Nach dem Erfolg des ersten Teils muss Wicked: Teil 2 (Originaltitel Wicked: For Good) ordentlich nachlegen. Werden die von Cynthia Erivo und Ariana Grande gespielten Hexen am Ende doch noch zueinanderfinden?
von Paula König, 21. 11. 2025
Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung des ersten Teils wird es Zeit für den finalen Akt. Zugegeben, es sind nur zwei Akte, aber in dieser Form haben sie lange genug auf sich warten lassen. Wie es überhaupt zu den Filmen kam, haben wir euch in unserer Review zum ersten Teil schon kurz erklärt. Aber wusstet ihr, wie es wirklich zu dem Musical von 2003 kam? Es heißt immer: „Es basiert auf dem Buch von Gregory Maguire”, und das ist auch nicht unbedingt falsch. Aber eigentlich kam die Inspiration für das Hit-Musical von einer relativ ungenauen Zusammenfassung des Buches.

Komponist und Texter Stephen Schwartz war im Urlaub, als eine Freundin ihm die Handlung ihres aktuellen Lesestoffs beschrieb. Sofort hatte er die Idee für eine Bühnenshow. Allerdings sollte sich diese im Endeffekt deutlich von dem eigentlichen Buch unterscheiden, denn Schwartz blieb vor allem die „Idee des Außenseiters und die Vorstellung, dass die Dinge im Leben vielleicht komplizierter sind, als wir denken“, im Gedächtnis.
Die Geschichte von der komplexen Freundschaft zwischen der bösen Hexe Elphaba und der guten Hexe Glinda, die von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter reicht, hätte demnach nicht einladender sein können. In Wicked: Teil 2 erfahren wir, wie die Geschichte von Elphaba und Glinda endet und wie Dorothy mit ihrem Hund Toto dazupasst. Ob der zweite Teil mit dem Hit aus dem letzten Jahr und vor allem mit dem Original-Musical mithalten kann, erfahrt ihr hier.
Am Ende des ersten Films zerplatzen Elphabas (Cynthia Erivo) Träume vor ihren Augen. Gemeinsam mit dem Zauberer (Jeff Goldblum) wollte sie das Land Oz zu einem toleranteren und besseren Ort machen. Dabei hat sie die hinterhältigen Pläne des Zauberers und von Madame Morrible (Michelle Yeoh) jedoch nicht kommen sehen. In kürzester Zeit erklären die beiden Elphaba zum Staatsfeind Nummer eins. Nun lebt sie im Exil im Wald von Oz, während ihre ehemalige beste Freundin Glinda (Ariana Grande) im Palast der Smaragdstadt residiert und die Gunst der Stunde genießt.
Elphabas Schwester Nessarose (Marissa Bode) wird unterdessen zur Gouverneurin von Munchkinland, wo sie mit der Unterstützung von Boq (Ethan Slater) regiert. Er ist jedoch immer noch in Glinda verliebt, obwohl diese sich mit Prinz Fiyero (Jonathan Bailey) verlobt hat. Dieser ist der neue Captain der Garde, die es auf Elphaba abgesehen hat. Die Leben unserer Protagonist:innen sind also nach wie vor eng miteinander verwoben. Als sich eine wütende Menge gegen die „böse Hexe des Westens” erhebt, muss sich Elphaba mit Glinda versöhnen, um sich selbst und ganz Oz zum Guten zu verändern.
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Mehr InformationenEs ist nicht einfach, in einen zweiten Akt eine neue, gute Struktur zu integrieren. Im Theater ist der erste Akt die Exposition, der zweite die Auflösung. Und aus dieser Auflösung soll ein zweistündiger Film entstehen, ohne dass er dabei seinen Schwung verliert? Nicht leicht. Tatsächlich braucht Wicked: For Good etwas Zeit, um Fahrt aufzunehmen, aber sobald der Ball ins Rollen kommt, gibt es kein Stoppen mehr. Spätestens ab der Hälfte ist man vollkommen in Oz eingetaucht.
