Endlich neue Abenteuer mit der Pappmache-Version vom Kultklempner – wobei, nicht ganz. Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist nämlich ein Remake eines alten Gamecube-Spiels. Zwar fehlt es der Switch wahrlich nicht an Abenteuern mit Mario (hier die Top 10 Mario Switch Games), aber trotzdem sollten auch frische Nintendo-Fans diesen Oldie keinesfalls abschreiben. Die Gründe verraten wir in unserem Test zum neuen Nintendo Switch Spiel.
von Klaus Kainz
Mit Paper Mario: Die Legende vom Äonentor bekommt ein Kult-Klassiker eine zweite Chance. Auf dem kommerziell wenig erfolgreichen und inzwischen zwanzig Jahre alten Nintendo Gamecube galt das Spiel als Liebling vieler Fans, ging aber im Mainstream unter. Das könnte das Switch-Remake nun ändern.
Mario ist schon lange nicht mehr nur Akrobat und Sportikone, sondern auch Rollenspiel-Held. Nachdem Nintendo seinem ersten RPG-Abenteuer ein Remake verpasst hat (unser Review zu Super Mario RPG), ist nun der vielleicht beliebteste Ableger an der Reihe. Denn kein Spiel hat es so sehr wie Paper Mario: Die Legende vom Äonentor verstanden, den aberwitzigen Mario-Wahnsinn mit Abenteuer-Feeling zu mischen.
Mario begibt sich diesmal nach Rogueport, einer Art Halunken-Stadt, nachdem Prinzessin Peach mal wieder verschwunden ist. Peach ist nämlich in Gefangenschaft der sogenannten X-Nauts, die die Welt mit dem geheimen Schatz von Rogueport erobern wollen. Ganz in Rollenspiel-Manier macht ihr euch also auf, das Land rund um Rogueport zu erforschen, rundenbasiert Gegner zu vermöbeln, neue Party-Mitglieder zu rekrutieren und das ein oder andere Rätsel zu lösen – alles im unverkennbaren Mario-Stil.
Kämpfe verlangen dabei nicht nur Strategie, sondern auch gute Reflexe. Denn, wie gewohnt, mischt Mario die Rundenstrategie mit Action-Kommandos und Geschicklichkeitsaufgaben im Kampf. Wer ein Sprungkommando wählt, verteilt etwa Bonus-Schaden, wenn kurz vor Berührung des Gegners der A-Knopf gedrückt wird. Bei komplexeren Attacken wiederum könnte es sein, dass ihr den Stick schnell in eine Richtung schnippen müsst, oder Knöpfe in einem bestimmten Rhythmus aktivieren.
Mario kann sich im Kampf immer einen Partner aussuchen, wie einen alten Bobomb-Kapitän oder Yoshi-Teenager, die alle eigene Spezialattacken bieten. In den Dungeons und Städten finden sich wiederum Orden, die Mario verschiedene Bonus-Attribute oder -attacken verpassen können. Oft müssen dabei Vorteile abgewogen werden; Mario bekommt durch manche Orden vielleicht mehr Power, aber verliert Verteidigung.
Die theater-mäßige Aufmachung der Kämpfe dient übrigens nicht nur zur Schau. Wer gut genug kämpft, kann durch den Jubel des Publikums seine Spezialattacken aufladen. Auch sorgt das Kampffeld für so manche Überraschung, wenn etwa Bosse euer Publikum fressen oder die Kulisse auseinanderfällt und Damage verteilt. Das sind zwar alles simple Mechaniken, ergeben im Gesamtbild aber eine überraschend hohe Zahl potentieller Strategien, die vor allem in den Bosskämpfen nötig sein werden.
Was Äonentor seit jeher von vergleichbaren Games abhebt, ist die Story. Wie in anderen Mario-RPGs ist der Klempner ein (stummer) Superstar. Peach und Bowser sind sich ihren absurden Rollen bewusst und Goombas und Koopas leben so vor sich hin und kämpfen mit Alltagsproblemen.
Äonentor dreht vor allem bei den Geschichten auf und die jeweils zwei bis vier Stunden langen Story-Kapitel strotzen nur so vor Kreativität. Den Beginn macht ein relativ normales Dungeon-Abenteuer mit Drachen-Endgegner. Später aber löst ihr auch die Mysterien in einer korrupten Wrestling-Agentur oder im Orientexpress und hebt den Fluch eines Dorfes, das seine Bewohner in Schweine verwandelt. Und am Ende wird üblicherweise geprügelt. Gelegentlich übernehmt ihr Bowser und Peach – die Prinzessin bekommt es mit einer Space Odyssey-artigen KI zu tun, die über Leben und Liebe philosophiert.
In den Settings steckt natürlich sehr viel Ironie und Augenzwinkern. Trotzdem ist Paper Mario Die Legende vom Äonentor auch Abenteuer, statt nur Comedy. Denn die Pappmache-Welt ist ungeheuer detailverliebt gestaltet. Etliche NPCs, egal ob Toads oder Koopas, haben kleine Backstories, melden sich vielleicht mal per E-Mail, tauchen immer mal wieder auf und erleben eigene Geschichten. Darunter Luigi, der ausführlich von einem anderen Rollenspiel-Abenteuer schwadroniert. Auch haben das antike Rogueport und sein gigantischer Untergrund-Dungeon echte Lore zu bieten, wenn man danach sucht.
Allen voran ist Paper Mario Die Legende vom Äonentor ein grafisches Remake. Zwar sieht das Original noch immer gut aus, trotzdem ist das Remake ein spürbares Upgrade. Es wirkt nun tatsächlich vollständig aus Papier gemacht und es ist zurzeit schwer vorstellbar, wie dieser Grafikstil noch besser aussehen könnte. Wermutstropfen: Das Remake läuft mit 30 Bildern Pro Sekunde, obwohl das Original noch 60 FPS bieten konnte.
Etwas unausgewogen ist der neue Soundtrack, für den alle alten Lieder per Orchester neu eingespielt wurden. Pompöser ist nicht immer besser, atmosphärisch schießen manche der neuen Fassungen übers Ziel hinaus, die alten Lieder sind manchmal subtiler. Immerhin kann der schnell erhältliche “Nostalgie”-Orden die alte Musik wieder einschalten.
Darüber hinaus konnte es sich Nintendo mal wieder nicht verkneifen, viele neue Hilfmechaniken einzubauen, die das Spiel wirklich nicht benötigt hätte. Etwa gibt per Schulterknopf eure erste Goomba-Kumpanin in fast jedem Raum sehr explizite Tipps fürs Weiterkommen. Man kann es nicht anders sagen, es handelt sich um einen Spoiler-Button, der so manches Erkundungselement zunichte macht, wenn man es sich verkneifen kann – oder unabsichtlich an den Schulterknopf gerät.
Paper Mario Äonentor ist noch immer ein Klassiker, der auch manche Konsorten wie Final Fantasy in die Tasche steckt. Dank seinen story-technisch enorm kreativen Kulissen ist es nicht nur für Mario Fans ein Fest, sondern für alle Fans von Japano-RPGs. Sein Witz ist äußerst charmant und das World-Building fühlt sich – neben all den Albernheiten – lebendig an. Ein paar kleine kreative Änderungen im Remake finden wir zwar nicht perfekt, aber bei den Unsummen, die das Original inzwischen gebraucht kostet, ist das Switch Remake die nun klar beste Option, diesen Klassiker zu spielen.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.