In der Habsburgergasse öffnen sich gleich zwei Tore in die Vergangenheit. Hier trifft man nicht nur höchstpersönlich auf Kaiserin Elisabeth, sondern begeht auch einen Parforceritt durch die Epochen der Geschichte Wiens. Die Helden der Freizeit haben sich auf das historische Abenteuer eingelassen. Warum dieser Doppel-Pack an Wien-Erlebnissen einen konventionellen Museumsbesuch locker übertrifft, kannst du in unserem Erfahrungsbericht nachlesen. Dazu kannst du dir hier auf Instagram oder hier auf TikTok ein Video davon anschauen.
von Christina H. Janousek, 27. 9. 2025
Nur einen Katzensprung vom Stephansdom entfernt liegen zwei Perlen der Wiener Museumslandschaft: Da wäre Sisi’s Amazing Journey, wo ihr mit der Kaiserin eine Bootsfahrt antreten dürft. Vis-a-vis lockt das Time Travel Vienna, das mit einem 5D-Kino und anderen immersiven Erlebnissen aufwartet.
Wer kennt ihn nicht, den ergreifenden Titelsong aus dem Elisabeth-Musical „Ich gehör’ nur mir”? Schon als Mädchen verspürte die bayerische Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie (ab 1854 Kaiserin von Österreich, ab 1867 Königin von Ungarn) das Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Die Film-Doku, mit der ihr in Sisi’s Amazing Journey startet, erläutert das eindrucksvoll. In Possenhofen, dem Landsitz von Sisis Familie, begegnet man ihr als naturverbundener Pferdeliebhaberin. Höfische Etiketten nahm sie sich wenig zu Herzen und bevorzugte lange Ausritte. Reiten und Jagen soll sie wie kaum eine andere ihrer Zeit gemeistert haben – sogar im Damensattel.
Kaiser Franz Joseph – Sisis Cousin ersten Grades – war ursprünglich als Bräutigam für Sisis ältere Schwester Helene vorgesehen. Bei der Brautschau 1853 in Bad Ischl verliebte er sich aber in die damals 15-Jährige Elisabeth – ein Jahr später folgte die Hochzeit. Sisis Gefühl der Gefangenschaft am Wiener Hof, die Einführung in die höfische Etikette durch die autoritäre Schwiegermutter Sophie, die Zuflucht nach Madeira, Nordafrika, Kleinasien und Korfu, ihre Liebe zur Poesie, ihr politisches Engagement für die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die Trauer nach dem Suizid ihres Sohnes Kronprinz Rudolf sowie das Attentat durch den italienischen Anarchisten Luigi Lucheni in Genf – all dies streift die Doku, zeichnet trotz der nur 15 Minuten Laufzeit aber ein stimmiges Bild der Kaiserin.
Zugleich wird man auch mit weniger bekannten Informations-Häppchen verköstigt: In einer Hafenkneipe auf Korfu ließ sich Sisi mit 51 Jahren ein Anker-Tattoo stechen. Das lässt sich als ein Liebesbekenntnis zu ihrer Leidenschaft für Schiffsfahrten und Reisen deuten.
In Einklang mit ihrem exzessiven Schönheits- und Körperkult soll die Kaiserin über Nacht auch rohes Kalbsfleisch für eine straffere Haut auf ihr Gesicht gelegt haben. Vor dem Zeitalter von Botox und Lifting setzte sie Maßstäbe, denen Frauen aufgrund ihrer Taille und ihres bodenlangen Haares nacheiferten.
Zugleich war Sisi – ähnlich wie Marie Antoinette – ein fashion victim ihrer Zeit. Anders als Marie war sie jedoch keine Projektionsfläche gesellschaftlicher Erwartungen, sondern lebte ihren Selbstoptimierungszwang und ihre Obsession für ewige Jugend und Schönheit aus. Die Doku vermeidet den anachronistischen Fehler, ihr Essstörungen oder Anorexie anzudichten, und macht nachvollziehbar, wie sich depressive Episoden körperlich äußerten.
Für eine kaiserliche Audienz der besonderen Art geht es nach dem Film auf eine virtuelle Bootsreise mit Sisi als Tourguide. Ihr sitzt mit VR-Brille auf einem kleinen Holz-Schinakel. Anlegestelle ist die Wiener Kanalisation. Von dort schippert man über das Dach des Stephansdoms bis zur UNO-City. Auch Kaiser Franz Josephs Kammerdiener Eugen Ketterl leistet euch Gesellschaft. Die Reise knüpft symbolisch dort an, wo Sisis Leben endet: Das Attentat am Genfer See wird ästhetisch aufgegriffen.
