Ab aufs Wasser! Ein Hausboot Urlaub ist Entschleunigung pur. Während die Landschaft gemächlich vorbeizieht ist herrlich viel Zeit, um die Seele baumeln und sich die Sonne auf die Nase scheinen zu lassen. Was es für deinen ersten Trip am Boot – übrigens ohne Führerschein – zu wissen gibt, erfährst du in unserem Bericht! Video-Impressionen von unserer Fahrt findest du hier auf Instagram oder hier auf TikTok.
von Sabrina Farkas, 6. 7. 2025
Das Zeitgefühl verlieren, nirgends ankommen müssen, keine Termine und kein Sightseeing Programm: Entspannter als am Hausboot lässt es sich kaum urlauben. Hin und wieder eine Schleuse als kleiner Nervenkitzel, ansonsten viel Natur und Ruhe. Wir machen dich in unserem Artikel fit für deinen ersten Trip!
Hausboote sind beliebt und es gibt nicht sehr viele. In Deutschland gibt es nur einen einzigen Anbieter auf der Saale und wenige weitere an anderen Locations. Buche also rechtzeitig dein gewünschtes Schiff, am besten schon im Herbst für den kommenden Sommer.
Und geize dabei lieber nicht: Bei den Schiffen ist jeweils eine Komfort- und eine Maximalbelegung angegeben. Bedenke, dass bei der Maximalbelegung der Stauraum schon sehr eng werden kann! Wir hatten zu dritt ein Boot mit vier Personen Komfortbelegung und haben es sehr genossen. Ein Bootsführerschein wird auf weiten Teilen der Saale übrigens nicht benötigt.
Das Boot bietet alles, was das Herz begehrt: Kühlschrank, Küchenzeile und gegen Aufpreis auch einen kleinen Gasgriller. Schon in der Heimat haben wir einiges vorgekocht, sodass wir beispielsweise Chili con Carne nur noch aufwärmen oder zur fertigen Bolognesesauce am Boot nur noch Nudeln kochen und Salat frisch zubereiten brauchten.
Am Ankunftstag erhalten wir bei Fundaboat in Bernburg an der Saale unser Boot, eine Tarpon 32, und eine theoretische sowie praktische Einschulung. Leider erfahren wir erst im Zuge dessen, dass nicht nur, wie bereits vorab kommuniziert, die Schleuse bei Wettin kaputt ist, sondern auch zu wenig Wasser in der Elbe ist, sodass trotz vorhandenem Schiffsführerpatent auch für uns Richtung Norden schon in Calbe Endstation ist.
Nachdem das Boot beladen ist, beschließen wir daher, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Wir haben ja nun sehr viel Zeit für sehr wenig Strecke! Anstatt also noch wie geplant loszutuckern, spazieren wir ein wenig durch den hübschen Ort und übernachten dann auf unserem Boot, das kostenlos im Heimathafen ankern darf.
Ausgeruht steigen wir am nächsten Morgen aus unseren Kajüten. In der kleinen Küchenzeile bereiten wir das Frühstück vor, das wir am noch etwas frischen Deck genießen. Anschließend starten wir stromaufwärts und passieren nach dem obligatorischen Anruf beim freundlichen Schleusenwärter in Alsleben erfolgreich unsere erste Schleuse.
Weniger erfolgreich ist der Anruf beim ortsansässigen Hafenmeister, um nach einer Anlegeerlaubnis zu fragen. Wir erlauben uns einfach selbst, eine Mittagsrast am Steg einzulegen. Nachmittags halten wir auf der Weiterfahrt bereits die Augen offen, doch es kommen keine Anlegestellen für die Nacht in Sicht. Wild ankern ist nicht gestattet und auf Grund unserer GPS Verbindung zum Verleih trauen wir uns nicht, uns über das Verbot hinwegzusetzen.
Erst nach der Schleuse in Rothenburg erreichen wir, vorbei an flacher Landschaft mit viel Grün und einigen Kuhherden sowie teils aufgelassenen Fabriken, einen Campingplatz mit Anlegestellen, die jedoch alle bereits belegt sind. Es geht also leicht besorgt, dafür über glattes Wasser mit wunderschöner Abendsonne, noch weiter zum Campingplatz bei Kloschwitz, wo wir am Fahrgaststeg festmachen und uns freuen, als wir erfahren, dass wir dort bleiben dürfen. Etwas über 30 Euro kostet unser Ankerplatz für diese Nacht.
Wir sind nun merklich mitten in der Natur: Am Griller brutzeln unsere Würstel, ansonsten ist kein Laut zu vernehmen. Rundherum ist es stockfinster und unzählige Sterne funkeln über uns.
Am nächsten Tag frühstücken wir umschwirrt von Schwalben. Vor dem Ablegen füllen wir am Campingplatz noch unsere Wasserflaschen mit Leitungswasser an, da das Wasser am Boot nicht zum Trinken geeignet ist. Mit bewusst langsamem Tempo geht es weiter: Einerseits läuft das Boot so ruhiger, andererseits haben wir ja reichlich Zeit. Einziges Manko: Am Ende bezahlen wir nicht nach Spritverbrauch, sondern nach Motorstunden, doch das ist uns die entschleunigte Art des Reisens durchaus wert.
