Tim Burton lässt erneut Michael Keaton als Poltergeist Beetlejuice auf sein Umfeld los. Das macht auch 36 Jahre später noch viel Spaß. Wo die Stärken und Schwächen des Films liegen und um was es diesmal geht, verraten wir dir in unserer Kritik.
von Susanne Gottlieb, 10. 9. 2024
Einst, bevor er zum Batman und später zum dramatischen Darsteller wurde, war Michael Keaton vor allem als Komödiant bekannt. So unter anderem als Mr. Mom und als Beetlejuice, den gestreiften Anzug tragenden, grünes Haar zierenden Poltergeist, der unter den Lebenden für viel Chaos sorgt. Nun kehrt er über 30 Jahre später zu seinen Jagdgründen zurück. Und was dabei herauskommt, ist wirklich eine ganz passable Fortsetzung. Aber lest selbst.
Einst wurde sie als das Mädchen berühmt, das Geister sehen konnte. Nun hat Lydia Deetz (Winona Ryder), die im ersten Beetlejuice (Michael Keaton) fast gezwungen worden war, den gleichnamigen Poltergeist zu heiraten, ihre eigene Fernsehsendung, in der sie als Medium für Geisterhäuser fungiert. Produziert wird die Serie von ihrem schmierigen Freund Rory (Justin Theroux). Doch es gibt genug, das Lydia auch sonst noch plagt. Die Beziehung zu ihrer Teenie-Tochter Astrid (Jenna Ortega), die nicht glaubt, dass Lydia das Übernatürliche sieht, ist angeknackst. Ihre Stiefmutter Delia (Catherine O’Hara) hat ihr gerade mitgeteilt, dass ihr Vater Charles bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Und dann sind da plötzlich noch die Visionen, die sie von Beetlejuice hat, nachdem sie ihn all die Jahre zuvor wieder in die Geisterwelt verbannt hat.
Während die Deetz sich darauf vorbereiten, nahe ihrem Geisterhaus in Winter River Charles zu beerdigen, hat auch Beetlejuice einige Probleme am Hals. Ein Jenseits-Ermittlerteam rund um Wolf Jackson (Willem Dafoe) hat ihm mitgeteilt, dass seine Seelen saugende Ex Delores (Monica Bellucci) wieder die Runden macht und noch eine Rechnung mit dem Poltergeist offen hat. Und dann ist da noch Astrid, die aus Versehen das Tor zum Jenseits öffnet, und noch eine ganz andere Katastrophe ins Rollen bringt. Es sieht aus, als müssten Lydia und Beetlejuice diesmal zusammenarbeiten, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.
Das Chaos, das daraufhin ausbricht, hat auch tatsächlich etwas vom alten Tim Burton. Normalerweise sollte man sich ja nicht allzu viel von Fortsetzungen erwarten. Doch in diesem Fall versteht es der Goth-Spezialist, wieder in altbekannten Mustern zu erzählen, die an seine früheren Werke erinnern. In den letzten Jahren zu überfetischiert, zu flach und mit zu viel CGI, wirkt der neue Beetlejuice geerdeter. Mit mehr praktischen Effekten und weniger klinisch kuratierten düster-morbiden, surrealistischen Elementen.
Was Burton jedoch nicht ganz zu gut gelingt, ist trotz der großzügigen Laufzeit eine kohärente Geschichte zu erzählen. Zu viele Parallelhandlungen, zu viele Charaktere, die in komplexen Absichten zueinander stehen und ihre eigenen, zum Teil finsteren, Absichten haben. Das nimmt von der Handlung und resultiert im Laufe derer auch in einigen zu schnell aufgelösten Konflikten. Man fühlt sich um die eine oder andere Konfrontation oder Resolution betrogen.
Vor allem weiß Burton auch nicht so recht, auf wen sich dieser Film nun konzentrieren soll. Ist dies Lydias und Astrids Geschichte? Eine Abhandlung des Traumas von Verlust (Astrids Vater) und Versöhnung der Generationen? Drehbuchautor Miles Millar, der schon für Burton und Ortega das Drehbuch zur Serie Wednesday geschrieben hat, und sein Schreibpartner Alfred Gough konzentrieren sich nämlich beizeiten viel zu sehr auf Astrid und ihre Wut. Aber auch über 20 Jahre nach Smallville können die beiden noch immer nicht sonderlich gut Teenie-Drama schreiben. Oder möchte der Film einfach nur ohne genaueren Fokus ein Best of der skurrilsten Charaktere sein, die über die Leinwand hetzen?
Was das Ganze ultimativ bedeutet ist, dass Keaton leider viel weniger Leinwandpräsenz bekommt, als die Repetition seines Rollennamens im Titel vermuten lässt. Vielmehr fungiert er als chaotischer Deus ex machina, also ein göttlicher Eingriff ins Geschehen, für die anderen Figuren, als dass er wirklich einen narrativen Bogen durchläuft. Aber trotzdem, es macht einfach Spaß ihm wieder zuzusehen. Die Serenade an Lydia, in der er Bryan Adams singt, ist göttlich. Und in einer der besten Szenen des Films, verpasst er einer Gruppe von Influencern, die das Geschehen mit ihren Handys filmen, eine wahrlich herrliche Lektion. Grund genug für die Presseleute bei der Pressevorführung, in lautes Klatschen auszubrechen.
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Mehr InformationenBeetlejuice Beetlejuice hadert ein wenig mit seinem Fokus in der Handlung, macht aber dennoch als Fanservice wieder viel Spaß.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.