Zum Start der vierten Staffel von The Marvelous Mrs. Maisel haben wir für euch 4 Gründe, warum die Serie unser Ranking der besten Amazon Prime Serien anführt. Eine kleine Liebeserklärung.
von Christoph Geretschlaeger
16. Februar 2022: Am Freitag startet die vierte Staffel von The Marvelous Mrs. Maisel auf Amazon Prime mit zwei Folgen. Jeden Freitag kommen dann zwei weitere hinzu. Nach einer durchwachsenen dritten Staffel hoffen Fans auf eine Rückkehr zur gewohnten Form. Apropos Rückkehr: neben den üblichen Verdächtigen können wir uns auch auf neue Gesichter freuen. Gilmore-Girls-Veteranen Milo Ventimiglia und Kelly Bishop (Rorys Großmutter) sind auf der Besetzungsliste. Kein Wunder, war Maisel-Schöpferin Amy Sherman-Palladino doch auch verantwortlich für die Kultserie.
Wir erklären euch, warum The Marvelous Mrs. Maisel für uns eine der besten Serien überhaupt – nicht nur auf Amazon Prime – ist. Für alle, die sie noch nicht kennen, vorab aber eine kleine Einführung in die Handlung:
Worum geht es in The Marvelous Mrs. Maisel eigentlich?
Miriam „Midge“ Maisel (Rachel Brosnahan) ist eine Hausfrau. Es sind die späten 1950er, sie lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in einem eleganten Apartment an der New Yorker Upper West Side. Ihr perfektes Leben bröckelt auseinander als Mann (und Hobby-Komiker) Joel lieber Zeit mit seiner Sekretärin verbringt. Eine frustrierte, genervte und vor allem betrunkene, Midge betritt die Bühne des Gaslight Cafes – und lässt ihrem Trennungsschmerz freien Lauf. Weil sie am Ende ihres ungeplanten Auftritts dem Publikum ihre Brüste entblößt wird sie verhaftet. In der Arrestzelle lernt sie den Comedian Lenny Bruce kennen, der selbst für Obszönität festgenommen wurde und ihr als Inspiration dient. Im Auseinanderfallen ihres Lebens entdeckt Mrs. Maisel eine Ambition und ein Bedürfnis ihrer Stimme Gehör zu verschaffen, von dem sie vorher nichts ahnte.
Am Ende der dritten Staffel, am vermeintlichen Höhepunkt ihrer Karriere, erlebt Mrs. Maisel einen herben Rückschlag der ihren Traum von einem Live-Auftritt in der Tonight Show gefährden könnte.
4 Gründe, The Marvelous Mrs. Maisel zu schauen
1. Miriam “Midge” Maisel
You know what’s great about me? It’s when I’m me. Midge könnte es nicht besser formulieren. Dank Rachel Brosnahan feuert Mrs. Maisel immer aus allen Zylindern. Die Schauspielerin, die als Prostituierte in House of Cards Ruhm (und einen Emmy) erlangte, verkörpert die Comedienne mit so viel Herzlichkeit, Charme und Chuzpe. Man tut sich schwer, jemand anderen in der Rolle zu sehen. Ihre Entwicklung von der unterwürfigen Hausfrau zur Rampensau ist glaubhaft und nachvollziehbar. Genauso ihre Macken und der kleine Platz in ihrem Herzen, der noch immer für den Vater ihrer Kinder reserviert ist.
2. Humor, Freude und Herzlichkeit
Miriam Maisel wickelt nicht nur das Live-Publikum um den Finger.
Von Humor gibt es viele Ausprägungen. Manche Leute sind von Natur aus komisch, manche verlassen sich auf ausgelutschte Schmähs. Midge hat einen bissigen Humor, sie kann sehr giftig sein, was ihr Freunde und Bekannte auch schon mal übel nehmen. Außerdem weiß Miriam nie so recht, wo sie die Grenze ziehen soll zwischen privat und öffentlich. Das kostet sie am Ende der dritten Staffel auch fast die Karriere.
