Du hast dich immer schon gefragt, wie Top-Winzer:innen das ganze Jahr an ihrem Spitzenwein tüfteln? Das kannst du bei den Weinviertler Erlebnisbetrieben bei einer Führung erfahren. Einer davon ist das Weingut Gilg. Von Korneuburg kommend sticht einem das supermoderne Gebäude an der Hauptstraße in Hagenbrunn sofort ins Auge. Als uriger Gegensatz dazu wartet der traditionsreiche mit Stammgästen gefüllte Buschenschank der Familie im Ortskern auf dich. Jungwinzer Stefan Gilg ist nun schon in dritter Generation im Weingarten unterwegs und produziert u. A. einen der besten Traminer des Landes. Wieviel wertvolles Wissen sich dabei angehäuft hat, merken wir schon in den ersten Minuten unseres Gesprächs.
von Miriam Usenik & Christoph König, aktualisiert am 16. 4. 2024
Das Weinviertel ist mit seinen mehr als 13.000 Hektar das größte Weinbaugebiet Österreichs. Durch die unterschiedlichen klimatischen Einflüsse sind sehr viele Weinsorten vertreten: Im Westen findet man neben dem typischen Weißen auch köstliche Rotweine, im Nordosten gedeiht vorwiegend der Grüne Veltliner und im Südosten – dank des pannonischen Klimas – der Burgunder und Traminer. So vielfältig wie das Klima und die Böden im Norden von Niederösterreich (siehe beispielsweise unser Bericht zum Retzer Erlebniskeller) sind auch die Weinviertler Winzer.
Einer von 12 Weinviertler Winzer:innen, bei denen du regelmäßig bei einer Führung einen Insidereinblick in das Handwerk bekommst (die komplette Liste mit Terminen findest du unten) ist das Weingut Gilg. Der erst 2018 runderneuerte Weinkeller am Fuße des Bisambergs überzeugt mit Topqualität und viel Transparenz – und das nicht nur wegen seines modernen Weinshops im stylischen Glasdesign. Gleich neben der Einfahrt ist eine Reihe mit verschiedenen Weinstöcken gepflanzt, bei der die Besucher:innen die Unterschiede zwischen den Sorten sofort sehen, ertasten und im Herbst auch erschmecken können. Im Inneren erklärt uns Stefan die Feinheiten seines Handwerks und geht dabei durchaus in die Tiefe. Die Begeisterung, mit der er dabei von der Wissenschaft des Weinbaus spricht, bei der er selber immer wieder Neues dazulernt, ist durchaus ansteckend.
Spätestens als uns Stefan von den verschiedenen Sorten in seinen Weingärten erzählt, wird eines besonders klar: auch die Winzer:innen müssen mit der Zeit und dem Klima gehen. War vor einigen Jahrzehnten noch ein Doppler Schankwein gut genug, muss der edle Tropfen heutzutage wesentlich mehr können. Dabei achtet Stefan besonders auf die Gegebenheiten der Natur. Nicht jede Rebsorte passt in jeden Weingarten. Da gedeiht in einem der Rotwein prächtig und gleich daneben ist es dem Grünen Veltliner viel zu trocken. Der aus einer Meeresbucht entstandene Boden aus Sand, Muscheln und Muschelkalk ist eben nicht jeder Sorte Sache.
Die Zusammenhänge hat Stefan schon früh verstanden. Direkt nach der Ausbildung konnte er seine Eltern davon überzeugen, wieder Traminer zu pflanzen. Eine uralte Sorte, die im Vergleich beispielsweise zu ihrem Sprössling, dem Grünen Veltliner, wegen eher niedrigem Ertrag und seiner vollmundigen Würzigkeit ein Schattendasein fristete, in Zeiten des Klimawandels aber ein Revival erlebt. Stefans erstes großes Projekt im Familienbetrieb ist ihm so gut gelungen, dass sein Gelber Traminer 2020 von 10.000 eingereichten Weinen Salon Bundessieger wurde und 92 Falstaff Punkte erhielt.
