Die Marchfelder Schlösser östlich von Wien verbinden Prunk der Monarchie mit einzigartigen Natur- und Tierbegegnungen. Wir haben Schloss Hof, Schloss Niederweiden, Schloss Orth, Schloss Marchegg und Schloss Eckartsau für euch besucht. So genial ist ein Trip ins Marchfelder Schlösserreich.
von Christoph König
Verkehrte Welt. Ausgerechnet die ehemaligen Jagdschlösser und ihre Umgebung, wo einst Kaiser, Fürsten und Kriegsherren auf fast alles geschossen haben, was vier Beine oder zwei Flügel hat, bieten heute einzigartige Naturschätze und Rückzugsorte für Mensch und Tier. Da wo früher nur die Reichen und Mächtigen ihre Feste feierten, findet jetzt jedermann wunderschöne Erholungsoasen, die dafür sorgen, dass vom Aussterben bedrohte Tierarten eine Zukunft haben – während die Monarchie selber ihr Leben aushauchte. Ironie des Schicksals.
Als Wiener, der den royalen Flair von Schönbrunn oder dem Belvedere schätzt, sollte man den Blick auch einmal Richtung Osten richten. Denn nördlich der Donau, nur eine halbe Stunde von der Stadtgrenze entfernt, kann man im Marchfelder Schlösserreich in die Welt von Kaiser Karl, Sissi, Prinz Eugen, Graf Salm und Co. eintauchen. Die wunderschönen Gebäude, Ausstellungen und Parkanlagen zu bewundern, ist aber nur ein Grund hierher zu kommen. Mindestens so imposant ist die Natur- und Tierwelt, die einen Ausflug für die ganze Familie zum Erlebnis macht.
Wir haben Schloss Hof, Schloss Niederweiden, Schloss Orth, Schloss Marchegg und Schloss Eckartsau für euch besucht und erklären, warum sich das gleich in vielerlei Hinsicht lohnt. Ganz unten findet ihr noch praktische Infos zu allen 5 Schlössern mit Karte, Öffnungszeiten, Preisen usw. Übrigens: Hier gibts die 13 schönsten Schlösser und Burgen in Wien und Umgebung auf einen Blick.
Der Barockgarten, der sich hier auf 7 Terassen entlang einer einen Kilometer langen Achse erstreckt, sprengt beinahe jede Vorstellungskraft. Prinz Eugen und später Maria Theresia haben hier mit dem Schloss, dem Garten und dem Gutshof etwas erschaffen, dass wohl selbst die Mächtigsten in Europa schwer beeindruckt hat. Viele Jahrzehnte wie ein verlassenes Märchenschloss verwildert, wurde Schloss Hof von 2002 weg in mühevoller Kleinarbeit wieder in den alten Zustand seiner Blütezeit versetzt. Jeder Halm, jede Hecke, jeder Baum ist hier wieder in perfekter Symmetrie ausgerichtet, geziert von Irrgärten, Alleen, prächtigen Brunnen, Stiegen und Wegen. Stilecht auf der Kutsche und bei einem Picknick in der Wiese genießen die Helden ihren royalen Ausflug.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn schon die hunderten Ziesel, die hier über die ganze Anlage wuseln, beweisen. Das hier ist kein steriles Schloss. Hier drin steckt auch unglaublich viel Leben. Vom Alpaka bis zum Lama, von der Cröllwitzer Pute bis zum Steinhahn gibt es hier tolle Begegnungen. Natürlich auch mit der einzigen echten Österreichischen Eselrasse: dem Weißen Barockesel. 10.000 Sommerblumen, Spielplätze und Erlebnispfade für Kids, Orangerien mit Kunstwerken, Ausstellungen im Schloss, Kräutergärten, Marmeladeküche und und und. Selbst nach einem Tag hat man nur den Bruchteil der Schätze von Schloss Hof erkundet.
Helden Spezial-Tipp! Gleich hinter der Grenze zur Slowakei findest du mit dem Schloss Holitsch ein Habsburgerschloss, ähnlich wie Schloss Hof noch vor seiner Renovierung. Und (kaum zu glauben) eine Wüste! Lies mehr, hier in Martins Bericht zum Oberen Záhorie.
Wer das Ganze im Kleinformat möchte, der ist im nur drei Kilometer entfernten Schloss Niederweiden richtig. Neben dem großartigen Garten lohnt ein Blick in das kleine Gebäude neben dem Schloss mit der wunderschönen Wildküche, in der man auch heute noch im urigen, rustikalen Ambiente ein Festessen ausrichten kann.
Mehr zu Schloss Hof, Niederweiden und auch Eckartsau erfährst du hier in unserem neuesten Bericht – dazu haben wir hier ein Video von unserem Besuch für dich.
