Seit dem Release von Pokémon Legenden: Arceus weht frischer Wind in der Welt der Sammelmonster. Die Serie verfrachtete Pikachu & Co. erstmals in die Open World, inklusive Kämpfen direkt auf der Map. Der Nachfolger geht jetzt noch einen Schritt weiter, aber sorgt bei manchen Fans auch für Unmut. Unser Pokémon Legenden Z-A Review wägt beide Seiten ab.
von Klaus Kainz, 19. 10. 2025
Die Legenden stehen bei Pokémon wohl nun für Experimente. Über Jahrzehnte machten es sich die Haupteditionen einfach: neue Taschenmonster für die alte Rundentaktik in starren Kampfbildschirmen, acht Arenen, ein böses Team und zwei neue legendäre Pokémon. Nach Arceus setzt auch Legenden Z-A stattdessen auf neue Konzepte mit alten Monstern – inklusive neuem Gameplay. Der Titel ist für Switch als auch Nintendo Switch 2 erhältlich.
Auf dem Weg nach Illumina City: Das neue Legenden Z-A verfrachtet Fans zurück in die von Paris inspirierte Hauptstadt aus Pokémon X und Y, das ursprünglich auf Nintendo 3DS erschienen ist. Der Titel führte ursprünglich die sogenannten Mega-Evolutionen ein, temporäre Verwandlungen für eigentlich fertig entwickelte Pokémon. Darum geht es nun auch in Z-A. In der Stadt sind die neuen Mega-Entwicklungen außer Kontrolle geraten und ihr müsst dem Spuk Einhalt gebieten.
Z-A verstärkt dabei den Fokus auf das Kämpfen, erstmals in Echtzeit, nachdem in Arceus Jagen und Sammeln im Vordergrund stand. Die Wildnis weicht dabei einem großen Stadtgebiet. Pokémon fängt man weiter in der freien Wildbahn, aber diesmal auf Dächern, eingegrenzten Parks und markierten Wildzonen. Nachts verwandeln sich Stadtteile dann in Kampfzonen, in denen es Trainer zu besiegen gilt. Das ist Teil des titelgebenden Turniers, in dem euer Charakter von Rang Z bis auf Rang A aufsteigt.
Im Grunde gibt es zum Kampfsystem gar nicht so viel zu sagen – im positiven Sinne. Die Kommandos gehen überwiegend reibungslos von der Hand und die Steuerung ist intuitiv, als wäre die Serie schon immer in Echtzeit abgelaufen. Denn die vier Attacken eurer Monster liegen nun auf den vier Hauptknöpfen. Pokémon bewegen sich dabei eigenständig und jede Attacke hat kurze Ladezeiten.
Es ist generell noch immer erfrischend, die Kampfmonster endlich in Echtzeit zu beschwören, in den Kampf zu schicken oder zu sammeln und Aufgaben erledigen zu lassen. Nun gehen die dynamischen Kämpfe noch einen Schritt weiter. Fehlen eigentlich nur noch Sprachkommandos, damit sich die Spiele wie die Anime-Serie anfühlen.
Für Newcomer könnte es lediglich schwer sein, die Effektivität von Attacken zu lesen. Denn ob ein Elementarangriff schwach oder stark ist, läuft nun über Texteinblendungen am Rand des Bildschirms in relativ schnellem Tempo ab.
Nun zum Elefanten im Raum – Entwickler Game Freak arbeitete bei Grafik und Produktionskosten mal wieder auf Sparflamme. Poké-Paris sieht aus, als bestünde es aus Pappaufstellern. Denn fast alle Gebäude sind Würfel, auf die völlig glatte Texturen gepappt wurden – Balkone, Reliefs und Fenster sind wie per Copy-Paste monoton auf die Flechten gepappt. Weitsicht fehlt meistens ebenso, NPCs und andere Stadtelemente poppen oft unschön ins Bild.
Ironischerweise gibt es ein paar Innenräume, wie Hotelzimmer und Kanaltunnel, die deutlich plastischer aussehen. Diese sind aber im Gesamtbild gering. Ein Lichtblick sind die Charaktermodelle. NPCs sind mit einem harmonischen Cartoon-Stil designt und haben sogar expressive Animationen. Auch das wird aber getrübt, weil die Sprachausgabe fehlt. Zwischensequenzen wirken so manchmal, als wären sie kaputt.
