Wasserfälle, Seenlandschaft, Wanderwege und Stege – die Plitvicer Seen in Kroatien sind nicht umsonst DER Instagram Hype der letzten Jahre. Entsprechend teuer und überlaufen kann dein Besuch ausfallen – muss er aber nicht! Wie du den Nationalpark abseits des Trubels beim Wandern genießen kannst, alle Infos zu Preisen, Öffnungszeiten und der besten Reisezeit, plus Empfehlungen für Essen und Unterkunft verraten wir dir in unserem Erfahrungsbericht mit Karte.
von Sabrina Farkas
Als ältester und größter Nationalpark Kroatiens sind die Plitvicer Seen seit Jahrzehnten ein gern besuchtes Wanderziel. Nur etwa fünfeinhalb Stunden Autofahrt von Wien entfernt locken karibisch anmutende Wasserfälle, relativ einfache Wanderrouten und ein traumhaftes Panorama. In den vergangenen Jahren mutierte der einstige Geheimtipp durch die sozialen Medien zum internationalen Hype, sodass die Tickets trotz inzwischen stolzer Preise in der Hauptsaison meist ausverkauft sind. Wer sich die Seenlandschaft dennoch nicht entgehen lassen möchte und auf der Suche nach Tipps für einen entspannten Besuch ist, findet hier unsere nützlichen Reiseempfehlungen – am Ende noch mit einer Karte zur Orientierung, wo ein paar der erwähnten Spots eingezeichnet sind.
Auf fast 300m² lässt sich das 1979 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannte Gebiet wandernd, aber auch boot- oder panoramazugfahrend erleben. Die bei Touristen beliebten Seen nehmen dabei tatsächlich nur ein Prozent der Gesamtfläche ein. Diese insgesamt 16 größeren und zusätzlichen, kleineren Seen sind auf zwei Ebenen verteilt. Verbunden sind sie durch knapp 90 Wasserfälle, die zwischen drei und etwa 78 Meter hoch sind. Nicht umsonst ist der Park auch eine beliebte Filmkulisse, unter anderem für Winnetou! Die genaue Wasserfallhöhe ändert sich übrigens laufend, da das Wasser im Nationalpark reich an Kalziumkarbonat ist. Durch Ablagerungen bilden sich die so besonderen Sinterbarrieren, die im Laufe der Zeit anwachsen und die Wasserfälle somit höher werden lassen.
Die Ticketpreise sagen alles: Von 1. 11. bis 31. 3. liegt der Tagespreis für Erwachsene bei gerade einmal 10 Euro, während man von 1.6. bis 30.9. stolze 40 Euro pro Tag berappen muss. In der Zwischensaison, also im April, Mai und Oktober, dürften nicht nur die Preise (23,50 Euro), sondern auch der Besucherandrang und die Temperaturen im Mittelfeld liegen, was für einen Besuch in diesem Zeitraum spricht.
Onlinetickets gibt es für alle Eingänge im Stundenrhythmus, wobei die Uhrzeit am Ticket den Beginn eines einstündigen Fensters, in dem der erstmalige Eintritt erlaubt ist, markiert. Bei Mehrtagestickets ist nur die Uhrzeit für den ersten Tag zu wählen. Ab dem zweiten Tag ist bei Mehrtagestickets der Eintritt zu jeder Zeit und bei jedem Eingang erlaubt.
Wer – wie wir – erst ein paar Tage vorher daran denkt, Tickets zu kaufen, erhält womöglich nur noch 7 Uhr als Buchungsoption, kann also am ersten Besuchstag bis spätestens 8 Uhr in den Park eintreten, wobei laut Berichten anderer Urlauber die Kontrolleur:innen sehr kulant sind. Der Vorteil am frühen Tagesstart liegt ganz klar darin, dass man als eine:r der Ersten im Park ist und ihn noch in aller Ruhe genießen kann.
Auch an (vermeintlichen) Schlechtwettertagen herrscht übrigens merklich mehr Ruhe im Park: An unserem zweiten Tag regnet es am Vormittag vereinzelt. Als nachmittags die Sonne herauskommt und wir uns zum Park aufmachen, sind alle Wege frei und sogar die gewünschte Bootsfahrt können wir ohne Wartezeit unternehmen.
Im Nationalpark gibt es verschiedene, mit Buchstaben gekennzeichnete Wanderrouten. Diese führen zum Teil über Holzstege, Treppen und Waldwege. Festes Schuhwerk ist daher durchaus empfehlenswert. Auch Sonnen- und Regenschutz, reichlich Flüssigkeit (manche Wasserleitungen im Park liefern kein Trinkwasser) und zumindest Snacks, um sich auf den oft weiten Strecken zwischen den Restaurants stärken zu können, gehören in den Wanderrucksack.
Manche Strecken sehen eine Fahrt mit dem Panoramazug oder einem Boot vor. Diese Fahrten sind im Ticketpreis inkludiert. Wer an einem starken Besuchstag eine solche Fahrt plant, sollte entweder sehr zeitig bei der Station bzw. Anlegestelle sein oder sich auf lange Wartezeiten gefasst machen.
Am ersten Tag folgen wir nach einem Blick auf den Großen Wasserfall beim Eingang 1 den noch angenehm schattigen Serpentinen hinab über einen ersten Steg über den See. Wir frühstücken beim Wasserfall und beobachten die für Fotos posierenden Urlauber:innen. Dann nehmen wir Route C entlang des glasklaren, türkisblauen Wassers zur Warteschlange für die Bootsfahrt bei Anlegestelle 3. Wir holen uns lieber Getränke, statt uns anzustellen und wählen dann nach Rücksprache am Infopoint anstelle des Bootes die Strecke K entlang des Westufers des Kozjak Sees.
