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Der schönste Tag – Review: Doku mit NS-Opfern

Der schönste Tag – Review: Doku mit NS-Opfern

Wie sollen wir uns an die Vergangenheit erinnern? Und aus welcher Perspektive? Der Dokumentarfilm Der schönste Tag widmet sich diesem schwierigen Thema. Wir erklären euch im Review wie sehenswert er ist.

von Susanne Gottlieb

24. Jänner 2022: Österreich als erstes Opfer der Nazis? Was einst eine kleine Zeile in der Moskauer Deklaration der Alliierten war, die den weiteren Umgang mit dem Land nach dem Krieg klären sollte, wurde zu einer jahrzehntenlangen Lüge und verfälschten Selbstdarstellung des Landes. Inzwischen wissen wir es besser. Aber die Frage, wie Geschichte dargestellt und interpretiert wird, wird jeden Tag aufs Neue ausgefochten. Der Schönste Tag will hier einen Blick darauf werfen – mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Handlung – darum gehts

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Für Heinz Krausz’ Familie, die Juden waren, hieß es ebenfalls ins KZ. Zurück in Österreich gründete er eine jüdische Schutzstaffel.

Die seit 1978 installierte Dauerausstellung von Österreich im KZ Auschwitz-Birkenau ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Schon in den ersten Exponaten wird man “zum ersten Opfer des Nationalsozialismus” begrüßt. Das dem Drang, hier etwas Neues zu machen, erst 2009 nachgegeben wurde, schockiert. Gleichzeitig wird aus Interviews der Historiker, unter anderem Hanna Lessing, Doron Rabinovici, Gerhard Kastelic, Hannes Sulzenbacher und Susanne Uhl klar, dass selbst heute in manchen Kreisen noch umstritten ist, wie viel tatsächlich Täterschaft und was, laut Kommentar von manchen nur “Österreich Schlechtmachung”. Ein Land, das noch immer keine Kollektivschuld tragen kann.

Parallel dazu unterhalten sich die Zeitzeugen Aba Lewit, Heinz Krausz, Ines Kluger und Edith Walter mit ihren Enkelkindern (oder im Fall Lewits einem Zuhörer) über “die schlimme Zeit”, während sie im Zug durch Österreich fahren. Die einen waren als Juden in Lagern interniert und erzählen von ihrem Kampf, ob der Schikane zu überleben. Die anderen waren Beobachter des Geschehens. Besorgt darum, dass ihnen im Krieg nicht die Decke auf den Kopf fliegt. Die Juden waren “einfach bereits weg”. Und stets ist da auch dieses Entschuldigende, das nicht darüber reden wollende. Auch all die Jahrzehnte nach dem Dritten Reich.

Der schönste Tag – Kritik

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Auch wenn nur mehr der Torbogen und der letzte Auslauf der Gleise stehen – das Leid in Auschwitz springt einem sofort vor Augen.

Die Frage, ob Österreich ein Opfer war, scheint vielleicht auf den ersten Blick, über 30 Jahre nach der Waldheim Affäre und der Deklaration des Ex-Kanzlers Franz Vranitzky, dass man ebenso Täter sei, obsolet. Aber das ist sie nach wie vor nicht. Der österreichische Nationalstolz und die bequeme Lebenslüge brechen noch immer in den unbequemsten Momenten hervor oder werden glorifiziert. Man denke nur an den Zwischenfall mit dem inzwischen verstorbenen Otto von Habsburg im Jahr 2008, der international Wellen schlug.

Der Film Der Schönste Tag stellt zu Beginn gleich einmal eine alte Installation der Auschwitz Ausstellung in den Raum. “Das erste Opfer” steht auf der Tafel, die von zwei Handwerkern abmontiert wird. Darüber eine Tonspur einer Hitlerrede, in dem ihm die Österreicher tosend zujubeln. Gespenstisch ist es, aber auch eine beeindruckende filmische Installation.

Angespannte Dynamiken

Warum man aber die Figuren, die von Auschwitz, Mauthausen und anderen KZs reden, ausgerechnet in Züge setzen musste, sei dahingestellt. Vielleicht war es eine dramaturgische Fehleinschätzung. Vielleicht geht es darum, dass die Opfer hier wieder einen Raum zurückerobern. Denn die Dynamik zwischen den Figuren, eingepfercht in ein kleines Abteil, macht es dann umso interessanter. Die Generationen-Idee ist hier an sich gut umgesetzt und spiegelt den elementaren Aufgabenbereich wieder, der Zeitzeugen heute zufällt. Die jüngere Generation an die Vergangenheit zu erinnern.

Wenn dann etwa Aba Lewit mit Tränen in den Augen an seine verstorbene Schwester erinnert, dann schluckt man selber schwer. “Renate, das war ihr Name”, schärft er seinem Gegenüber ein. Wenn Adrian Kluger die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht, wie seine Großmutter auch 80 Jahre später noch herumdruckst, wie sie als “Volksdeutsche” das Ganze erlebt hat. “Ende gut alles gut”, versucht sie einmal das Thema zu beenden. “Ich glaube nicht, dass das die Moral der Geschichte ist,” antwortet Adrian.

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Dass die Mutter etwas gegen Juden hatte, war für die junge Edith Walter damals nichts Außergewöhnliches – später hatte sie das Bedürfnis “etwas gutzumachen”.

Ungeübte Interviewer

Aber es zeigt auch die Schwächen dieser Interviewkonstellationen. Am Stärksten ist der Film, wie die meisten seiner Art, wenn er die Figuren einfach in Ruhe erzählen lässt. Aus dem familiären Trauma, aus dem Überlebenskampf im KZ. Durch die ungeübten Interviewer entsteht nämlich mitunter etwas bizarre Situationen. Dazu gehören etwa unausgereifte Fragen wie “Sag, wie war denn das damals mit dem Antisemitismus?”. Oder wenn sich Edith Walter erinnert: “Meine Mutter hat gesagt, die Menschen haben in den 30ern unter dem jüdischen Kapitalismus gelitten. Es geschieht den Juden recht” und die Enkelin das mit einem lächelnden “Ja” quittiert.

Und doch, diese Entschuldigungen, diese Relativierungen, dass man eh nichts gegen die Juden hatte. Phrasen wie “Dein Großvater war bei der SS, obwohl: Er hat nichts getan”. Sie zeigen, dass auch wenn es den Widerstand in Österreich gab, er bei Bedarf noch immer proportional stärker bemüht wird, als ein kollektives Schuldeingeständnis des Landes.

Fazit

Der schönste Tag schlägt kein neues Kapitel in der Thematik Österreich im Dritten Reich und Zeitzeugen-Erinnerungen auf. Er ist vielmehr ein Mahnmal, dass wir so gut es geht die Chance nutzen sollten, mit noch den letzten verfügbaren Zeugen zu reden.


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