Spielerisch nähert sich die Serie seit Arceus dem Anime in riesigen Schritten an – die Präsentation ist aber meilenweit entfernt. Dabei ist die Map als einzelnes Stadtgebiet kleiner als die Vorgänger. Üblicherweise sind Vergleiche mit PS3- oder PS2-Spiele übertrieben. Doch bei Z-A ist es tatsächlich so, dass 20 Jahre alte Ableger von Assassin’s Creed ihre Städte spürbar atmosphärischer gestaltet hatten.
Z-A bietet so gesehen deutlich weniger eigenständige Gebiete als sonst – sprich, nur die Hauptstadt. Das ist aber kein grundlegendes Manko. Wie gesagt, Pokémon Legenden steht zurzeit für Experimente. Die Fähigkeiten der Pokémon sind im Terrain nicht mehr so wichtig wie in der Wildnis von Arceus. Gelegentlich wird ein Hindernis aus dem Weg geräumt, später gibt es einen Doppelsprung.
Dafür bietet Illumina City ganz neue Erkundungswege für das Franchise, nicht zuletzt dank der Vielzahl an dynamisch begehbaren Dächern und kleinen Sidequests. Mit mehr Budget für die Präsentation hätte der Alltag in der Metropole tatsächlich sehr innig werden können. Je nach Komplettierungsgrad bei den Sidequests sollte der Titel rund 20 bis 30 Stunden in Anspruch nehmen.
Auch ergibt sich durch das Turnier und die wachsenden Fangzonen ein frischer Gameplay-Ablauf. Ein bisschen schummelt Z-A aber und versucht die Open World mit vielen Mini-Goodies interessanter zu machen, die alle paar Meter verteilt sind. Neben Tränken und Pokébällen auch Sammelmaterial zum Aktivieren der Mega-Evolutionen oder zum Eintauschen für Upgrades wie EXP-Verstärker.
Außerdem ist der Schwierigkeitsgrad wie schon in Arceus angenehm knackig und anspruchsvoller als die Mainline-Spiele. Die eingegrenzten Fang-Areale sind klein, aber durch die Echtzeit-Kämpfe wird es schonmal brenzlig. Mehrere Gegner können auf einmal angreifen, darunter besonders starke Alpha-Pokémon. Umgekehrt ist aber möglich, mit genug Geschick auch solche hochlevelige Monster zu fangen und sich gegen Trainer und die rasanten Bosskämpfe gegen wilde Megaevolution etwas einfacher zu tun. Mit genug Tränken und Training ist alles locker schaffbar, aber Z-A ist kein Button-Masher.
Allerdings traut sich der Titel nicht ganz, das eigentlich interessante Konzept vom Tag-Nacht-Turnier durchzuziehen. Nach dem serien-typisch zähen Tutorial öffnen sich die Fang- und Kampfzonen zwar. Kleiner Spoiler: Das Turnier überspringt danach aber relativ rasch mehr als ein Dutzend Ränge. Statt sich strategisch selbst auf den ersten Platz zu kämpfen, arbeitet Z-A die restlichen Rangkämpfe sowie die Mega-Bosskämpfe linear an ziemlich lahmen Story-Events ab, die meistens nicht überspringbar sind.
Pokémon ist ein garantierter Hit, egal wie die Spiele aussehen. Allerdings sind wir keine Nintendo-Investoren, sondern können Titel nur nach dem Spielspaß bewerten – und der ist da. Allerdings reflektieren die Produktionskosten den Vollpreis, der nicht einmal den Launch-DLC beinhaltet, so gut wie nicht wieder. Legenden Z-A wirkt grafisch wie Steam Early Access, nicht wie ein Multimilliarden-Franchise.
Vor allem nagt das an der Atmosphäre, die eigentlich hervorragend sein könnte. Es ist schade, weil – wie schon bei Arceus – die innovativen Spielsysteme überraschend gut funktionieren, was in spielerisch riskanten Sequels nicht selbstverständlich ist. Das alte Sammelfieber wurde fast reibungslos in neue Echtzeitsysteme übertragen und die Kampagne ist weder eine Kopie der Haupteditionen, noch vom Vorgänger Arceus. Über ein paar holprige Designentscheidungen in der Kampagne könnte man hinwegblicken, nur die schwache Aufmachung sticht heraus.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.