Audienz bei Sisi und Franz! Im Time Travel Vienna kannst du Geschichte kurzweilig erleben – in nur 50 Minuten, in sechs spannenden Stationen. Unser Time Travel Vienna Erlebnisbericht.
von Patrick Meerwald
Wiens Geschiche in 50 Minuten erleben? Challenge accepted. Aber wie soll das gehen? Easy, mit einer Zeitreise. Die passende Maschine dafür habe ich in einem alten Mönchskloster im ersten Wiener Gemeindebezirk gefunden. Sie nennt sich Time Travel Vienna (Homepage hier).
Unser Time Travel Vienna Erlebnisbericht:
Nur noch wenige Meter trennen mich von der Zeitmaschine. Mit dabei ist ein Guide, der weiß, wie die Maschine funktioniert. Doch, wie es sonst von diversen Beförderungsunternehmen bekannt ist, heißt es zuerst einmal warten. Ich versuche die Zeit produktiv zu nützen und schaue mir die Porträts von drei Menschen an. Auf einem Bild ist Sigmund Freud zu sehen. Was höre ich denn da? Die Bilder beginnen auf einmal zu sprechen. Sie diskutieren miteinander. Ein wirklich sehr lustiger Einstieg des Programms.
Eine Türe öffnet sich. Es geht in einen mittelgroßen Kinosaal, der auf jedem Platz eine Brille und einen Anschnallgurt bereithält. Ich setze meine Brille auf und schnalle mich an. Das 5D-Kino kann beginnen. Nach einem kurzen Trip zu den Dinosauriern lande ich in Vindobona. Legionäre marschieren in Formation durch die Straßen. Der Aufenthalt dauert nicht lange.
Schon geht es viele Jahre weiter. Ich bin im Zeitalter der Pest gelandet und auf einmal bin ich Teil einer großen Horde Ratten. Zuerst sehe ich einen Pestdoktor mit der klassischen Maske. Der interessiert uns Ratten nicht. Wir machen ein bisschen Sight-Seeing durch die Wiener Innenstadt und landen zum Schluss beim Stephansdom, der gerade im Bau ist. Die vielen Holzbretter eignen sich perfekt, um rasch nach oben in Richtung Pummerin zu kommen. Bevor die Glocke aber erreicht ist, wird noch das halbfertige Dach unsicher gemacht. Die Rekonstruktion des vergangenen Wien ist wirklich gelungen.
Schon geht es wieder weiter. Aus der Vogelperspektive zeigt sich nun ein Wien, das zum zweiten Mal von den Türken belagert wird. Während die Osmanen Katapultgeschoße auf die Stadt schießen, lassen die Wiener Verteidiger einen Pfeilhagel auf die Widersacher los. Bei jedem Einschlag eines Steins rüttelt der Sessel, auf dem ich sitze. Das 5D-Kino ist ohne Übertreibung ein Erlebnis für alle Sinne, das wirklich etwas taugt.
Dritte Station in unserem Time Travel Vienna Erlebnisbericht ist das kaiserliche Theater. Hier muss ich alles rausgekramen, was ich einmal im Benimmunterricht der Tanzschule gelernt habe. Ich erhalte tatsächlich eine Audienz bei unserem Herrscher. Was für ein Aufstieg: Eben noch als Ratte Wien unsicher gemacht, jetzt beim Kaiser. Doch er ist nicht alleine. Mitgebracht hat er natürlich seine Sisi, dazu Maria Theresia und Kaiser Maximilian I. Also ist exzellentes Benehmen hoch vier angesagt.
Stolz berichten mir unsere vergangenen Herrscher von ihrem Stammbaum. Maximilian rühmt sich für seine Heiratspolitik, Maria Theresia ist die Bildungspolitik ein Anliegen, Sisi sehnt sich die Zeit außerhalb des Schlosses herbei und unser lieber Franzl hat einen gewissen Faible für das Beamtenwesen. Was mir hier besonders auffällt: Hier werden Schmähs eingesträut, die eher für erwachsene Zuseher geeignet sind. Jüngere denken erst gar nicht daran, dass hier etwas lustig gewesen sein könnte.
