Indie-Pop, Kampfansage und ganz viel Glitzer: die Band Blond aus Chemnitz hat am 21. 11. 2023 einen Tourstop in Wien eingelegt. Was gespielt wurde, wie die drei abgerockt haben und welche Bühnen noch anstehen, haben wir für dich in unserer Held:innen Konzert-Review zusammengefasst.
Von Verena Fink
„Auf geht’s Blondies, kämpfen und siegen!“ Wir stehen an einem Mittwochabend im engen, ausverkauften Flex. Ankathie Koi rockt die Bühne im 80er Jahre Look – „die ist ja cool“, so eine Freundin zu mir. Die bayrische Sängerin sorgt als Vorband für top-tanzbare Stimmung im Raum. Und dann endlich: Blond kommt und stimmt einen der vielen Hits des neuen Albums an. In Durch die Nacht (2023) werden die ups- and downs des Künstler:innen-Daseins besungen.
Übrigens: Hier kannst du unsere Konzertreview mit Backstage-Interview zum fulminanten Tourauftakt der Leftovers in der Wiener Arena nachlesen.
Blond – das sind die Schwestern Nina Kummer (Gesang, Gitarre) und Lotta Kummer (Gesang, Schlagzeug) sowie ihr Kumpel Johann Bonitz (Gesang, Bass). Kummer? Hat man schon mal gehört! Nina und Lotta sind die Schwestern von Till und Felix Kummer, feste Bestandteile der Band Kraftklub (da waren wir übrigens auch beim letzten Konzert in Wien dabei – lies unsere Review hier). Neben Gesellschaftskritik, flotten Sprüchen und einer musikalischen Blutlinie haben die beiden Bands aber nicht viel gemeinsam.
Blond macht ihr Ding und setzt mit feministischen Texten aus der FLINTA* Welt eigene Akzente. Da geht es zum Beispiel um den Uterus und Periodenschmerzen, die genau dann „reinkicken“, wenn man es am wenigsten braucht (Es könnte grad nicht schöner sein, 2020), um Männer, die einen ungefragt angrapschen (Du und Ich, 2023) oder um toxische Beziehungen (toxic, 2023). Die Texte sind frech, die Musik ist laut – Blond bricht gekonnt Tabus und schafft mit Glitzer und grellen Farben einen verspielten Rahmen für ihre Kampfansage.
Die Setlist beim Konzert ist gut durchmischt. Dieses Jahr erschien das zweite Blond Album: Perlen hält die Tradition hoch und provoziert weiterhin drauf los, wie man es schon vom Debütalbum Martini Sprite (2020) und ihren zahlreichen Singles kennt. Die Show im Flex besteht neben neuem Perlen-Stoff auch aus Klassikern wie Spinaci (2018) und altbewährten Nummern wie Sanifair Millionär (2020). Angestimmt werden außerdem Coverversionen von Disco-Tanzhits wie Sexy Back (Justin Timberlake) oder Candy Shop (50 Cent), die Texte der Klassiker müssen allerdings weichen, Blond schmettert stattdessen progressive & feministische Lines von der Bühne.
Durch die Nacht (2023)
mein boy (2023)
Kälberregen (2020)
Ich sage ja (2023)
Thorsten (2020)
Sims 3 (2023)
immer lustig (2023)
oberkörperfrei (2023)
toxic (2023)
Dance with Somebody (Cover von Mando Diao)
Es könnte grad nicht schöner sein (2020)
Sanifair Millionär (2020)
Sexy Back (Cover von Justin Timberlake)
Candy Shop (Cover von 50 Cent)
Play Hard (Cover von David Guetta)
Du musst dich nicht schämen (2023)
—Zugabe—
Du und Ich (2023)
Spinaci (2018)
Männer (2023)
Eine Blond-Show ist auch immer was fürs Auge. Es werden mehrmals die Outfits gewechselt, das Publikum wird Teil der Performance und die beiden Schwestern liefern flotte Tanzeinlagen. Nach ca. 75 Minuten verlässt Blond die Bühne und lässt schwitzende, zufriedene Fans zurück, die sich erstmal von den Moshpits erholen müssen. Oder doch nicht?
Zugabe! Outfitchange ins Hochzeitskleid und Lotta spielt eine Flöte, auf der am anderen Ende eine Sprühkerze befestigt wurde. (what?) Männer! (2023) Die Menge johlt. Der Fanruf “Auf geht’s Blondies kämpfen und siegen!” hat übrigens die Melodie und Rhythmik eines Fußball-Schlachtgesangs. Es ist ironisch, dass genau an dem Abend des Konzerts ein Testspiel für die Fußball Nationalmannschaft zwischen Deutschland und Österreich stattfindet. Beim nach Hause gehen treffen glitzrige Blondinators auf Männer mit schwenkenden Österreichflaggen. Ein amüsantes Schaubild. Und immerhin haben Blond – im Gegensatz zu ihren deutschen Teamkicker-Landsleuten – eine Top-Leistung abgeliefert.
Hier kommt Blond für die aktuelle Tour auch noch vorbei:
23. 11. 2023 – München, Muffathalle
24. 11. 2023 – Stuttgart, LKA Longhorn
25. 11. 2023 – Freiburg, Jazzhaus
26. 11. 2023 – Zürich, X-TRA
28. 11. 2023 – Frankfurt am Main, sankt peter
29. 11. 2023 – Köln, Live Music Hall
30. 11. 2023 – Hamburg, Uebel & Gefährlich
2. 12. 2023 – Berlin, Astra Kulturhaus
3. 12. 2023 – Leipzig, Felsenkeller
16. 1. 2024 – Linz, Posthof
18. 1. 2024 – Erlangen, E-Werk Kulturzentrum / Saal
19. 1. 2024 – Erfurt, Central
20. 1. 2024 – Münster, Skaters Palace
22. 1. 2024 – Essen, Weststadthalle
23. 1 .2024 – Köln, Live Music Hall
24. 1. 2024 – Hannover, Capitol
26. 1. 2024 – Hamburg, FABRIK
27. 1. 2024 – Bremen, Modernes
28. 1. 2024 – Berlin, Huxleys Neue Welt
30. 1. 2024 – Leipzig Felsenkeller
Noch mehr Reviews, Vorschauen bzw. alles rund um Musik kannst du in unserem Musikressort nachlesen. Unsere aktuellen Perlen:
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