Mit Donkey Kong Bananza schickt Nintendo seinen alten Gorilla ins erste exklusive Singleplayer-Abenteuer der neuen Switch 2 – sogar noch vor Mario oder Zelda. Das Jump ‘n’ Run ist aber alles andere als ein simpler Mario-Klon. Mehr dazu in unserer Donkey Kong Bananza Review.
von Klaus Kainz, 21. 7. 2025
Donkey Kong Bananza hat es doppelt schwer. Zum einen ist das große Spiel für Singleplayer-Fans auf der Switch 2, außerdem muss es die Preiserhöhung von Nintendo-Spielen rechtfertigen, obwohl es als Solo-Abenteuer für viele Zocker weniger Wiederspielwert als Mario Kart World haben dürfte. Allerdings weiß der Gorilla durchaus, sich mit Donkey Kong Bananza zu beweisen.
Die Zusammenfassung gibt’s übrigens als Video-Review auf Instagram, TikTok oder hier YouTube:
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Mehr InformationenAb in den Dschungel? Nein, Donkey Kong Bananza verfrachtet den Titelhelden diesmal in eine riesige Höhlenwelt, in der er alles kurz und klein schlagen kann. Dort haben es Bösewichte mal wieder auf die Bananen von Donkey Kong abgesehen. Um sein Futter zu retten und um die Schurken davon abzuhalten, den Erdkern zu zerstören, startet eine Verfolgungsjagd über ein Dutzend unterirdische Biome. Keine Sorge, die Level sind kunterbunt – Bananza ist kein düsteres Höhlenabenteuer wie Animal Well.
Außerdem hat DK diesmal sein erstes Opfer als Sidekick. Pauline, die der Riesenaffe in seinem allerersten Spielhallenautomaten entführte, ist diesmal als Kind mit dabei und lernt während dem Abenteuer, ihr Lampenfieber als Sängerin zu überwinden. Außerdem schlummert eine geheime Kraft in ihr. Ergibt irgendwie keinen Sinn, muss es in einem Nintendo-Spiel aber vermutlich nicht. Allerdings: So viel Story gab es in einem Mario-verwandten Jump ‘n’ Run noch nie.
Donkey Kong Bananza ist kein gewöhnliches Jump ‘n’ Run. Vielmehr nutzt Nintendo die Power der Switch 2 für neues Gameplay, das auf Zerstörung und Terraforming basiert. Donkey Kong kann nämlich fast die gesamte Map zu Kleinholz schlagen, nur ein paar unzerstörbare Bodenschichten halten die Level zusammen. Später gilt es beispielsweise auch, Säure mit Sand wegzuätzen oder sich aus Bodenmaterial neue Plattformen zu boxen und so weiter. Um Crafting geht es aber nie, die Zerstörung ist im Mittelpunkt.
Die Steuerung und die Spielsysteme sind für ein Spiel im Mario-Universum vergleichsweise komplex. Denn Donkey hat einige Moves drauf. Zum einen gibt es das Roll- und Sprungmanöver der alten 2D-Spiele. Nun schlägt DK aber auch mit jeweils einem Button in drei Richtungen, eine Schultertaste aktiviert einen Klatscher auf den Boden, mit der anderen krallt sich DK Brocken aus dem Boden und kann solche mit anderen Schulterknöpfe entweder als Surfbrett benutzen oder werfen.
Daneben gibt es insgesamt fünf Verwandlungen. Wenn Pauline einen neuen Bananza-Song lernt, transformiert sich Donkey zu einem anderen Tier. Als Elefant kann er dann beispielsweise gefährliche Bestandteile der Umgebung aufsaugen, als Schlange höher springen oder als Geier kurz fliegen. Wer genug Bananen sammelt, quasi das Äquivalent von Sternen in Mario, kann die Skills zudem aufleveln.
Das ergibt eine große Palette an Möglichkeiten, sich dem jeweiligen Ziel in den einzelnen Leveln zu nähern. Gleichzeitig kann er als Affe auf fast alle Oberflächen klettern, sollten sie nicht zu glatt sein – wie in Zelda, aber mit unendlich Ausdauer. Die meisten Biome sind zwar kleine Sandboxen, haben aber relativ lineare Hauptziele – üblicherweise müsst ihr irgendwo an der Spitze eines Bergs das Rohr zur nächsten Unterschicht freiboxen.
