Wie stehen die Chancen, dass JJ wirklich den Song Contest 2025 für Österreich gewinnt? Wer ihm die größte Konkurrenz macht, unsere 15 Favoriten als Spotify-Playlist und welche EBU-Vorschriften und Lieder für Kontroversen und Negativ-Schlagzeilen sorgen.
von Paula König
Mittlerweile ist unsere Vorschau auf den Eurovision Song Contest hier schon eine kleine Tradition. Im Laufe der Jahre hat sich aber nicht nur unser Musikgeschmack verändert, sondern auch die Stimmung rund um den Wettbewerb. Längst geht es leider nicht mehr nur um die Musik und den Zusammenhalt, der mit ihr gefeiert werden soll. Um den verschiedenen Künstler:innen weiterhin eine Bühne zu bieten, werden wir euch natürlich trotzdem die Top-Favoriten und unsere Geheimtipps vorstellen. Ein besonderes Lob geht natürlich an unseren hauseigenen JJ, Johannes Pietsch, der mit seinem Song Wasted Love die Quoten anführt. Aber dazu gleich mehr. Zuerst ein kleiner Abstecher zu den Kontroversen, die den Song Contest auch in diesem Jahr prägen.
Zu sehen gibt es den Eurovision Song Contest 2025 wie gewohnt: Die beiden Vorrunden laufen am Dienstag (13. 5.) und Donnerstag (15. 5.) um 21:00. Von den 37 Ländern qualifizieren sich dann 20 für das große Finale am Samstag (17. 5.) – für das Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Italien bereits einen Fixplatz haben. Ebenso die Schweiz als Siegerland des Vorjahres. Ob sie diese Platzierung wohl behalten können, lest ihr hier. Dazu verraten wir euch unten, wann Österreich an die Reihe kommt und wie unsere Chancen stehen.
Zuerst zum Unerfreulichen. Die EBU (Europäische Rundfunkunion), die für den Song Contest 2025 verantwortlich ist, macht es weder den Fans noch sich selbst leicht. Trotz allem, was im letzten Jahr passiert ist, ist Martin Österdahl in seiner Rolle als Leiter des Wettbewerbs geblieben. Seine Entscheidungsgewalt wurde jedoch – zumindest offiziell – beschnitten und eine neue Rolle zu seiner Unterstützung geschaffen: Martin Green ist nun Direktor des Eurovision Song Contest. Dies ist das Ergebnis einer Evaluierung des Senders nach den Kontroversen um Eden Golan und Joost Klein. Das klingt, als hätte sich viel getan, aber wenn man sich die Veränderungen ansieht, die tatsächlich stattgefunden haben, traut man seinen Augen kaum.
Abgesehen davon, dass die Teilnahme Israels immer noch Gesprächsthema ist und sich nach wie vor mehrere Länder für einen Auschluss aussprechen, haben weitere Entscheidungen der EBU für Schlagzeilen gesorgt. So wird es beispielweise keine Pressekonferenzen nach den Semi-Finalis geben.
Das klingt auf den ersten Blick nicht sehr aufregend, aber wenn man über die Implikationen nachdenkt, hat es schon einen bitteren Beigeschmack. Statt einer Konferenz wird es ein kurzes Interview im Stil eines „Post-Match“ geben. Dies folgt dem sehr umstrittenen Joost-Klein-Moment im letzten Jahr, als seine Frage an ein anderes Jurymitglied eine virale Reaktion auslöste und mitunter zu seinem Ausschluss führte. Die einzige Pressekonferenz in diesem Jahr wird mit der Gewinner:in nach dem großen Finale stattfinden. Mit nur 200 Plätzen im Presseraum gegenüber 1000 Plätzen im Pressezentrum könnten viele Journalistinnen und Journalisten komplett ausgeschlossen werden. Dies schränkt jegliche Möglichkeiten der Nicht-Favorit:innen ein und verhindert beinah, dass kritische Fragen gestellt werden können.
Mittlerweile kann man getrost sagen, dass der Eurovision Song Contest ein sicherer Hafen für queere Menschen ist. Sowohl in der Fangemeinde, als auch auf und hinter der Bühne wimmelt es normalerweise nur vor LQBTQ-Personen. Einige erinnern sich vielleicht noch an den finalen Einzug, die sogenannte Flaggenparade, bei der viele Künstler:innen nicht nur die Flagge ihres Landes, sondern auch eine Pride-Flagge wehten. Nun, fast wäre es nicht dazu gekommen, und die Chancen für dieses Jahr stehen noch schlechter.
