Shōgun ist Disneys nächstes globales Serienevent. Und “global” aus gutem Grund. Bei der Serie schwingt viel Geschichte und Kultur mit, weshalb sie auch bei der Sprache zu einem großen Teil auf japanisch mit Untertiteln setzt. Wie sich das auf das Seherlebnis auswirkt und was sonst die Stärken und Schwächen der Miniserie sind, verrät euch unsere Kritik.
von Paula König
Als ein mysteriöses europäisches Schiff in einem nahegelegenen Fischerdorf strandet, entdeckt Lord Yoshii Toranaga Geheimnisse, die das Ruder der Macht herumreißen könnten. Shōgun erstreckt sich über zehn Episoden, wodurch die Serie zu einem kleinen Epos wird. Die ersten beiden Folgen werden am 27. Februar veröffentlicht, die restlichen acht folgen bis zum Finale am 23. April wöchentlich. Wir durften die ersten 7 vorab für euch sichten und verraten euch, wie packend die knapp einstündigen Folgen sind.
Tatsächlich basiert Shōgun auf einem gleichnamigen Roman von James Clavell aus dem Jahr 1975. Die historische Vorlage für das Buch waren die Erlebnisse des englischen Seefahrers William Adams, der 1600 im Dienste einer holländischen Handelsexpedition die Küste Japans erreichte und 1620 als Samurai starb.
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Japan, 1600: Fürst Yoshii Toranaga muss um sein Leben kämpfen, nachdem seine Feinde sich gegen ihn verbünden. Der englische Kapitän John Blackthorne, der mit seinem Schiff in einem Fischerdorf strandet, weiß Dinge die Toranaga helfen könnten, die Waage der Macht zu kippen. Und damit den gewaltigen Einfluss von Blackthornes eigenen Feinden – den Jesuitenpriestern und portugiesischen Händlern – zu zerstören.
Toranagas und Blackthornes Schicksal ist untrennbar mit der Dolmetscherin Toda Mariko verbunden, einer geheimnisvollen christlichen Adligen und der letzten Vertreterin eines in Ungnade gefallenen Adelsgeschlechts. Während sie ihrem Herrn inmitten dieser angespannten politischen Landschaft dient, muss Mariko ihre neu entdeckte Freundschaft mit Blackthorne, ihr Engagement für den Glauben, der sie gerettet hat, und ihre Pflicht gegenüber ihrem verstorbenen Vater miteinander in Einklang bringen.
Das klingt nicht ganz so einfach und das ist es auch nicht. Insbesondere, wenn dazu noch eine Sprachbarriere kommt. Denn mindestens die Hälfte der Zeit (wenn nicht mehr) wird auf Japanisch gesprochen. Das macht angesichts des Schauplatzes zwar Sinn, erschwert aber die Rezeption. Wer kein Japanisch spricht, verbringt viel Zeit damit, die Untertitel zu lesen und zu versuchen, der Handlung zu folgen. So ist es schwierig, gleichzeitig die Emotionen oder schauspielerischen Leistungen selbst zu erfassen.
Man merkt einen deutlichen Unterschied zwischen dem Handlungsstrang von Lord Toranaga, bei dem es hauptsächlich um Politik geht, und dem Handlungsstrang von Blackthorne und Mariko. In ihrer Geschichte dreht sich alles um ihre Beziehung zueinander und zu den Menschen um sie herum. Man erlebt, wie sie sich weiterentwickeln und unterschiedliche persönliche Probleme bewältigen. Dieser Plot ist nicht nur simpler als der politische, sondern auch die meiste Zeit auf deutsch (oder im Original auf englisch) und damit um einiges verständlicher und deutlich packender.
Mal von dem Thema Sprache abgesehen, bleibt über Shōgun eigentlich fast nur Gutes zu sagen. Die Produktion – also alles von Set Design, Casting, Kostüm und Make Up – ist wirklich erstklassig. Die Kulissen versetzen einen extrem schnell in die Geschichte. Dabei wurde der Großteil der Serie nicht einmal in Japan gedreht. Im September 2021 begannen die Dreharbeiten nach einer Verzögerung aufgrund der Pandemie schließlich, nicht wie ursprünglich geplant in UK, sondern in Vancouver. Das macht durchaus Sinn, findet sich dort doch eine sehr starke asiatische (und auch japanische) Community.
Etwas anderes, das sowohl britisch als auch nicht-britisch ist, ist Hauptdarsteller Cosmo Jarvis, der John Blackthorne spielt. Er wurde in den USA geboren, zog aber während seiner Kindheit aus familiären Gründen nach Großbritannien. Das ist wiederum witzig, da er (wenn man die Serie in der Originalsprache anschaut) zwar einen britischen Akzent hat, aber trotzdem sehr amerikanisch rüberkommt. Der Rest des Ensembles ist durch und durch eine gefeierte japanische Besetzung, wie man sie noch nie in einer amerikanischen Produktion gesehen hat. Um geschichtlich akkurat zu bleiben, sind nur wenige weibliche Darstellerinnen wirklich relevant für die Handlung. Umso mehr dürfen Anna Sawai als Lady Mariko als auch Moeka Hoshi als Usami Fuji hervorgehoben werden. Beide vereinen so viel Stärke und Schwäche in sich.
Wie bereits erwähnt, verdient vor allem die Make-up-Abteilung Lob. Allerdings nicht nur für die konkrete Gesichtsschminke, sondern auch für die vielen Wunden. Denn es wird viel gekämpft, es fließt viel Blut und es wird viel gestorben. Und zwar nicht nur “normale” Schnittwunden, sondern Wunden, bei denen mal der halbe Körper weg ist. Wer ein ungutes Bauchgefühl bei solchen Szenen geht, sei hiermit gewarnt.
Wer während des gemütlichen Streamens gern mal am Handy ist oder nebenbei kochen will, sollte lieber die Finger von der Serie lassen. Nichtdestotrotz ist Shōgun eine spannende und gut produzierte Miniserie, der man auf jeden Fall eine Chance geben sollte. (Und vielleicht auch eine zweite. Uns hat sie erst ab der zweiten oder dritten Folge richtig gepackt!) Wenn also ein Grundinteresse an der Thematik und den Charakteren besteht, nicht abschrecken lassen. Außerdem hat sich so eine Miniserie ja schnell geschaut.
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Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.