Dabei könnt ihr relativ kreativ mit dem Moveset und den Verwandlungen umgehen. Statt dem Hauptweg auf der Oberfläche zu nutzen, kann man sich vielleicht einfach durch den Berg graben. Muss man später größere Schluchten überwinden, können die Verwandlungen unterschiedlich genutzt werden. Gelungen ist hier übrigens die Kamera. Gräbt man sich tief in den Boden, macht das Spiel Donkey und die gegrabenen Tunnel gut sichtbar, so dass die Orientierung nicht verloren geht.
Zugegeben, die ersten Ziele sind noch relativ simpel gestaltet und nicht sonderlich schwer zu erreichen. Das kaschiert das Spiel mit viel “instant gratification”, wenn man die Umgebungen zerschlägt. Die Felslandschaften im Spiel kommen nämlich Pinatas gleich. Es gibt kaum einen Stein, aus dem es nicht Gold und Schatztruhen spült. Sprengt man mit Bomben große Teile der Landschaft oder saugt sie als Elefant auf, bedient es ähnliche Belohnungsgefühle wie der Powerwash Simulator oder Vampire Survivors.
Das Dopamin fließt fast schon automatisch. Vor allem, weil Nintendo das Maximum aus der Zerstörung herausgeholt hat. Es fühlt sich nämlich schön deftig an, auszuteilen. Partikel fliegen durchs Bild, es gibt kurze Freeze-Frames, wenn getroffene Gegner durch Wände krachen, das Gold macht Raschelgeräusche und die Controller vibrieren subtil.
Allerdings hat Nintendo eine relativ gute Wirtschaft ins Game eingebaut, wodurch der Goldrausch auf Dauer durchaus einem Zweck dient. Oft sind Level-Barrieren mit Gold zu bezahlen und Heilgegenstände sind teuer. Das ist wichtig, weil das Spiel in der zweiten Hälfte durchaus schwer sein kann. Einige Bosse haben hektische Angriffsmuster und hauen rein. Geht Donkey Kong K.O., verliert der Spieler ebenso Gold.
Die große Stärke in der Präsentation sind die Animationen von Donkey Kong, die ihn lebendiger denn je machen. In den Zwischensequenzen als auch während dem Gameplay fehlt es dem Affen nie an ulkigen Grimassen. Außerdem hat der Titel mehr Storytelling als so ziemlich jedes Jump ‘n’ Run von Nintendo zuvor.
Pauline labert Donkey Kong in Ladezeiten und Level-Übergängen oft zu und erinnert damit fast schon an die Sidekicks in PlayStation-Titeln, Marke God of War oder The Last of Us – nur familienfreundlich. In den Zwischensequenzen hat das Spiel wiederum oft die Dramaturgie von Dreamworks-Animationsfilmen. Ganz mit dem alten Nintendo-Wahnsinn passt das nicht immer zusammen, aber dadurch ist das Spiel weniger vorhersehbar als ein typisches Mario-Spiel.
Abgesehen davon fehlt es dem Titel aber leider an Stil. Die Welten alle knallig und bunt, aber an die dichte Dschungel-Atmosphäre von früher kommt es nicht heran. Das Art-Design der Welten stinkt auch gegen Super Mario Odyssey ab, das vom selben Team wie Bananza stammt. Die felsigen Landschaften haben oft einen grellen Farbton und sind häufig gleichförmig. Bei den Alleinstellungsmerkmalen hinkt es den Mexiko- oder Manhattan-Welten bei Odyssey klar hinterher.
Enttäuschend ist vor allem die Musik. Besonders Donkey Kong Country war für die atmosphärische Musik der alten Rare-Komponisten bekannt. Auch in Bananza sind die mit Abstand besten Songs Remixe der alten Super Nintendo- oder Nintendo 64-Ableger, die während kleinen Nostalgie-Abschnitten abgespielt werden. Der Rest des Soundtracks ist aber relativ austauschbar und könnte auch in ein beliebiges Kirby-Game passen.
Als Verkaufsargument für die Switch 2 macht Donkey Kong Bananza vieles richtig. In der Welt der Nintendo-Spiele liefert der Gorilla nämlich tatsächlich frisches Gameplay, das mit der Hardware der alten Switch so vermutlich nicht umsetzbar gewesen wäre. Ob es denn ein ähnliches Must-Have wird, wie zu seiner Zeit Super Mario Odyssey, sei dahingestellt.
Die neuen Mechaniken haben durchaus Suchtpotential. Denn über seine 15 bis 20 Stunden lange Kampagne wird es nie langweilig, die Level kurz und klein zu schlagen, auch wenn es etwas dauert, bis der Schwierigkeitsgrad ansteigt. Stilistisch hinkt es Mario aber hinterher. Das visuelle Weltendesign und die Musik sind nämlich vergleichsweise schwach.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.