Der letztjährige Gewinner:in Nemo musste die Fahne tatsächlich an den Sicherheitskräften vorbei „schmuggeln“, um sie zeigen zu können. Und warum? Weil Pride-Fahnen in der ganzen Halle ausdrücklich verboten sind. Ab diesem Jahr dürfen die Teilnehmer:innen nur noch eine offizielle Landesflagge mitbringen, die vom Schweizer Fernsehen zur Verfügung gestellt wird. Sie dürfen daher auch keine Flaggen tragen, um ihre Solidarität mit anderen Ländern auszudrücken, wie etwa die Flagge der Ukraine oder Palästinas. Es wird sogar gesagt, dass es „Konsequenzen“ geben wird, wenn diese neue Regel nicht befolgt wird.
Was für eine seltsame Art, Frieden, Liebe und Solidarität zu verbreiten. Vor allem, wenn Eurovision so viel für queere Menschen bedeutet.
Kommen wir zur Musik und den Künstler:innen, die sich jedes Jahr ihre Seele aus dem Leib singen. Wie schon angeteased, sehen die Buchmacher:innen den österreichischen Beitrag weit vorne. Verdrängt wurde JJs Beitrag vor kurzem von Schweden. Das ist keine Überraschung, da die schwedischen Beiträge immer Gefallen finden. Was überrascht ist, dass es einmal kein klassicher Pop-Song ist, sondern ein etwas lustigeres Lied. Das finnische (!) Comedy Trio KAJ perfomt den Song Bara Bada Bastu, den ersten schwedischsprachigen Song, den Schweden seit 1998 zum Wettbewerb schickt.
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Mehr InformationenAktuell rechnen die Buchmacher:innen Schweden eine 30-40%ige Gewinnchance zu, was sehr hoch ist. Da können auch Österreichs 15-25% nur knapp mithalten. Aber das heißt ja grundsätzlich nichts: Auch wenn die Wettquoten oft stimmen, hat das Publikum schon oft mit seinen Anrufen überrascht. Nach Österreich sehen die Buchmacher:innen Frankreich auf Platz 3. Die Französin Louane hat mir nur 16 Jahren die franzöische Ausgabe von The Voice gewonnen und gilt seit dem als Ikone in der Musikbranche. Zumindest in Frankreich. Obwohl maman ein sehr emotionaler Song ist, geht er persönlich nicht all zu nah – demnach sind wir gespannt, wie sie sich im Finale des Song Contest 2025 schlägt.
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Mehr InformationenWeitere Länder die eigentlich jedes Jahr – und demnach heuer auch – weit oben gesehen werden, sind die Niederlande und Belgien. Auch der belgische Sänger wurde zuerst durch eine Castingshow bekannt. Mit nur 14 Jahren sorgte er mit seinem Auftritt bei Belgium’s Got Talent für viel Aufsehen. Heute steht der 26-jährige Red Sebastian mit seinem Song Strobe Lights auf einer etwas größeren Bühne. Leider konnte er das Publikum nicht überzeugen. Belgien hat somit zum zweiten Mal in Folge den Einzug ins Finale verpasst. Die Niederlande sendet mit C’est La Vie, unserer Meinung nach, einen viel spannenderen und emotionaleren französischsprachigen Beitrag als Frankreich. Trotzdem versinkt das Land öfters in den eigenen Tränen ihrer gefühlsbetonten Songs. Nach seinem erfolgreichen Auftritt im ersten Semifinale ist Claude ins Finale eingezogen.
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Mehr InformationenDa ihre Chancen vielleicht nicht so gut stehen den Contest zu gewinnen, gibt es einige Songs, die in diesem Trubel vielleicht untergehen, obwohl sie es verdient hätten, gehört zu werden. Wegen ihrer Qualität oder weil sie … mit ihrer eigenen Art unterhalten, bleibt euch überlassen.
Dieses Jahr gibt es nicht wirklich einen Song, der noch nicht genannt wurde, bei dem wir das Gefühl hatten, dass er überraschend an die Spitze stürmen könnte. Neben den Niederlanden und Schweden hat uns Tschechien noch sehr gut gefallen. Der Song selbst beschäftigt sich mit romantischen Beziehungen und wiederkehrenden Verhaltensmustern, aber auch das Musikvideo erzählt eine eigene Geschichte – was heutzutage seltener vorkommt. Das Video KISS KISS GOODBYE dient, laut Sänger ADONXS, als „Metapher für menschliches Versagen, emotionalen Schmerz und den Kampf mit der eigenen Unvollkommenheit“.
Leider hat es ADONXS nicht ins Finale geschafft, was uns sehr schockiert hat. Vielleicht ist es an der Stelle interessant zu erwähnen, dass in den Semifinali dieses mal nur das Publikum bestimmt, wer ins Finale einzieht. Die Meinung der Fachjuries zählt demnach noch nicht. Diese hätte Tschechien sicherlich geholfen.
