1 Museum, 2 Schlösser, 3 Standorte. Das Belvedere Wien spannt als UNESCO-Weltkulturerbe einen faszinierenden Bogen zwischen barocken Prunkbauten und österreichischer Kunst vom Mittelalter bis zu kritischen Werken der Moderne. Wir haben uns für dich angeschaut, was die drei Standorte auszeichnet – dieses Video mit Impressionen für dich aufgenommen.
von Christoph König
Knapp 2 Millionen Menschen besuchen inzwischen jedes Jahr die drei Belvedere Museen. Kein Wunder. Schon von außen bieten die barocken Schlösser mit der weitläufigen Parkanlage, die kostenlos betreten werden kann und dem Blick hinunter auf Wien einen herrlichen Anblick – und eignen sich perfekt für einen Wien-Spaziergang oder eine Sightseeing-Laufrunde. Dazu ist die Verkehrslage mit dem Hauptbahnhof und Gürtel in der Nähe ideal.
Während sich das Obere Belvedere zu einem absoluten Touristenmagneten entwickelt hat – bis 2028 soll ein brandneues Besucherzentrum den Andrang in geordnetere Bahnen lenken – fallen das Untere Belvedere (einst Sommerresidenz von Prinz Eugen) und das Belvedere 21 im Schweizergarten mit ihren Ausstellungen eher in die Kategorie Geheimtipp.
Vorbei am Spiegelbrunnen, der sich für ein schönes Schlossfoto anbietet, präsentiert sich das Obere Belvedere auch von innen in wunderbar gepflegtem Zustand. Bereits Maria Theresia machte daraus im 18. Jahrhundert einen Ausstellungsort, und somit eines der ersten öffentlichen Museen der Welt. Hier findet sich heute ein Kunstquerschnitt, der sich vom Mittelalter bis zur Moderne spannt und viele Geschmäcker bedient – mit der größten Klimtsammlung weltweit. Sowohl an den Kassen als auch vor Klimts berühmten Kuss ist der Andrang groß. Trotzdem findest du auf den drei Ebenen genug Platz, um dir die vielen Werke österreichischer aber auch internationaler Kunstgrößen in Ruhe anzuschauen.
Abgesehen von ein paar wenigen interaktiven Bereichen wie Screens oder ertastbaren Werken für Blinde ist die Dauerausstellung ganz klassisch aufgebaut und wird ihrem Namen Schau! gerecht. Das stört aber nicht weiter, denn alleine die Inszenierung der Bilder und Skulpturen im barocken Schloss mit wunderbaren Ausblicken auf den Park und Wien ist einzigartig – weitere Elemente würden hier nur von der schönen Kulisse ablenken. Auch wirkt die Platzierung der Werke im Kontext zueinander sehr durchdacht.
Wer die Touristenmassen gerne umschifft, braucht nur 10 Minuten bergab durch den Schlosspark zum Unteren Belvedere schlendern. Hier ist der Andrang überschaubarer – das Gezeigte aber nicht weniger facettenreich. Neben einem dauerhaften Schaudepot zu Mittelalter und Renaissance mit Schwerpunkt auf kirchliche Werke wie einen imposanten Flügelaltar aus Salzburg, werfen die wechselnden Ausstellungen hier ebenfalls einen Blick auf die verschiedenen Kunstrichtungen der Vergangenheit bis heute.
Perfektes Beispiel dafür ist die Klimt-Ausstellung Pigment und Pixel in der Orangerie, die dank neuer Technologien tiefe Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Bilder und Arbeitsweise des Künstlers liefert. Ein Highlight sind die mit Hilfe von K. I. rekonstruierten riesigen Fakultätsbilder, die am Ende des Zweiten Weltkriegs von der SS abgefackelt wurden, damit sie nicht in die Hände der Sowjets fallen und zuvor eigentlich die Decke der Universität Wien schmücken hätten sollen – hätten deshalb, weil die Professoren sie um 1900 ablehnten, nachdem Klimt seine ursprünglich braveren Entwürfe zu weitaus gewagteren Bildern geändert hatte.
Auch die im Unteren Belvedere gerade ausgestellte Judith, eines der bekanntesten Klimt-Werke, ist ein großes Besuchsargument.
Ein Geheimtipp im Vergleich zum Oberen Belvedere sind auch die modernen Ausstellungen im Belvedere 21 und der kostenlos begehbare Skulpturenpark davor. Dieses Museum findest du etwas entfernt von der barocken Belvedere-Anlage auf der anderen Seite des Gürtels im Schweizergarten. Die zeitgenössische Kunst bekommt in der riesigen hohen Halle sowohl räumlich als auch inhaltlich ganz viel Platz und Freiraum.
Das zeigt sich auch in der aktuell noch bis 9. Juni laufenden Retrospektive des Deutschen Hans Haacke – dessen aufrüttelnde Werke haben gerade heute wieder große Brisanz. Eine interessante Geschichte hat auch das Museumsgebäude selbst hinter sich. Es stand 1958 als Österreicherpavillon noch bei der Weltausstellung in Brüssel, ehe es in Wien neu aufgebaut und 1962 als 20er Haus und Museum für Kunst des 20. Jahrhunderts genützt wurde. Das spätere 21er Haus wurde dann schließlich zum Belvedere 21 umbenannt.
Oberes Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien (Mo. bis So., 9 bis 18:00 Uhr)
Unteres Belvedere, Rennweg 6, 1030 Wien (Mo. bis So., 10 bis 18:00 Uhr)
Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien (Di., Mi., Fr., Sa., So., 11 bis 18 Uhr, Do. 11 – 21 Uhr)
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Aufmacherfoto: (c) Lukas Schaller, Belvedere Wien, Gustav Klimt, Der Kuss.
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