In Marvelous Mrs. Maisel gibt es regelmäßig Stand-Up-Auftritte, ist dies schließlich der Berufswunsch der Protagonistin. Die sind vom komödiantischen Aspekt nicht die Stärke der Serie, damit tun sich die Schreiber schwer, ihnen ist es in den Programmen auch wichtiger, den Frauen dieser Ära eine Stimme zu geben bzw. Probleme aufzuzeigen. Ganz leicht von der Hand gehen aber die Seitenhiebe untereinander. Aber wovon die Serie lebt ist das Fundament einer immer wahrnehmbaren Freude. Eine Freude, die alle Charaktere beseelt und in jeder Folge spürbar ist.
Die Serie ist nicht immer lustig, aber auch die ernsten Momente sind gefüllt mit Wärme und Herzlichkeit. Es gibt keine fiesen Schwiegermütter, keine absoluten Ungustl. Sogar der fremdgehende Ehemann oder eine Stand-Up-Kontrahentin haben löbliche Eigenschaften oder zeigen Herz.
3. Charaktere, keine Requisiten
Mrs. Maisel mag die Titelfigur sein, in der Serie geht es aber mindestens so sehr um Susie (ihre Managerin), Rose & Abe (ihre Eltern) und (gelegentlich, sowie mit Abstrichen) um ihren Ex-Gatten Joel.
Ein ungleiches Duo. Midge Maisel und ihre Managerin Susie.
Susie (Alex Borstein) war Barfrau im Gaslight Cafe als Midge ihren ersten Auftritt hatte. Ihre Energie und Beharrlichkeit verhelfen Mrs. Maisel zu den ersten Shows. Susies Familie ist ein Scherbenhaufen, auch ihre Beziehung zu Midge ist oft angespannt. Das wird wohl auch ein großer Teil der vierten Staffel sein. Nie zweifelt man aber an ihrer Loyalität, selbst wenn sie alles verdiente Geld verspielt. Das Wichtigste ist jedoch, dass Susie als Person auch autark von Midge existiert; ihre eigenen Motivationen und Aspirationen hat.
Scene Stealer sind Charaktere, die das Publikum durch eine humorvolle und charismatische Darstellung für sich gewinnen. Das beschreibt Abe Weissman genau. Abe, gespielt vom fantastischen Tony Shalhoub (Monk), ist Miriams strenger Vater und der erste in der Familie, der von ihrem Traum Comedienne zu werden (unabsichtlich) erfährt. Seine Leidenschaft, vom Kündigen seiner Stelle oder beim Verteidigen eines als Kommunisten abgestempelten Freundes, ist unglaublich lebhaft dargestellt.
Leidenschaft ist wiederum etwas was Rose Weissman in ihrer Beziehung seit Jahren abgeht. Marin Hinkle brilliert in der Rolle von Mrs. Maisel Mutter. Ihr Mann Abe ist mehr mit Lesen beschäftigt und ihre Tochter Miriam hat Traummann, Traumwohnung und Traumfamilie aufgegeben, um Stand up zu machen? Auch sie macht eine Wandlung durch – nicht ganz unabhängig von ihrer Tochter. Auch sie erlebt eine Renaissance. Und das fügt sich ganz organisch in die Serie ein, ihre Ängste (war das schon alles, was mir das Leben zu bieten hat?) sind oder waren auch Midges Ängste.
Die Kostüme und Sets sind ein visueller Leckerbissen.
4. Ein Produkt seiner Zeit
“We wanted it [The Marvelous Mrs. Maisel] to feel modern, because the people in 1959 thought they were the most modern things in the world.” So einer der Executive Producer der Serie. Der liebevolle und außerordentlich bunte Stil ist integral zum Feel und Charme der Geschichte. Es geht nicht darum, die späten 50er und frühen 60er zu kopieren, sondern sie sich neu vorzustellen. Nicht nur die Szenerie auch die Kostüme, die Outfits, sind ein Augenschmaus.
In der dritten Staffel hatte man das Gefühl, dass sich die Produzenten damit leicht verzettelt haben und zu sehr auf Pomp und hippes Miami-Feeling (im Gegensatz zum Rest der Serie, die hauptsächlich in Manhattan spielt) konzentriert haben und weniger auf die Story. Das wird mit der Vierten sicher wieder besser.
Fazit
The Marvelous Mrs. Maisel ist eine Serie voller Herz und Humor. Über eine Frau, die den Traum von der perfekten Familie erfüllt sieht. Um zu merken, dass das gar nicht IHR Traum war. Die sich neu erfindet nachdem alles auseinanderfällt. Eine Serie, die absolut sehenswert ist.
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Fotos: (c) Amazon