In Wettin kehren wir wegen der kaputten Schleuse um. Wir wechseln uns am Steuer ab und sehen uns den nun bereits bekannten Flussabschnitt aus der anderen Richtung an. Dabei entdecken wir Ziegen, Rinder und Rehe. Außerdem begleiten uns am Fluss immer wieder Reiher und Schwäne. Wir passieren zwei Schleusen und legen dann einen Badestopp ein. Die Saale ist mit etwa 19 Grad erfrischend, aber Anfang September bei Tageshöchsttemperaturen von fast täglich über 30 Grad absolut herrlich.
Abends legen wir wieder in Bernburg an, wo wir Landstrom bekommen, der uns aber in der vorherigen Nacht nicht abgegangen ist. Sogar zum Aufladen der Handys hat da der Bordstrom gereicht. Auch Frischwasser und Diesel könnten wir im Heimathafen ebenfalls erhalten, doch wir sind mit beidem noch gut versorgt. Ein Blick auf den Schwarzwassertank, in dem das Abwasser gesammelt wird, verrät, dass auch hier noch reichlich Zeit ist, bis wir an die Entleerung denken müssen.
Tags darauf passieren wir die Schleuse in Bernburg und sehen das Städtchen und danach einige Industrieanlagen an uns vorbeiziehen. Dann sind wir wieder ausschließlich von Natur umgeben. Nach einigen Badepausen legen wir vor dem Wehr von Calbe an und spazieren durch den verlassen wirkenden Stadtkern.
Für die Nacht wechseln wir unseren Anlegeplatz zur Schleuse von Calbe, die wegen des niedrigen Wasserstands Richtung Elbe für unser Boot geschlossen bleibt. Schade, denn wir hätten sogar einen Bootsführer an Bord, der auf diesem Abschnitt fahren dürfte – hier endet nämlich die führerscheinfreie Zone der Saale.
Wir machen das Beste daraus und verbringen die Nacht mitten in der Natur. Hier lassen wir noch den Tag Revue passieren, während rundherum immer wieder Fische auftauchen. Mein Highlight war unter den vielen Vogelbeobachtungen des Tages der Eisvogel, den wir unterwegs entdeckt haben. Auch ein Spiel dient unter Einsatz unserer mitgebrachten Taschenlampe noch als Abendunterhaltung, bevor es ins Bett geht.
Ich wache zeitig auf und schlüpfe möglichst lautlos in meine Laufschuhe. Schon das Betätigen der WC-Spülung oder die Verwendung des Wasserhahns in den kleinen Bädern der Kajüten weckt nämlich unter Garantie alle Mitreisenden. Ich laufe eine Runde an den Maisfeldern vorbei und durch den kleinen Ort Schwarz, bevor ich zur Erfrischung in den Fluss springe.
Die Tagesetappe führt uns zurück nach Bernburg, wo wir dem Bootseigentümer das ein oder andere Hoppala gestehen. Neben dem schon bei unserer Bootsübernahme lädierten und inzwischen gerissenen Seil zur Befestigung des Bimini (Sonnenverdecks) ist auch ein Plastikstuhl unter einem von uns zusammengebrochen. Wir erhalten kostenlos Ersatz und Frischwasser. Abends regnet es und so essen wir ausnahmsweise einmal im Boot statt an Deck.
Für die letzten beiden Tage unserer Tour entscheiden wir uns für eine Wiederholung des Streckenabschnitts nach Calbe. Wir sichten eine Wasserschlange, ansonsten verlaufen die Tage (abgesehen von aufgefrischtem Wind) angenehm ereignislos. Teils zeigt der Schrittzähler am Handy trotz weit fortgeschrittenem Tag noch 0 Schritte. Auch am Rückweg gibt es in Nienburg keinen Liegeplatz für eine Mittagsrast, somit wechseln wir uns am Steuer ab, kochen und essen nebenbei.
Am Tag vor unserer Ausschiffung ist Putzen angesagt. Wer nicht für die Endreinigung bezahlen will, erhält nämlich im Heimathafen Staubsauger, Fensterreiniger & Co und darf selbst schrubben. Nach einer letzten Nacht am Boot bezahlen wir beim Auschecken unsere Motorstunden (32 Stunden zu rund 11,70 Euro pro Stunde), bevor es nach Hause geht.
Wir haben die Woche sehr genossen. Der Hausboot Urlaub war eine der erholsamsten Urlaubswochen, die wir je hatten und gleichzeitig eine ganz neue Art des Reisens! Wer bei der Einschulung gut aufpasst, vor allem was das Schleusen und die Fähren angeht, kann auch ohne Vorerfahrung bedenkenlos einen Hausboot Trip buchen.
Es hat sich bewährt, reichlich Lebensmittel und Getränke an Bord zu bunkern, um wirklich autark unterwegs sein zu können. So konnten wir nach Lust und Laune auch außerhalb der Stadtzentren übernachten.
Wem es nicht reicht, die Landschaft vorbeiziehen zu sehen und schwimmen zu gehen, kann noch diverse Tagesausflüge einbauen. Der Tiergarten Bernburg oder Radtouren wären mögliche Programmpunkte. Wer gerne zur Elbe möchte (nur mit Schiffsführerpatent!), sollte den Hausboot Urlaub nicht zu spät im Sommer ansetzen, da der Wasserstand dann häufig zu niedrig sein dürfte.
Und was den Mangel an Liegeplätzen angeht, so wurden wir am Ende unseres Trips darüber aufgeklärt, dass mit reichlich Umsicht ein wildes Campen entlang des Flussverlaufes doch nicht gar so streng verboten gewesen wäre. Zudem ist zu hoffen, dass mit steigender Beliebtheit von Hausboot Urlauben auch die Zahl der Anlegestellen wachsen wird!
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.