Fargo-Showrunner Noah Hawley nimmt sich diesmal dem fiesesten Alien der Filmgeschichte an und verfrachtet es auf die Erde. Unsere Kritik zur Disney+-Serie Alien: Earth.
von Susanne Gottlieb, 5. 8. 2025
Das Alien will nicht sterben. Nach dem ersten Alien von 1979, seinen drei Fortsetzungen, den zwei Prequels, einem Spinoff und dem Crossover mit dem Predator, hat es in Alien: Earth aber letztendlich das geschafft, was es in all den Jahren davor nie zustande gebracht hatte: Es ist auf der Erde gelandet.
Dort gilt es abermals Facehugger, superschnelle Xenormorphe, sowie die gierige Politik der Weyland-Yutani, als auch anderer Großfirmen zu navigieren. Die Serie startet am 13. August auf Disney+. Was sie kann, verraten wir hier.
Auch im Jahr 2120 hat Weyland-Yutani seine Gier nach Alien-DNA noch nicht aufgegeben. Ein Forschungsschiff, mit dem Cyborg Morrow (Babou Ceesay) an Bord, soll verschiedene Alienformen zurück zur Erde bringen. Darunter auch die Eier der Xenormorphen. Natürlich geht schon zu Beginn alles schief und das Alien bringt das Schiff auf der Erde zum Absturz.
Die Stadt in der er es landet heißt New Siam, und “gehört” einem Konkurennten von Yutanik, dem reichen CEO der Prodigy Corporation, Boy Kavalier (Samuel Blenkin). Dieser hatte zuvor die Grenzen des Möglichen gesprengt, und den Geist von Todkranken in synthetische, erwachsene Körper transferiert. Sein Erstling: Marcy, die sich als Synth nun Wendy (Sidney Chandler) nennt. Sie und ihre “Geschwister”, alle nach Peter-Pan-Figuren benannt, werden unter der Führung des Synths Kirsh (Timothy Olyphant) von Boy Kavalier geschickt, das Raumschiff zu durchsuchen. Er will das Cargo, was immer es ist, Wendy will ihren Bruder Joe (Alex Lawther) finden, der dort als Mediziner im Einsatz ist. Doch die seltsamen Alienformen zurück auf Boy Kavaliers Insel-Refugium zu nehmen, soll sich als keine so gute Idee erweisen.
Man erinnert sich ein wenig an Picard, was die Ausrichtung der Serie angeht: Die Frage nach künstlicher Intelligenz, die Feinheiten zwischen Mensch und Maschine, rücken plötzlich in den Vordergrund in einem Franchise, das zwar auch daran, aber nicht hauptsächlich an diesem Aspekt interessiert war. Seis drum. Gut schaut es auf jeden Fall aus. Alien: Earth vermischt die altbekannte Optik der Weyland-Yutani-Schiffe mit einer Erde, wie sie für die meisten Zivilisten in 100 Jahren wohl aussehen könnte. Ein bisschen Blade Runner-Effekt mit den billigen Nudelboxen und den großen Bildschirmen an Gebäuden konnte sich aber auch Alien: Earth nicht erwehren.
Die Idee, diese Geschichte in erster Linie über die Synths zu erzählen, und ihnen tragische Geschichten zu geben, war in Ansätzen schon in Alien 4 mit Call (Winona Ryder) eine fortlaufende Idee. Doch Wendy und ihre Geschwister bringen ihre ganz eigene Dynamik in die Erzählung. Sie sind im Kern übernatürlich starke Kinder, die mit dem Horror einer übernatürlich starken und gerissenen tödlichen Kreatur konfrontiert sind. Sowie der Tatsache, ein Spielball in den Anstrebungen nach Ruhm und Macht der menschlichen Korporationen zu sein.
Letztendlich setzt Hawley nicht auf große CGI-Monster, sondern arbeitet wie schon einst Scott mit einem Mann in einem Kostüm, ohne allzu große Scare Jumps. Irgendwo zwischen dem Horror des ersten Films und der Action der Folgefilme meuchelt sich die erste Kreatur, die auf der Erde landet, durch die Soldaten. Man kann sich nur vorstellen, was passieren wird, sobald eine ganze Kolonie schlüpft. Die andere interessante Entscheidung war, die Handlung von Weyland-Yutani weg zu navigieren, und einen neuen Superkapitalist, die Prodigy Corporation, einzuführen.
Doch der Kapitalismus und die Ausbeute des 21. Jahrhundert brauchen andere Referenzen als die 70er. Dort war es der gesichtslose Riesenkonzern mit seinen “Sklaven” im Weltall. Jetzt, im Sinne der modernen, Social Media erprobten Tech Boys, ist es ein Wunderkind, das glaubt, die Welt und die Menschen seien sein Spielball. Die Peter Pan-Referenz kommt nicht von ungefähr. Dass Boy Kavalier an Zuckerberg, Musk und die ganze Gang erinnert, auch nicht. Was man der Serie vorwerfen kann? Dass sie unglaublich langsam in die Gänge kommt. Wendy ist sympathisch, aber neben Figuren wie Morrow oder Krish nicht die interessanteste Figur im Mix. Eine unschöner Umstand ob der Tatsache, dass Alien immer ein frauen-zentriertes Franchise war.
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Mehr InformationenAlien: Earth ist eine schön gemachte Serie, die sich durchaus würdig in die Reihe eingliedert. Allein die Startschwierigkeiten machen die Angelegenheit etwas anstrengend zum Anschauen.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.