Während der virtuellen Reise könnt ihr einen Dampfer bestaunen, der an Sisis Brautfahrt an der Donau erinnert. Darunter darf man sich keine romantische Hochzeitsreise vorstellen – auch wenn das so vermittelt wird. Es war eine Repräsentationsreise von Bayern nach Wien, die vor der Hochzeit stattfand. Die 16-Jährige wurde der Öffentlichkeit etappenweise zur Schau gestellt. Ein Zwischenstopp war Linz, wo Sisi von Franz überraschend entgegen dem Protokoll begrüßt wurde. Sie hätte erst in Nußdorf/Wien von der ganzen kaiserlichen Familie mit ihm empfangen werden sollen.
Einen zeitlichen Abstecher macht das Boot auch nach Schloss Schönbrunn. Hier werdet ihr mit der Kaiserin von Franz Joseph und ihren Kindern Rudolf, Gisela sowie Marie Valerie empfangen. Zwischen Abenteuerlust und sentimentaler Traurigkeit offenbart sich der Charakter der virtuellen Sisi. So gesteht Franz, er konnte ihr nie die Freiheit schenken, nach der sie sich so sehnte.
Das distanzierte Verhältnis zu ihren Kindern bereut Sisi sichtlich. Ein andermal bewundert sie unsere moderne UNO-City. Gelegentlich müsst ihr euch auf Turbulenzen gefasst machen wie z. B. den leicht fahrlässigen Steuermann, hohe Wellen und – am skurrilsten – die Kadaver von römischen Zombie-Soldaten in der Kanalisation! (Tipp: Die VR-Brillen sind etwas schwer. Stellt sie daher nicht allzu fest ein, um Abdrücke oder Kopfschmerzen zu vermeiden.)
Facts: Sisi’s Amazing Journey
Adresse: Habsburgergasse 3, 1010 Wien
Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 20:00 Uhr (letzter Einlass: 19:30 Uhr)
Dauer: ca. 30 Minuten (bitte 15 min vor Start anwesend sein)
Preise und Ticketkauf: siehe Homepage
Gegenüber (Habsburgergasse 10A) kannst du deine Zeitreise im Time Travel Vienna fortsetzen. Helden-Tipp! Mit einem Kombiticket für beide Erlebnisse sparst du gut 5 Euro im Vergleich zum Einzelpreis. Nachdem die Räumlichkeiten des Tour-Gebäudes in den unterirdischen, ca. 400 Jahre alten Gewölben des Michaelerklosters angesiedelt sind, beginnt euer Trip durch Wiens Geschichte genau dort. Hier führen animierte Gesichter von Mozart, Sisi, Maria Theresia und Freud spannende Wortgefechte. Ein fraglich dreinblickender Mönch begleitet euch durch die Epochen.
Hintergrundinfo: Die Michaelerkirche mit der berühmten Gruft gehört freilich auch zum Kloster, befindet sich allerdings am Michaelerplatz und ist nicht Teil der Führung. Pfarre und Kolleg werden durch den Michaelerdurchgang verbunden.
Das Highlight der Zeitreise ist zweifelsohne das 5D-Kino. Dinosaurier trampeln vorbei, feurige Szenen aus der römischen Provinz Vindobona lassen euch die Feuerbestattung von Kaiser Marc Aurel miterleben, die zwei Türkenbelagerungen bringen Blockbuster-Feeling.
Wenn euch auf einmal das Gefühl beschleicht, von krabbelnden Ungeziefern heimgesucht zu werden, dann seid ihr in der Zeit der Pestepidemie gelandet. Hier werdet ihr von einem Haufen Ratten umzingelt. Sogenannte Schnabeldoktoren bieten euch einen furchteinblößenden Anblick. Nachdem sie damals noch nicht mit einer FFP2-Maske hygienische Abhilfe schaffen konnten, trugen sie eine bizarre Ausrüstung, um sich nicht mit der Seuche anzustecken.
Im nächsten Raum begeben wir uns in eine dunkle Pestgrube mit einem Haufen von Pesttoten. In einem kurzen Clip lauschen wir dem Schicksal einer der legendärsten Figuren Wiens, die tatsächlich existiert haben soll – des Dudelsackpfeifers und Bänkelsängers Markus bzw. Marx Augustin. Von dieser Legende sind mehrere Versionen überliefert. Einer Variante zufolge soll er eines Nachts im Jahre 1679 betrunken auf der Straße kollabiert und eingeschlafen sein. Nachdem ihn die Knechte eines Leichenwagens für tot hielten, warfen sie ihn in eine Pestgrube bei St. Ulrich, wo heute der Augustinerbrunnen steht. Augustin soll diesen Vorfall jedoch unversehrt überlebt haben. Um die Frage, wer der eigentliche Urheber des Liedes O, du lieber Augustin ist, ranken sich bis heute viele Theorien.