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Mehr InformationenFür eine ganz andere Richtung haben sich die beiden Brüder Matthías Davíð Matthíasson und Hálfdán Helgi Matthíasson (VÆB) aus Island entschieden. Man denke an einen Elektro-Pop-Sea-Shanty. Ihr Song trägt nicht ohne Grund den Namen RÓA, was so viel wie Rudern bedeutet. Wenn jemand die Halle in Basel zum toben bringen wird, sind es sicherlicht die beiden. Aber auch in diesem Bereich haben sie Konkurrenz: Das Clubbing-Genre wird dieses Jahr reichlich bedient. Einige Beiträge sind dabei besser gelungen als andere.
Man denke an den deutschen Beitrag Baller, der nicht nur zunächst wegen Autotune und Playback-Debatten aufgefallen ist. Das Wiener Geschwister-Duo, Abor & Tynna, bringt viel Energie mit, die ihnen aber im Endeffekt, unseres Erachtens, wenig bringen wird. Auch das maltesische Lied hat sehr schnell für Aufsehen gesorgt. Miriana Conte musste ihren Song SERVING nämlich neu einreichen: Ursprünglich trug der den Titel KANT, wobei Kant zu deutsch mit Gesang oder Singen übersetzt werden kann. Das Wortspiel war der EBU (leider) zu anstößlich und KANT, was die gleiche Aussprache wie das englische Wort „cunt“ hat, musste aus dem Songtext entfernt werden. Einheizen wird die Malteserin mit dem Lied aber trotzdem.
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Mehr InformationenAuflegen können diese beiden dann gemeinsam mit Finnland und Irland. Die Irin EMMY feiert die erste wahre Astronautin: Laika. In ihrem Song Laika Party singt sie davon, dass sie hofft, dass der Hund noch irgendwo da draußen ist und feiert. Wir auch, Emmy, wir auch. (Ins Finale hat es auch diese Nummer nicht geschafft. Das keine Jury-Punkte vergeben werden, hat unsere Prognosen sehr in den Wind geblasen.) Und Finnland schickt ICH KOMME. Ja, das gab es auch noch nie … einen deutsch-finnischen Song in Rennen. Total wild und von den ganzen Club-Songs jener, der von den Buchmacher:innen am höchsten gerankt wird. Also unbedingt ein Auge für Erika Vikman offen halten.
Zuletzt wollen wir euch noch Tommy Cash vorstellen. Er ist nicht nur Musiker, sondern auch ein begnadeter visueller Künstler, der globale Trends mit seinem eigenen Blick und Sinn für Humor aufgreift und neu verpackt. Der Espresso Macchiato wird also sehr heiß serviert. Laut Wettquoten könnt sich die Top 10 gut ausgehen für den Esten. Wir drücken die Daumen.
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Mehr InformationenWem wir aber noch mehr die Daumen drücken, ist natürlich JJ. Niemand hätte damit gerechnet, dass genau zehn Jahre nachdem der Eurovision Song Contest bei uns in Wien war, die Chancen auf einen Schlag wieder so gut stehen. Tatsächlich ist die früheste Erinnerung des 24-jährigen Johannes Pietsch an den Eurovision Song Contest, dass Conchita Wurst den Sieg für Österreich holte. Vielleicht kommt ja alles wie es kommen soll und es schließt sich ein Kreis für die österreichische ESC-Gemeinde.
Sein Song Wasted Love vereint Oper und Elektro-Dance-Musik und erinnert deswegen viele an das Gewinnerlied des Vorjahrs, The Code von Nemo. Das ist auch der einzige wiederkehrende Kritikpunkt. Stimmlich wird er seinen Auftritt mit Sicherheit rocken. Zu sehen gibt es JJs Perfomance erstmal beim zweiten Semi-Finale, am Donnerstag – hier hat er die Startnummer 6. Aber wir hören schon die Finalshow am Samstag nach ihm rufen. Und vielleicht ja sogar den Sieg?
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Mehr InformationenUnsere 15 Favoriten haben wir hier für euch zusammengestellt. So könnt ihr selbst eure Favoriten herausfinden:
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Weitere InformationenMusik, Musik, Musik
Neben dem Song Contest 2025 gibt es natürlich noch viel anderes zu hören. Die Festival-Saison beginnt und auch das ein oder andere Konzert steht bald an. Wer noch Inspiration sucht, sollte unbedingt mal in unserem Hörer-Bereich vorbeischauen. Hier findet ihr nicht nur News zu aktuellen Events, sondern auch Interviews und Bestenlisten mit euren Lieblingsartists.
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Aufmacherfoto: © Eurovision TV
Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.