Die nackte Kanone ermittelt wieder. 31 Jahre nach dem dritten Ableger. Diesmal in der Rolle des chaotischen Cops und Junior von Frank Drebin: Action-Routinier Liam Neeson – der wieder einmal beweist, dass er witzig sein kann.
von Susanne Gottlieb, 1. 8. 2025
Wer kann sich nicht an ihn erinnern? Leslie Nielsen als der weißhaarige, trottelige, aber trotzdem sehr effiziente Ermittler Frank Drebin? Nielsen hat sich dafür einen Ehrenplatz in unserer Liste der 40 besten Film-Comedians verdient. Die Slapstick-Filme der Die nackte Kanone-Reihe sind Kult. Wenn auch inzwischen etwas in die Jahre gekommen, was manche Gags betrifft. Konzipiert wurden sie einst von den Machern von Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug: ZAZ, den US-Regisseuren und Drehbuchautoren Jim Abrahams und der Brüder David und Jerry Zucker.
Die Neuauflage kommt nun von jemanden, der ebenfalls seine Jährchen an Erfahrung im komödiantischen Genre gesammelt hat. Produziert vom nicht minder humorvollen Seth McFarlane, wurde der Film ko-geschrieben und inszeniert von Akiva Schaffer. Der sollte für Comedy-Fans nicht ganz unbekannt sein. Immerhin war er jahrelang ein Teil der Comedy-Truppe The Lonely Island rund um Andy Samberg, die bei Saturday Night Live Sketches wie Dick in My Box schufen.
Kann Schaffer also wieder die satirische Blödelkomödie beleben? Er stellt sich nicht ganz so ungeschickt an. Warum man dem Film durchaus eine Chance geben sollte, lest ihr hier.
Eigentlich lebt Lt. Frank Drebin Jr. (Liam Neeson) ein ganz normales Polizistenleben. Morgens in seiner kalten Wohnung das Bild seiner toten Frau anstarren, literweise To-Go-Kaffee trinken und die Bösewichte mal so richtig verhauen. Nach einem besonders radikalen Einsatz bei einem Banküberfall wollen die Täter aber nun klagen – und die Polizeichefin (CCH Pounder) beordert Frank mit seinem Partner Capt. Ed Hocken Jr. (Paul Walter Hauser) zu Unfallinspektionen. Dort übernehmen sie den mysteriösen Tod eines Angestellten einer Firma, der in einem selbstfahrenden Auto mit KI in den Tod gestürzt ist.
Der Chef des Unternehmens, Richard Cane (Danny Huston), wird für Frank auch gleich zu einem Verdächtigen. Auch Beth (Pamela Anderson), die Schwester des Verstorbenen, will Cane an den Kragen. An irgendetwas habe ihr Bruder gearbeitet, ist sie sich sicher. Und die Firma will das nun vertuschen. Also beginnt Frank wieder äußerst unkonventionell zu ermitteln. Immerhin ist nicht nur sein Job gefährdet. Die ganze Polizeieinheit könnte geschlossen werden, wenn sie nicht bald wieder Erfolge vorweist.
Kindisch-infantile Gags, teilweise mit Flatulenz-Anspielung? Geht das noch? Schaffer versucht es zumindest – und ist damit erfolgreicher als man zunächst glauben möchte. Die nackte Kanone in der 2025-Edition ist unterhaltsam und versucht nicht mehr zu sein als sie ist. Kurzweilige Unterhaltung ohne allzu hohe Ansprüche. Und kurzweilig ist hier auch wirklich das Stichwort. Mit gerade einmal 85 Minuten Laufzeit ist sich der Film der Tatsache, dass Blödelgags nur kurz und knackig funktionieren, durchaus bewusst. Trotzdem reicht es, dass der Film sich belustigt durch den ganzen Katalog an absurden Genres-Klischees durchackert, und sogar noch die Zeit findet, in der romantischen Flirt-Montage einen Film im Film einzubauen. Denn wenn Frank und Beth sich näher kommen, findet das Buch von Schaffer sogar Zeit, einen kleinen amüsanten Horror-Nebenplot einzubauen.
Die Gags sind es auch, an denen sich der Film manchmal aufläuft. Prinzipiell funktioniert die Handlung am besten, wenn Schaffer sich einfach über die gegenwärtigen Konventionen des Polizei-Genres lustig macht. Die Original-Die nackte Kanone-Filme entstanden immerhin zu einer Zeit, bevor Donald P. Bellisario mit JAG und Dick Wolf mit Law & Order den Fernsehmarkt überströmten, und viele der modernen Standards setzen. So finden sich amüsante Jokes, wie dass Frank und Ed ständig und immer größere Kaffeebecher bekommen, ein wenig Maskenspiel im Stil von Mission Impossible gibt es auch. Weniger gelungen ist der Film, wenn er allzu sehr versucht, Gangpointen der alten Filme zu kopieren. Es gibt einen Grund, warum der ZAZ-Stil in den letzten 20 Jahren ausgestorben ist.
Liam Neeson, der sich 2008 mit 96 Stunden zum unerwarteten Actionhelden erhob, ist auch hier eine unerwartete Traumbesetzung. Er spielt den Junior weniger gockelhaft, sondern wie einst Nielsen sehr geradlinig. Nur dass vieles, was Drebin jr. tut, natürlich sehr idiotisch ist. Wenn man dann noch die tiefe Stimme mit hinein haut, wirkt es umso seriöser.
Auch erfreulich ist, dass Pamela Anderson seinen Love Interest spielt, und nicht ein jugendliches Sternchen. Anderson, die seit The Last Showgirl ihr Comeback hat, zeigt abermals, dass auch sie das Zeug zu witzigen Pointen hat. Die Chemie der beiden Hauptdarsteller funzt, die besten Momente ergeben sich in ihrem Zusammenspiel. Danny Huston ist wieder schön diabolisch als Bösewicht, und scheint auch ziemlich Spaß an der Sache zu haben. Tech Bros sind einfach die Bösewichte des 21. Jahrhunderts.
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Mehr InformationenDie nackte Kanone trifft nicht immer. Aber sie unterhält besser, als man sich das vielleicht vorab gedacht hatte.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.