Oper mal anders: Beim Wiener Opernsommer überzeugt nicht nur die Traum-Location am Heumarkt. Giuseppe Verdi führt höchstpersönlich (gespielt von Karl Markovics) durch seine Oper La Traviata und macht die Handlung so auch für Neulinge nachvollziehbarer. Wir verraten dir die besten Tipps für deinen Opernabend von unserem Premierenbesuch in Wien. Plus: Worauf sich Darsteller und Oscargewinner Karl Markovics am meisten freut!
von Sabrina Farkas, 5. 7. 2025
Sommerzeit ist schon lange nicht mehr die Zeit der Kulturflaute in Wien. Der Wiener Opernsommer trägt seit 2024 sein Übriges dazu bei! Bei der zweiten Auflage des Open Air Opernerlebnisses gibt es noch bis 19. Juli 2025 nicht nur seitens der Location eine Neuerung. Lies hier, wie uns La Traviata mitten im Stadtzentrum gefallen hat.
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Mit La Traviata (“die vom Weg Abgekommene”) hat Giuseppe Verdi 1853 ein Stück geschaffen, dessen Hauptcharakterin aus der Reihe tanzt: Als Kurtisane bestreitet sie ihren Lebensunterhalt nämlich dadurch, dass sie in einem Salon arbeitet, in dem Frauen ihre Gesellschaft an Männer verkaufen. Zudem ist sie an Tuberkulose erkrankt.
Was Violetta besonders macht, ist ihre Fähigkeit, wahrhaftig zu lieben. Sie trifft auf Alfredo, der aus reichem Haus stammt und ihre Gefühle erwidert. Doch da sein Vater gegen die Verbindung ist, wendet sie sich gezwungenermaßen von ihm ab. Schließlich kehrt er zu ihr zurück, aber sie erliegt ihrer Krankheit.
Schon vor der offiziellen Premiere durften wir uns am Gelände hinter den Kulissen umsehen und einige der Stars treffen. Schaut euch dazu hier unser Video auf Instagram oder hier auf TikTok mit beeindruckenden Aufnahmen vom Gelände an und Interviews mit Thomas Weinhappel, Natalie Pena-Comas und Oscar-Gewinner Karl Markovics. Dabei erfuhren wir auch, worauf sich Karl Markovics alias Giuseppe Verdi bei den kommenden Vorführungen erstaunlicherweise am meisten freut:
“Auf gut überspielte Fehler, die mir passieren, die aber niemand anderer merken wird … Hoppalas, nicht nur von mir … Das Publikum hat ein Recht auf Fehler, aber sie sollten nicht störend sein … the Show must go on!“
Und auch seine persönliche Beziehung zu dem von ihm verkörperten Komponisten wollten wir natürlich erfahren: Eine klassische Inszenierung von La Traviata war tatsächlich seine erste Verdi Oper, die er mit 14 Jahren in der Wiener Staatsoper gesehen hat. Als Randnotiz verriet er uns übrigens, dass die Premiere von La Traviata 1853 in Venedig ein absoluter Reinfall war! Die Oper wurde erst später ein Welterfolg.
La Traviata basiert auf dem Roman “Die Kameliendame” von Alexandre Dumas dem Jüngeren und ist die beliebteste Oper von Giuseppe Verdi. In der neuen Inszenierung erhält der Komponist selbst eine Rolle: Dargestellt von Karl Markovics erzählt er zwischen den Akten auf Deutsch die wichtigsten Eckpunkte der Handlung, sodass die italienische Oper für die Zuseher besser verständlich ist. Und auch die weiteren Darsteller:innen überzeugen, allen voran Cristina Pasaroiu, die bei der Premiere die Violetta gegeben und eine wahre Meisterleistung geboten hat.
Die Kostüme und die Kulisse sind wunderschön. Zwar wird am Bühnenbild während der Vorstellung kaum etwas verändert, doch es bezieht das dahinter liegende Wiener Konzerthaus samt Projektionen mit ein und sorgt so für ein tolles Ambiente. Und auch das Orchester ist heuer besser zu sehen, da es sich gleich neben der Bühne befindet. Die Abendstimmung, die mitsingenden Mauersegler und später die ein oder andere vielleicht zu entdeckende Fledermaus tragen ebenfalls zur besonderen Atmosphäre bei. Lärm war trotz der zentralen Lage kaum zu vernehmen.