Von den Monarchen geht es jetzt zu den Musikern. Nächste Station in unserem Time Travel Vienna Erlebnisbericht – ich treffe auf Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Strauß. Die beiden Musik-Genies diskutieren, wer die bessere Musik gemacht hat. Wieder ein sehr witziges Streitgespräch.
Nun heißt es auf einem Drehkarrussel Platz nehmen, wie man es von Kinderspielplätzen kennt. Das Gefährt beginnt sich langsam zu der Melodie vom Donauwalzer zu drehen. Zuerst nach rechts. Später nach links. Und wieder überkommen mich Erinnerungen an meine Tanzschule. Während ich so drehe, sehe ich einzelne Porträts von berühmten Komponisten, mit Noten von ihren Stücken.
Nach dieser sehr besinnlichen Walzer Einheit nähert sich die Zeitreise mit großen Schritten dem zwanzigsten Jahrhundert und somit leider auch den Weltkriegen. Es geht in einen echten Luftschutzbunker. In diesem wird Kurt Schuschniggs letzte Rede aus einem Volksemfänger abgespielt, anschließend kommt Adolf Hitler nach dem Einmarsch zu Wort. Was danach geschieht, lässt mir selbst bei der Erinnerung daran noch immer einen Schauder über den Rücken laufen.
Die Tür des Bunkers wird geschlossen, eine Sirene ertönt und kurz darauf beginnt der Boden unter mir zu vibrieren. Die Alliierten haben Bomben abgeworfen. Kurze Zeit später höre ich die Stimme eines russischen Soldaten, der meint, wir wären frei. Bis zum Staatsvertrag sollte es aber noch dauern. Die berühmten drei Worte von Leopold Figl im Anschluss zu hören, tut mir gerade besonders gut. Der Schreck legt sich langsam.
Meine Zeitreise nähert sich langsam dem Ende. Zum Schluss fahre ich noch mit einer Fiakersimulation durch Wien. Dem aber nicht genug: Mit einem Mal erhebt sich die Kutsche und ich fliege über die Dächer ster Stadt. Zuerst sehe ich die Hofburg von oben, später geht es über das Schloss Schönbrunn bis zur Gloriette. Zum Abschluss der Fiakerfahrt lande ich wieder mitten im ersten Bezirk. Ich bin in der Gegenwart angekommen.
Kurzer Uhrenvergleich. Tatsächlich sind seit dem Start der Reise nur 50 Minuten vergangen. Als Fazit können wir in unseren Time Travel Vienna Erlebnisbericht also “Mission accomplished!” eintragen.
Facts: Öffnungszeiten Time Travel Vienna
täglich von 10:00 – 20:00 Uhr
Tourstart 20 Minuten (’00, ’20, ’40, Ferien, Feiertage und Wochenende alle 15 Minuten)
Dauer: ca. 50 Minuten
Letzter Einlass: um 19:00 Uhr
Am Wochenende ist eine Reservierung zu empfehlen.
Preise: siehe hier
Audio Guide in zehn verschiedenen Sprachen – gratis
Adresse: Habsburgergasse 10a, 1010 Wien
U-Bahn: Linie U3 Station Herrengasse, Linie U1 Station Stephansplatz
Fazit: Die Zeitreise bei Time Travel Vienna ist durchaus gelungen. Einerseits werden wesentliche Punkte der Geschichte Wiens behandelt, andererseits kommt der Spaß nicht zu kurz. Besonders imponiert mir, wie vielfältig die Stationen gestaltet wurden. Man sollte sich allerdings auch nicht zu viel historischen Tiefgang erwarten. Hier steht die Unterhaltung im Vordergrund.
Fotos: Time Travel Vienna, www.heldenderfreizeit.com
Der Wiener Journalist und Redakteur ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.