2018 wurde die neue Kellerei fertiggestellt. Im unteren Geschoss finden alle Schritte der Herstellung des Weines statt – von der Halle oben werden die Trauben nach unten geleitet und weiter verarbeitet, eingelagert, am Ende in Flaschen gefüllt und etikettiert. Zum Schluss unserer Führung finden wir uns im Schauraum wieder und dürfen ein paar der Weine verkosten. Zum Gelben Traminer fällt uns nur ein Wort ein: “Fantastisch!”
Das Lieblingsflascherl im Gepäck, geht es für uns weiter in den Ort hinein. Im Kontrast zum modernen Weinkeller, führt uns Stefan anschließend noch zum Buschenschank, bei dem er gemeinsam mit seinen Eltern die Gäste persönlich bedient. Herzhafte Schmankerl wie Grammelknödel oder Schweinsbraten und Klassiker wie selbstgemachte Aufstriche und Salate genießen hier nicht nur die Stammgäste (viele aus Wien). In alter Heurigentradition holst du dir dein Essen vom Selbstbedienungsbuffet. Passend dazu kannst du natürlich hier auch die hauseigenen Weine verkosten.
Für ein Familienfoto für die Helden der Freizeit ist gerade keine Zeit. Dafür ist das Lokal an diesem Sonntag einfach zu gut gefüllt. Und weil das Personal derzeit rar ist, muss jedes Familienmitglied ordentlich anpacken. “Morgen am Montag sind nicht weniger Leute da”, freut sich Stefans Vater Ludwig, der mit viel Stolz von den neuen Ideen seines Sohns erzählt. Den Buschenschank betreibt die Familie hier in der Schlossgasse 33 schon seit 1976 und bald 50 Jahre. Er wurde rund um die Jahrtausendwende neu gestaltet und erweitert. Wann “ausgsteckt is” siehst du unten in unserer Factbox. Nur am Freitag ist Ruhetag beim Heurigen. Da hat dafür der Weinshop mit Ab-Hof-Verkauf geöffnet. Und da ist sie wieder, die gelebte Synergie bei den Gilgs zwischen traditionell und modern.
Schau dir hier ein Video von unserem Besuch beim Weingut Gilg und der Buschenschank an. Und wenn du Weine liebst und mit einer nostalgischen Zugfahrt durch herrliche Landschaften verbinden willst – dann ist diese Fahrt mit dem Reblaus Express samt Heurigenwaggon genau das Richtige für dich.
Das Weingut Gilg ist nicht der einzige Winzer, den du besuchen kannst. Noch mehr Betriebe kannst du bei der Aktion wein.gut.schauen begutachten.
Adressen: Weingut – 2102 Hagenbrunn, Hauptstr. 64-66 | Buschenschank – 2102 Hagenbrunn, Schlossgasse 33
Mail: weingut@gilg.at
Tel.: +432262672781
Homepage: www.weingut-gilg.at
Öffnungszeiten Ab-Hof-Verkauf:
Jeden Freitag von 13 bis 18 Uhr
Öffnungszeiten Buschenschank:
Samstag bis Donnerstag ab 11 Uhr zu folgenden Terminen:
1. 8. 2023 – 24. 8. 2023
1. 10 .2023 – 24. 10. 2023
2. 12. 2023 – 21. 12. 2023
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Mehr InformationenNoch 2 Ausflugstipps! Im Weinviertel wachsen nicht nur köstliche Trauben, nein (was nur wenige wissen), sogar großartige Bio-Himbeeren, aus denen sich köstlicher Himbeersturm machen lässt. Dafür lohnt sich ein Ausflug ins Biobeerenland Hummel nahe Laa an der Thaya. Lies hier in unserem Genussbericht, wann du da sogar selbst Beeren pflücken kannst und welche Spezialitäten dich dort erwarten. Oder du schaust dir mit dem Retzer Erlebniskeller Österreichs größten historischen Weinkeller an.
Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Advertorial-Hinweis: Dieser Artikel ist im Zuge einer Kooperation mit Weinviertel Tourismus zustande gekommen.
Miriam Usenik schreibt seit 2017 für die Helden der Freizeit über Events, Ausflugsziele und das monatliche Netflix-Programm. Für ihre Serie "Miriams Ausflugstipps" produziert sie tollen Social Media Content.