Danach werdet ihr zu einer epochenübergreifenden Audienz von gleich vier Habsburgern geladen: Maria Theresia, Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth und Maximilian I. Gemeinsam erklären sie euch ihren Stammbaum und rühmen sich mit Errungenschaften, politischen Entscheidungen oder Gepflogenheiten: Maximilian I. trieb die habsburgische Heiratspolitik unter dem Motto „Andere mögen Kriege führen, du, glückliches Österreich, heirate“ voran. Maria Theresia trug zur Abschaffung der Folter bei und führte die Schulpflicht in Österreich ein. Der notorische Frühaufsteher Franz engagierte sich gemeinsam mit Elisabeth für den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich. Er ordnete auch die Errichtung der Wiener Ringstraße an und erklärte am 28. Juli 1914 – einen Monat nach dem Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo – den Krieg an Serbien, womit er den Ersten Weltkrieg einleitete.
Wer genug von politischen Schwadronaden hat, darf Wien im nächsten Raum von seiner künstlerischen Seite kennenlernen: Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, aber auch Johann Strauss oder Wolfgang Amadeus Mozart sind mit von der Partie. Die Komponisten liefern sich ebenfalls einen verbalen Schlagabtausch. Hier erfahrt ihr auch vom Wiener Kongress, der maßgeblich zur Popularisierung des Wiener Walzers beitrug. Wer nicht bis Faschingsende warten möchte und sich fragt, wie eine Tanzveranstaltung am Wiener Opernball aussieht oder seine Walzer-Skills auffrischen möchte, dem wird im nächsten Raum die virtuelle 360°- Raumfahrt (VR Music Ride) imponieren. Auch Falco lässt grüßen.
Dunkle Kapitel wie Sisis Ermordung, der Tod Kaiser Franz Josephs und die Weltkriege werden ebenso thematisiert. Ein originaler Luftschutzbunker vermittelt die Bombenalarme des Zweiten Weltkriegs – inklusive Reden von Schuschnigg und Hitler.
Dieser eher kleinere Bunker war Teil eines Wohngebäudes und diente als ziviler Schutzraum, unterschied sich also von den deutlich größeren Schutzanlagen im Flakturm im Esterhazypark (Haus des Meeres) oder in der Stiftskaserne. Zart Besaitete können die Station überspringen. Abgerundet wird das Kapitel mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags durch Leopold Figl und die Außenminister der Alliierten.
Zu guter Letzt erwartet euch ein virtueller Fiakerflug durch das computergenerierte heutige Wien. Hier werden euch aus der Luftperspektive mittels 3D-Mapping und Lasereffekten fantastische Ausblicke auf die Hofburg, den Stephansplatz, Schloss Schönbrunn und den Wiener Prater beschert.
Facts: Time Travel Vienna
Adresse: Habsburgergasse 10A, 1010 Wien
Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 20:00 Uhr (letzter Einlass: 19:00 Uhr)
Dauer: ca. 50 Minuten (bitte 15min vor Start anwesend sein)
Preise und Ticketkauf: siehe Homepage
Geschichte ist im Time Travel Vienna und Sisi’s Amazing Journey mehr als nur ein Blick ins Archiv – etwa in Form von epochenübergreifenden Gesprächen zwischen den Habsburgerherrschern, zwischen Freud, Sisi und Mozart oder wenn die virtuelle Sisi mit uns einen Abstecher zum kaiserlichen Hof macht. Statt trockener Wissensvermittlung steht der unterhaltende Aspekt im Vordergrund.
Bei diesem kurzweiligen Format kann freilich nicht alles historisch tiefgründig genug behandelt werden. Deshalb möchten wir euch an dieser Stelle ein paar Hintergrundinfos mit auf den Weg geben, die man beim Gezeigten im Hinterkopf behalten sollte:
Sisi’s Amazing Journey und Time Travel Vienna liefern einen umfassenden Überblick über Wiens prominenteste Persönlichkeiten und Epochen und ermöglichen ein abenteuerliches, multisensorisches Erlebnis. Der touristische Zuschnitt mag manche historische Schärfung vermissen lassen. Bewusst eingestreute Anachronismen werden dennoch didaktisch klug eingesetzt, um das eintönige Frontalunterrichtsformat hinter sich zu lassen. Es werden alle Zielgruppen angesprochen, v. a. für Familien und Schulklassen ist die Tour perfekt.
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Mehr InformationenFotos: © Time Travel Vienna, heldenderfreizeit.com
Advertorial Hinweis: Dieser Artikel ist im Zuge einer Kooperation mit Sisi’s Amazing Journey und dem Time Travel Vienna entstanden.