Vor 20 Jahren verstarb mit Friedensreich Hundertwasser einer der größten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der legendäre Maler und Architekt prägte mit seinen markanten Bauwerken das Stadtbild von Wien.
19. Februar 2020: Bunt, schräg und gegen den grauen Zeitgeist. So könnte man die Architektur von Friedensreich Hundertwasser bezeichnen. Das gilt auch für seine Malerei. Am 19. Februar 2000 ist die Welt ein wenig grauer und fader geworden, denn an diesem Tag – genau vor 20 Jahren – ist Friedrich Stowasser (so sein bürgerlicher Name) verstorben.
Zu seinem Andenken haben wir einen Rundgang zu den von ihm entworfenen Bauwerken in Wien gemacht und verraten euch, wo ihr heute noch überall Spuren seines außergwöhnlichen Schaffens findet.
Hundertwasser. Kaum ein Name hat die österreichische Kunstwelt im vergangenen Jahrhundert derart geprägt. Ein kompromissloser Künstler, der sich niemals den Konventionen seiner Zeit beugte. Den meisten dürfte er durch seine Architektur bekannt sein. Seine Bauwerke in Österreich, Deutschland und sogar Japan sind weltbekannt und unverwechselbar. Er kümmerte sich nicht um rechte Winkel und einheitliche Färbung, stattdessen feiern seine Werke die Vielfalt der Welt und ihre Unberechenbarkeit. Hundertwassers Malerei dagegen sollte man ebenfalls nicht vergessen. Als Begründer des sogenannten Transautomatismus schuf er zahlreiche Bilder in Aquarell und Öl. Davon sind viele im Kunst Haus Wien ausgestellt.
Unsere Tour beginnt etwas außerhalb. Direkt bei der U6-Station Spittelau ragt der Schornstein der Müllverbrennungsanlage mit der überdimensionierten goldenen Kappe und der tropfenförmigen Kugel. Eine segmentierte Fassade aus einer Mischung von strengen Rechtecken und undefinierbaren bunten Formen macht das Gesamtbild komplett. Wüsste man es nicht besser, könnte man glauben, eine Ausstellungshalle oder eine Kunstuniversität vor sich zu haben.
Dieser Bruch zwischen dem Zweck des Bauwerks und dem Design ist typisch Hundertwasser. Als Naturschützer passt es gut, dass er eine Einrichtung konzipierte, die für damalige Verhältnisse eine ökologische Verbesserung im Gegensatz zu einer Müllhalde darstellte. Die Vernichtung von Müll, um daraus Strom zu erzeugen, ist symbolisch wertvoll und dieser Gedanke ist ungeachtet neuer Erkenntnisse immer noch von Bedeutung.
Kleiner als eine ganze Müllverbrennungsanlage, aber nicht weniger großartig: Das Museum Hundertwasser im Kunst Haus Wien am Donaukanal (untere Weißgerberstraße 13). Es bietet Einblick in das malerische Schaffen des Künstlers. Dominiert von farbenprächtigen Formen anstatt von Realismus tragen die Bilder Hundertwassers Philosophie ebenso wie seine Bauwerke. Zusätzlich zur Daueraustellung, die für jeden Kunstfreund ein Muss ist, bietet das Kunst Haus auch die Hundertwasser Ökologieführung für 12- bis 14-Jährige an. Diese Tour bringt ihnen seine ökologischen und gesellschaftspolitischen Visionen nahe.
Wenige hundert Meter weiter, ebenfalls nahe des Donaukanals, erreichen wir schließlich Hundertwassers berühmtesten Beitrag zum Wiener Stadtbild: Das Hundertwasserhaus (Kegelgasse 36-38). Die in allen Farben des Regenbogens bemalte Fassade mit ihren unregelmäßig gesetzten Erkern, verschieden großen Fenstern und den wellenförmigen Trennlinien ist eine der beliebtesten Attraktionen für Touristen. Auch als Wiener sollte man aber nicht gleichgültig dran vorbei gehen. Dieses Haus ist ein lebendiges Stück Kunstgeschichte. Das Gebäude gehört zum architektonischen Frühwerk Hundertwassers. Es war eines der ersten Bauwerke, an deren Konstruktion er beteiligt war.
Konzipiert für Touristen, aber auch für interessierte Einheimische keine schlechte Anlaufstation, ist gleich gegenüber das Hundertwasser Village (Kegelgasse 37-39). Hier wurde der Innenraum im Stil eines kleinen Dorfes gestaltet, als ob jedes Gebäude von Hundertwasser selbst entworfen worden wäre. So entsteht eine märchenhafte Mini-Welt. Natürlich können dort auch Souvenirs erstanden werden. Ein kurzer Spaziergang durch diese konzipierte Ortschaft lohnt sich, auch wenn man nicht vor hat, etwas zu kaufen.
Wer noch nicht genug Hundertwasser-Kunst gesehen hat, kann auch einen Blick auf das Schiff im Hundertwasser-Stil auf dem Donaukanal werfen – die MS Windobona. Für Wiener noch relativ leicht zu erreichen, lohnt sich aber auch ein Ausflug zur Raststation Bad Fischau an der A2 Richtung Graz oder zum Hügelwiesenland in Blumau und zur Hundertwasserkirche in Bärnbach.
Auch in Deutschland und der Schweiz gibt es so einiges von Hundertwasser zu sehen. Das Hunderwasserhaus in Plochingen, das Ronald-Mc-Donald-Haus in Essen, den Hunderwasserbahnhof in Uelzen, den kleinen Zwiebelturm in Darmstadt, die grüne Zitadelle in Magdeburg, die Hundertwasser-Kindertagesstätte in Frankfurt-Heddernheim, das Wohnhaus am Quellenberg in Bad Soden am Taunus, das Luther-Melanchthon-Gymnasium in Lutherstadt Wittenberg und die Martkhalle Altenrhein. Und für alle denen Fernreisen nichts ausmachen gibt es sogar in Neuseeland und in Japan drei Bauwerke des Architekten: Die Hunderwassertoiletten in Kawakawa (Neuseeland) und die Kids Plaza, die Maishima Müllverbrennung und das Maishima Sludge Center in Osaka (Japan).
Dazu entsteht in Neuseeland gerade ein Hundertwasser Art Center in Whangarei und in Korea auf der Vulkaninsel Jeju ein Hundertwasser Memorial Park. Dazu gibt es nächstes Jahr auch weitere Ausstellungen in Schweden und Deutschland. Damit ist sichergestellt, dass wir uns auch in den nächsten Jahren nicht nur in Wien am bunten Werk des Ausnahmekünstlers erfreuen werden.
In unserem Erkunder-Bereich findest du tolle Tipps, was es in Wien zu entdecken und unternehmen gibt.
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Alle Fotos (c) heldenderfreizeit.com
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.