Im Gegensatz zum ersten Film glänzt dieser Teil vor allem in seinen ruhigen Momenten. Die großen Musicalnummern nehmen der Geschichte teilweise etwas die Luft. Während die meisten Lieder im ersten Teil die Stimmung der Handlung mittransportiert haben, lenken sie hier fast von der Ernsthaftigkeit der Geschichte ab. Was dafür wirklich punktet, sind die emotionalen Nummern No Good Deed und der titelgebende Song For Good. Für diesen Teil wurden außerdem zwei neue Lieder geschrieben – vermutlich in der Hoffnung, einen Oscar zu gewinnen. (Da die restlichen Lieder nicht für den Film geschrieben wurden, können sie sich nicht in der Kategorie „Bester Song” qualifizieren.) No Place Like Home und The Girl in the Bubble fügen sich zwar erzählerisch gut in den Film ein, fallen musikalisch jedoch aus dem Rahmen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht nach wie vor die Beziehung zwischen Elphaba und Glinda. Die Bindung, die Cynthia Erivo und Ariana Grande über die Jahre aufgebaut haben, ist auf der Leinwand deutlich zu spüren. Besonders im zweiten Akt überschreiten ihre Charaktere ständig die Grenze zwischen Freund und Feind. Die beiden sind auf jeden Fall das Herz des Films und ihre Bindung sollte nicht außer Acht gelassen werden. Das ist besonders erwähnenswert, da sich Jonathan Baileys Fiyero in diesem Teil noch deutlicher zwischen den beiden positioniert. Der Film schwebt kurz in der Gefahr, sich zu sehr auf das Klischee „Zwei Frauen streiten um einen Mann“ zu reduzieren, doch Cynthia Erivo und Ariana Grande machen mit ihrer schauspielerischen Leistung deutlich, worauf der eigentliche Fokus liegt.
Im Gegensatz dazu wirken Nessa und Boq weniger wie eigenständige Figuren, sondern eher wie Plot Devices. Das ist bei ihnen aber durchaus in Ordnung. Störend ist es hingegen bei Madame Morrible und dem Zauberer. Als die Bösewichte des Films fehlt ihnen in diesem zweiten Akt etwas der Antrieb. Sie verlieren sich ein wenig grundlos in der Rolle des Bösen, was aber nicht an Jeff Goldblum und Michelle Yeoh liegt. Die beiden liefern eine fantastische Performance ab. Wer wirklich nur ein Schatten eines Charakters ist, das ist Dorothy. Laut Fan-Theorien sollte die Protagonistin aus Der Zauberer von Oz eine große Rolle im zweiten Teil spielen, doch so ist es nicht gekommen. Wir sehen Dorothy und ihren Hund Toto immer wieder aus der Ferne – es ist eher die Idee von ihnen, die ihre Geschichte erzählt. Das funktioniert sehr gut, denn Der Zauberer von Oz ist uns allen bekannt und deswegen wäre eine 1:1-Wiedergabe auch einfach Fehl am Platz. Die Perspektive der Geschichte bleibt deutlich bei Elphaba und Glinda.
Ein Film bietet natürlich viel mehr Möglichkeiten als eine Bühne. Während wir im ersten Film nur die Shiz-Universität und die Smaragdstadt besucht haben, öffnet dieser Teil die Tore nach Oz. Die Sets sind eine fantastische Mischung aus handgefertigten Gebäuden, die mit visuellen Effekten ergänzt wurden. Außerdem treffen wir auf mehr Tiere, die trotz CGI gut umgesetzt sind. Wie schon im ersten Teil besteht also eine gelungene Mischung aus praktischen und computergenerierten Effekten, die Oz zum Leben erwecken.

Wicked: Teil 2 ist ein Musical-Blockbuster, wie man ihn selten gesehen hat. Es ist weder eine ruhige filmische Erzählung wie La La Land (2016), noch ein Jukebox-Musical, das vor allem mit seinen bekannten Liedern punktet, wie Mamma Mia! (2008) oder Moulin Rouge! (2001). Mit seiner immersiven Fantasiewelt erinnert Wicked an Mary Poppins (1964). Seitdem sind allerdings auch schon wieder 60 Jahre vergangen. Es war also höchste Zeit für einen Hit für alle Altersklassen. Cinematographisch sind sowohl Teil 1 als auch Teil 2 keine weltbewegenden Meisterwerke, aber sie funktionieren. Die in den Filmen geschaffene Welt ist magisch und wird durch Musik und Choreografie noch intensiver. Obwohl das Stück gut 20 Jahre alt ist und das Buch sogar noch älter, ist die Geschichte immer noch aktuell. Mit Wicked: For Good kann man also nichts falsch machen.
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Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.