Unterwegs beobachten wir am Ufer Enten, Eidechsen, Libellen und Schmetterlinge, die wir am Boot verpasst hätten. So vergeht die Zeit bis zur nächsten Kaskade schnell. An den Oberen Seen angelangt bestaunen wir weitere Wasserfälle, bis wir das Bistro Labudovac erreichen. Hier pausieren wir, bevor wir uns an einer Infotafel beim Panoramazug von einer Mitarbeiterin des Parks bezüglich der weiteren Strecke beraten lassen. Wie vorgeschlagen folgen wir nun Route H in der Absicht, unsere Bootsfahrt in die andere Richtung nachzuholen.
Die schier endlose Schlange schreckt uns jedoch ab, weshalb wir für den Rückweg erneut Route K wählen. Im Baumschatten spazieren wir dahin, sehen eine Rötelmaus und nützen eine der wenigen Parkbänke für eine Rast. Zurück bei der Anlegestelle 3 macht der Getränkestand vor unserer Nase zu, sodass wir uns zum Café Rapajinka auf der anderen Seeseite aufmachen. Frisch gestärkt geht es so zum Eingang 1 zurück, wo wir noch den Souvenirshop besuchen, bevor wir nach über 36.000 Schritten erschöpft, aber glücklich zu unserer Unterkunft zurückkehren.
Am zweiten Tag regnet es am Vormittag immer wieder, sodass wir uns für einen Abstecher nach Bihać, ins nahe gelegene Bosnien, entscheiden. Als nachmittags die Sonne herauskommt, machen wir uns zum Park auf. Wir halten uns bei Eingang 1 gleich links und spazieren somit das Ostufer des Kozjak Sees entlang. Wassernah und meist allein geht es flach und gemütlich zur Anlegestelle 1, von wo aus wir ohne jede Wartezeit mit dem Boot die wenigen Meter zur Station 2 übersetzen können. Wir folgen nochmals dem heute angenehm menschenleeren Pfad durch die Oberen Seen.
Vorbei an einer Ruine, die wir nur durch Bäume hindurch erspähen, kehren wir zu P2 zurück. An der Anlegestelle warten wir, während sich die Menge der Wartenden allmählich vergrößert. Nach einiger Zeit kommt über den Kozjak See ein Boot ins Blickfeld und wir ergattern zwei der 100 Plätze. Heute bleiben nur wenige Besucher:innen auf das nächste Boot wartend zurück. In sehr gemächlichem Tempo und eher unspektakulär, aber nicht minder schön, geht es über das spiegelglatte Wasser zur Anlegestelle 1. Von dort marschieren wir wie am Vortag den kurzen Weg zum Café Rapajinka, bevor wir mit einigen letzten Panoramablicken zum Eingang 1 zurückkehren.
Für Naturliebhaber sind die Plitvicer Seen ein absolutes Must-See. Auch wenn die Wege wenig bis keine Steigung aufweisen, empfiehlt sich auf Grund der Distanzen und spärlichen Rastmöglichkeiten trotzdem ein durchschnittliches Fitnesslevel. Wir haben einige Besucher:innen mit Kinderwagen beobachtet und können es nicht weiterempfehlen – Engstellen, Stufen etc. machen den Besuch auf vier Rädern sichtlich mühevoll.
Ebenso verhält es sich für Personen mit Gehbeeinträchtigung – an den Oberen Seen erkundigen sich erschöpfte Wanderer, wie lange der Weg noch dauet und suchen sich auf unsere Antwort hin erst einmal eine Sitzgelegenheit. Distanzangaben sucht man auf den Wegweisern und Hinweistafeln nämlich leider vergeblich. Mit Hunden, die Menschenansammlungen gut vertragen und es gewohnt sind, an der kurzen Leine zu gehen, kann der Besuch klappen. Ein erfrischender Hüpfer ins Wasser bleibt aber leider auch ihnen verwehrt, da im gesamten Seengebiet Badeverbot herrscht!
Wer schon vormittags im Nationalpark sein möchte, wählt am besten den Eingang 1. Hier bekommt man direkt den großen Wasserfall im Sonnenlicht zu sehen und fotografieren, bevor er am Nachmittag im Schatten liegt. Zwar gibt es einen großen Parkplatz beim Eingang, noch praktischer ist es aber natürlich, wenn der Park fußläufig von der Unterkunft aus erreichbar ist.
Wir haben uns im Guest House Ljubica in Rastovača einquartiert. Von dort aus sind es nur 15 Minuten zu Fuß zum Eingang 1 und der Parkplatz ist inkludiert. Unser Zimmer war ruhig und großzügig, mit moderner Einrichtung und einem großen Kühlschrank für die Wanderverpflegung und die Erfrischung danach. Auch die Gastgeber waren sehr freundlich. Abends konnten wir von hier aus auch einige nette Lokale, wie das Restoran Antemurale, Lička kuća und das Restaurant Petar einfach und schnell erreichen.
Hier haben wir ein paar der erwähnten Punkte für euch eingezeichnet:
Adresse (Eingang 1): Josipa Jovića, 53231, Rastovača, Kroatien
Eintrittspreis: je nach Jahreszeit 10,00 – 40,00 Euro pro Tag und Person für Erwachsene, Ermäßigungen für Kinder bis 18 Jahre, Student:innen, Gruppen, Nachmittags- und Mehrtagestickets
Öffnungszeiten: täglich von 7:00 bis 19:00 Uhr
Anreise von Wien: Mit dem Auto (ca. 5,5 Stunden) oder mit Flixbus (8,5 Stunden)
Link für weitere Infos: Website Nationalpark Plitvicer Seen
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com