Im Besitz der Republik Österreich, von der Gemeinde gepachtet und Stützpunkt des Nationalparks Donau-Auen – so vielfältig, ist auch die Geschichte von Schloss Orth. Auf diese bekommen die Helden der Freizeit einen Backstage-Blick. Der Südostturm ist der älteste der vier Türme und noch aus dem Hochmittelalter (um 1300) – im ehemaligen Verlies, wo noch Reste der damaligen Mauern sind, beginnen wir unsere Führung. Von den Schaumbergern geht es in Besitz der Habsburger. Graf Niklas Salm, Verteidiger der Stadt Wien während der Türkenbelagerung, und sein Sohn bauen das Schloss aus. Die ehemalige Wasserburg liegt heute nicht mehr an der Donau, der Graben ist geblieben. Nach dem ersten Weltkrieg wird es als Holzlager und Getreidespeicher genutzt.
Diese Geschichte und mehr, aber auch zeitgenössische Kunst findet sich im Museum Orth. Doch auch da hört die Entdeckungsreise noch lange nicht auf. Denn das Schloss Orth beheimatet das Nationalpark-Zentrum Donau-Auen. Und das ist ein Anziehungspunkt für Familien, bringt jung und alt die Tier- und Pflanzenwelt der Auen näher. Mit der neu gestalteten barriefreien Schlossinsel, die mit Sumpfschildkröten, Schlangen, einer Unterwasserwelt und mehr aufwartet. Wechselnde Ausstellungen im Turm oder die Dauerausstellung Donau-Räume runden das Erlebnis ab.
Das Schloss, das 1268 erstmals urkundlich erwähnt wird, ist ebenfalls einen Besuch wert. Weil Schloss Marchegg für die Niederösterreichische Landesausstellung 2022 gerade auf Vordermann gebracht wird, ist das Heimatmuseum gerade zu. Macht nix, denn auch dieses Schloss punktet auch durch äußere Werte, liegt es doch direkt neben dem wunderschönen Naturreservat der Unteren Marchauen. Das Überschwemmungsgebiet an der Grenze zur Slowakei, wo der Mühlbach in die March mündet, bietet eine einzigartige Artenvielfalt über die der WWF seine schützende Hand hält (ja, sogar über die Gelsen).
Bei unserem Besuch ist der Weg zur Storchenkolonie gerade überflutet, doch die Störche finden wir fast an jedem Baum und Schornstein. Das hier ist die größte auf Bäumen brütende Weißstorchkolonie Mitteleuropas. Ein Jungtier macht gerade seine ersten Flugversuche. Während die Storchenmama alle Schnäbel voll zu tun hat. Immerhin muss sie für ihre Jungtiere 2,5 Kilo Beute pro Tag einfliegen, genauso viel wie sie als leichte Segelfliegerin selber wiegt. Überall klappern, fliegen und sitzen die Störche. Ein Erlebnis für große und kleine Tierfreunde, die im Storchenhaus noch genauere Live-Einblicke ins Nest kriegen oder sich am großen Spielplatz amüsieren.
Krönender Abschluss unserer Tour durch das Marchfelder Schlösserreich ist jenes Schloss, in dem Österreichs Monarchie sein Ende zelebrierte. Auf Schloss Eckartsau haben Kaiser Karl und Kaiserin Zita die letzten Monate vor ihrem Gang ins Exil verbracht. Hier steht der Schreibtisch, auf dem Karl am 13. November 1918, zwei Tage nach Verzicht auf die österreichischen Staatsgeschäfte, auch eine Verzichtserklärung für die ungarische Reichshälfte unterschrieb. Somit makiert Eckartsau die letzten Momente der österreichischen Monarchie. Hier wurde der Tisch noch einmal so gedeckt, wie beim letzten Essen, das Karl und Zita am Tag ihrer Abreise am 13. März 1919 genossen haben. Es gab Fritattensuppe und Wild mit Gemüse (die Nachspeise spoilern wir nicht). Hier wurde noch einmal Weihnachten gefeiert, die letzte Messe, in der gar nicht bescheidenen Hauskapelle gelesen.
Die prunkvollen Räume befinden sich in absolutem Topzustand, alles frisch gestrichen und poliert. Kein Wunder, dass Eckartsau bei Brautpaaren so beliebt ist. Eine Augenweide ist aber auch der englische Landschaftspark. Alle Wege und Tore in perfekter Symmetrie angelegt, das Ganze umrahmt von der wilden Natur des Nationalparks Donau-Auen, in der sich der Kulturschatz harmonisch einbettet. Für Radfahrer super erreichbar über den Donau-Radweg. Und wer Schloss Eckartsau erreicht hat, der hat auch noch vier gute Gründe für einen Radausflug.
Hier ein paar tolle Videoimpressionen von Eckartsau, Hof und Niederweiden.
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Mehr InformationenHelden-Tipp! Was du noch für Top-Ausflugsziele im Marchfeld findest, haben wir dir hier zusammengefasst.
Alle Fotos: Jolly Schwarz Photography
Advertorial-Hinweis: Dieser Artikel kam im Zuge einer Kooperation mit dem Marchfelder Schlösserreich zustande.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.