Im Dienste ihrer Majestät zu stehen ist eine langwierige Aufgabe. Nicht nur, weil die Queen so alt ist. Die Verfilmungen der James Bond Romane von Ian Fleming haben sich über die letzten 58 Jahre zu beständigen Kinokassa Hits entwickelt – mit sechs verschiedenen 007-Darstellern. Aber wer ist der beste James Bond? Zu Ehren des verstorbenen Sean Connery präsentieren wir unser Ranking.
von Susanne Gottlieb
Mein Name ist Bond, James Bond. Kaum ein Geheimagent ist so berühmt und legendär wie die britische 007, das geistige Werk des britischen Autors Ian Fleming, der im Zweiten Weltkrieg selbst als Geheimagent arbeitete. Als MGM 1962 mit Sean Connery in der Hauptrolle den Roman Dr. No verfilmte, war auch noch nicht abzusehen, dass sich dies zu einer der langlebigsten Filmreihen der Filmgeschichte entwickeln würde. Immerhin waren Tentpole und Multi-Universe Filme in den 60ern noch kein Thema. Doch Stück um Stück, Film um Film, entwickelte sich der Brite zu einer modernen Popkultur Ikone.
Viele haben James Bond immer wieder totgesagt. Und wahrlich, es gab immer wieder Momente in denen man glaubte, den Produzenten wären die Ideen ausgegangen. Ob nun durch die zu Science Fiction lastigen späteren Bond Filme von Roger Moore, unsichtbare Autos bei Pierce Brosnan, oder durch neue Figuren wie Jason Bourne, die so erfolgreich waren, dass man bei Daniel Craig versuchte den Stil sogar zu kopieren. Doch letztendlich hat James Bond immer wieder seinen Weg an die Spitze des Box Office und in die Herzen der Fans zurückgefunden.
Mit No Time to Die ist nach mehrmaligen Verschiebungen endlich auch der letzte Auftritt von Daniel Craig in seiner 15-jährigen Dienstzeit im Kino gestarten (lest hier in unserer Filmkritik – wie sehenswert der neueste Bond ist).
Eine gute Gelegenheit, die Rolle noch einmal Revue passieren zu lassen. Wer hat es am besten gemacht? Zu Ehren des verstorbenen Sean Connery haben wir die besten James Bond Darsteller im Ranking.
Was soll man hier groß sagen. Der Australier Lazenby hatte leider das Pech, genau einmal als James Bond auftreten zu dürfen. Den Leuten schien sein Auftritt in Im Geheimdienst ihrer Majestät nicht besonders zu gefallen. Im nächsten Film war noch einmal Sean Connery Bond, ehe Roger Moore übernahm. Ironischerweise war Lazenby aber der einzige Bond Darsteller der für seine Darbietung eine Golden Globe Nominierung erhielt.
Pierce Brosnan hätte eigentlich schon nach Roger Moore übernehmen sollen, war aber an seine Serie Remington Steele gebunden. Als Timothy Dalton nach zwei Outings nicht mehr zurückkehren wollte, hatte die Stunde des Iren geschlagen. Zwischen sexy Rüpel und eleganter Ladys Man, eine feine Linie auf deren beiden Seiten man die sechs Bond Darsteller platzieren kann, fällt Brosnan auf die Seite charmanter Gentleman. Seine Bond Filme waren ein Produkt der 90er, oft übertrieben kitschig, teils aber auch dramatisch packend. Gegenüber der applaudierten Folterszene in dem Kultklassiker GoldenEye stand etwa die Razzie (Goldene Himbeere) Nominierung von The World Is Not Enough oder das generell verhasste Die Another Day. Brosnan, mit all seinem Charisma, tümpelte einfach irgendwie im Mittelmaß herum.
Roger Moore war der beschäftigste Bond Darsteller von allen, er brachte es auf sieben Auftritte. So wie Brosnan bevorzugte er einen entspannt-lässigen Zugang zu der Rolle. Sein Humor und sein Frauen becircen wurden fast ebenso wichtig wie seine Spionagearbeit. Zu Beginn erhielt Moore auch noch viel Lob für seine Action-Szenen und Interpretation von Bond. Doch in den späteren Jahren erhielt er viel Kritik, die Rolle mit 58 Jahre noch immer zu besetzen, was sich auf die Qualität der Action auswirkte. Außerdem war ein späterer Brosnan Effekt bereits hier bemerkbar, die Handlungen wurden etwas zu abgedreht und waren nur mehr bedingt klassische Agentenarbeit.
Viele wird diese Platzierung verwirren. Und wahrlich, Dalton war keiner der High Profile Darsteller Bonds, unter anderem, weil er die Rolle nur zweimal spielte. Doch Dalton kann retrospektiv als der Ur-Vater der Daniel Craig Interpretation gesehen werden. Nach den überdrehten Moore Jahren wollte er Bond wieder näher an seine Romanwurzeln bringen. The Living Daylights, sein erster Film, der unter anderem auch in Wien spielt, verabreichte dem Geheimagenten wieder eine Dosis Realismus und Seriösität, übertriebene fantastische Elemente wurden ausgespart. Beide Filme waren Erfolge, und wenn James Bond nicht nach Licence to Kill für lange Zeit in Produktionspause gegangen wäre, hätten wir vielleicht noch mehr von Dalton gesehen.
Hatte man James Bond nach Brosnan bereits halbtot gesagt, so erlebte er unter Daniel Craig eine Art Renaissance. Und das obwohl er am Anfang viel Backlash erleiden musste. Zu untypisch Bond sah er aus, zu klein, zu blond. Doch mit Casino Royale, der ersten Buchadaption seit The Living Daylights 1987, lies er schnell alle Kritiker verstummen. Craig fand eine perfekte Balance zwischen dem Humor der Figur, ihrer Weltabgeschlagenheit und einer rauen Energie für die notwendigen Actionszenen. Sein Bond musste sich immer wieder den Einfluss anderer populärer Actionfilmreihen aussetzen, hat aber mit seinem Soft-Reboot- Zugang, in der langsam wieder die klassischen Bond-Figuren eingeführt wurden, ein modernes Rezept für den Helden gefunden. Und mit Keine Zeit zu sterben hat diese Ära auch einen würdigen Abschluss bekommen, wie ihr hier in unserer No-Time-to-Die-Filmkritik im Detail nachlesen könnt.
Sean Connery, der Ur-Bond, ist einfach der Standard, an dem sich alle messen müssen. Er bot mit seiner ruppigen schottischen Persönlichkeit die erste erfolgreiche Interpretation und ist das Maß, an dem all seine Nachfolger gemessen werden. In dem zeitlosen Klassiker Goldfinger bot uns Connery all die berühmten Macken und Catchphrases, die Bond Bond werden lassen. Er fragte nach einem geschüttelten und nicht gerührten Martini, er erhielt allerlei lustige Gadgets von Q, er fuhr als erstes einen Aston Martin. Er war zudem der einzige, der sein eigenes Remake drehen durfte, als er 1983 nochmals in Never Say Never, einer Neuadaption von Fireball auftrat. Connery ist und bleibt einfach der Bond. Ein Gentleman Geheimagent für alle Zeitalter. Nicht umsonst wurde er zuletzt auch in einer Abstimmung der Radio Times unter 14.000 Fans zum besten James Bond Darsteller gewählt. Der beste Bond wird er wohl für immer bleiben, auch nach seinem Tod.
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Fotos: (c) MGM