Anders als bei der Erstauflage findet der Opernsommer 2025 nämlich nicht im Belvedere-Park, sondern auf dem Areal des Wiener Eislaufvereins am Heumarkt statt. So konnten mehr Plätze geschaffen werden, weshalb die Ticketpreise heuer günstiger angeboten werden als im Vorjahr. Diese fallen, je nachdem wie weit vorne man sitzt, durchaus unterschiedlich aus. Und auch die Tontechnik wurde für die heurige Neuauflage verbessert.
Einlass ist ab 18:30. Es gibt vor Ort Stände für Spritzer, Bier & Co und kleine Speisen wie Brezen, Würstel und Brötchen. Alles – auch mitgebrachte Getränke und Snacks – kann zu den Sitzplätzen mitgenommen und dort während der Vorstellung konsumiert werden. Wer die Damentoilette aufsuchen muss, tut das am besten schon früh am Abend – bei der ausverkauften Premiere waren die WCs in der Pause bereits verstopft.
Die Sitze sind Klappsessel aus Plastik und mäßig bequem. Unser Tipp daher: Sitzauflage mitnehmen! Bei der Buchung zu bedenken ist, dass alle Sessel auf derselben Ebene stehen. Von unseren Plätzen in der 19. Reihe aus hatten wir daher viele Köpfe vor uns. Wen das stört, der kann sich in den Blöcken jeweils einen Platz in der ersten und fußfreien Reihe buchen. Dort befindet sich ein größerer Abstand zur Vorderreihe und man hat die gesamte Bühne im Blick.
Einen Dresscode gibt es nicht. Um es mit den Worten von Karl Markovics zu sagen: Der Opernsommer ist ein “Ort, wo man sich jetzt nicht unbedingt unwohl fühlt, wenn man nicht in Anzug und Krawatte hingeht”. Packe dir für kühlere Abende eine Decke und/oder Jacke ein. Gelsenspray dürfte dem Geruch nach zu urteilen während der Vorstellung mehrmals am Gelände versprüht werden, kann aber trotzdem nicht schaden.
Praktisches Feature für alle, die kein Italienisch können oder sich mit dem Verständnis bei Opern generell schwer tun: Die Übersetzung kann mittels einer App, auf die einen ein QR-Code auf der Sitzlehne leitet, am Handy mitgelesen werden. Wer aber nichts verpassen will, was auf der Bühne passiert, wird davon kaum Gebrauch machen. Besser war es für uns, vor der Vorstellung eine Zusammenfassung zu lesen und uns dann vom Sprecher durchs Stück leiten zu lassen.
Die fast 100 Künstler:innen und 50 weitere Mitarbeiter:innen, die den Wiener Opernsommer ermöglichen, haben ganze Arbeit geleistet. Nach der Begrüßung startet die Vorstellung direkt und hautnah im Publikum. Der Opernsommer kann auch für Menschen, die – wie wir – normalerweise nicht in die Oper gehen, “etwas um den Appetit anzuregen, zum Kennenlernen” sein, wie Karl Markovics es in unserem Interview ausdrückt. Impressionen von unserem Premierenbesuch kannst du dir hier auf TikTok oder hier auf Instagram anschauen.
Auch 2026 wird der Opernsommer übrigens am Heumarkt stattfinden. Dann wird Georges Bizets Carmen zu sehen sein. Die Premiere ist wieder am 1. Juli angesetzt.
Wiener Opernsommer
Adresse: Lothringerstraße 22, 1030 Wien
Preis: ab 49 Euro für Erwachsene; Ermäßigungen für Schüler:innen, Studierende, Lehrlinge, Personen mit Handicap sowie Ö1-Club Mitglieder
Spielzeiten: 12 Termine von 1. bis 19 Juli 2025
Dauer: 1. Teil 1 Stunde und 20 Minuten, 2. Teil 1 Stunde, Ende spätestens 23:00
Anreise: Mit der U4 bis zur Station Stadtpark
Link für weitere Infos: Website des Wiener Opernsommers
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Alle Fotos: (c) MAGMAG & heldenderfreizeit.com
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit der MAGMAG Events Gmbh.
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.