstellung so angetan, dass sie sofort mit der zweiten Staffel beginnen. You do you, aber Staffel eins ist nicht nur eine fantastische (Wortspiel beabsichtigt!) Staffel, sondern man würde auch den großartigen Christopher Eccleston verpassen.
Ihm ist es zu verdanken, dass die Sendung im Jahr 2005 wieder erfolgreich anlaufen konnte. Seine Performance war die Brücke von der klassischen Serie zur neuen Ära. In unseren Augen hat er den Weg des Doktors nahezu perfektioniert. Genau wie Jo Martin und John Hurt hätte er einfach ein wenig mehr Zeit gebraucht. Aber in der einen Staffel, die Christopher Eccleston hatte, hat er den Humor, die Strenge und die Liebe des Doktors tadellos ausbalanciert. Ein sehr verdienter zweiter Platz. (Für alle, die der Meinung sind, dass es nicht genug vom neunten Doctor gibt. Die Hörspielfirma Big Finish, die eng mit Doctor Who zusammenarbeitet, hat kürzlich Christopher Eccleston zurückgebracht, um seine Rolle in einem neuen Hörabenteuer wieder aufzunehmen).
Trommelwirbel für unsere Nummer eins: Peter Capaldi verkörperte den Doktor von 2013 bis 2017 im Zeitraum von drei Staffeln. Er hat der Figur so viel gegeben, was wir beispielsweise bereits in Christopher Ecclestons Darstellung des Doktors sehen konnten. Eine sehr charmante und wichtige Mischung aus Härte und Sarkasmus. Er bringt David Tennants Herz eines Romantikers mit. Matt Smiths sehr wichtigen Aufruf zur Herzlichkeit. Jodie Whittakers liebenswerte soziale Unbeholfenheit.
Wie schafft er das alles? Ähnlich wie David Tennant war auch Peter Capaldi in den 70ern und 80ern ein großer Fan der klassischen Serie. Im Februar 1976, im Alter von 15 Jahren, schrieb Peter Capaldi einen Brief an die Radio Times, in dem er sie für eine spezielle Doctor Who-Jubiläumsausgabe lobte. Er war der Leiter des Fanklubs und schickte regelmäßig Briefe an das Produktionsteam mit der Bitte nach Fotos vom Set (diese wurden nur selten erhört). Man kann also sagen: Er kennt die Figur. Das unterstreicht nur die Tatsache, dass er ein brillanter Schauspieler mit einem großen Verständnis für Film ist. (Immerhin hat er 1995 einen Oscar für seinen Kurzfilm Franz Kafka’s It’s a Wonderful Life gewonnen). Zwar ist jede dieser Schauspieler:innnen ein großer Teil des Doktors, aber für uns ist Peter Capaldi der Doktor.
Hier hören die Bestenlisten nicht auf. Sowohl in unserem Seher- als auch in unserem Hörerbereich werden regelmäßig Rankings zu verschiedensten Themen erstellt. Ein Best-Of der Best-Ofs findet ihr hier:
Wer ist der beste Star Trek Captain ever?
Die James Bond Darsteller im Ranking
Die 10 besten Marvel-Filme gerankt
Die 30 größten Kinderserien-Ohrwürmer
The Beatles Top-10: Ihre besten Songs
Alle Fotos: (c) BBC
Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.