
Der begnadete Musiker Herbert Pixner im Interview über seine musikalischen Vorbilder, wichtige Arbeiten im Hintergrund und den kreativen Prozess, der seine Live-Shows so einzigartig macht. Vom Improvisieren auf der Bühne bis zur Arena in Verona – er gibt Einblicke in Inspiration, Durchhaltevermögen und die Leidenschaft, die ihn seit über 20 Jahren antreibt.
von Patrick Meerwald, 16. 11. 2025
Herbert Pixner fasziniert mit seinem kreativen Spiel auf zahlreichen Instrumenten. Von kleinen Clubs bis zu großen Konzerthäusern nimmt der 50-Jährige sein Publikum auf Abenteuer voller unvergessliche Live-Momente mit.

heldenderfrezeit.com traf den gebürtigen Südtiroler und Wahl-Tiroler im Vorfeld seines Konzert-Doppels im Wiener Konzerthaus. Wir sprachen über seine Inspirationsquellen, die Bedeutung von Improvisation auf der Bühne, seinen Blick auf musikalische Helden rockt und Wegbereiter. Aber auch darüber, wie er Leidenschaft und Experimentierfreude über 20 Jahre lang konstant auf hohem Level halten kann.
Lies hier unsere Review von seinem Konzert im Frühjahr 2025 in der Arena Wien
Das ist schwierig. Da habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Wahrscheinlich jemand, der eine humanistische Einstellung hat, diese teilen kann und sich für eine bessere Welt einsetzt. Helden sind für mich die, die sich ohne Kompromisse in den Kugelhagel werfen.
Da gibt es viele Heroes, die die ganze Musikgeschichte geprägt haben. Jimi Hendrix (höre dich hier durch unsere Hendrix Top-10), Benny Goodman oder Django Reinhardt, Chet Baker oder im Rock Led Zeppelin. Zu diesen Artists blicke ich immer noch auf. Es gibt eigentlich in jeder Musikrichtung Leute, die ich bewundere. Auch, weil sie Wegbereiter für ganz viele sind und das trotz viel Gegenwind und mit viel Pioniergeist durchgezogen haben.
Die Inspiration ist eigentlich jeden Tag der Alltag. Ganz gleich, ob das nun menschliche Begegnungen, Gefühlszustände, oder Emotionen sind, wie man gerade drauf ist. Man hat immer wieder andere Phasen, man entwickelt sich stetig weiter. Für mich ist die Musik immer ein Ventil für alles. Seien es die schönsten Momente, die ich erlebt habe oder auch die weniger schönen. Musik ist sehr hilfreich, fast wie eine Therapie.
Musik ist fast wie eine Therapie! – Herbert Pixner über die Bedeutung von Musik
Es ist immer neu und jedes Mal anders. Jedes Mal wird eine andere Geschichte erzählt. Manchmal aggressiver, manchmal weicher. Wir improvisieren sehr viel. Je nachdem, wie die Tagesverfassung ist, wie man gerade drauf ist, wie man das Publikum spürt, wie der Saal ist. All das kann die Improvisation beeinflussen. Aber am Ende ist es ist nichts anderes als ein Gespräch, das du und ich gerade jetzt führen. Die kleinen musikalischen „Battles“ on Stage, die man sich liefert, sind das Spannende daran, wenn man 20 Jahre auf der Bühne ist. Jeden Abend hat jeder die eigenen Antennen offen. Es ist nicht so, dass das nach dem 20. Gig einfach heruntergespielt wird, sondern es passieren immer Überraschungen. Jedoch muss jeder Abend konzentriert bleiben.
Um ehrlich zu sein: Für die Instrumente, die ich mit auf der Bühne habe, sollte ich ein bisschen mehr Zeit zum Üben investieren. Gerade was die Blechblasinstrumente betrifft, bin ich wirklich so am Minimumlevel, was möglich ist. Ich nehme sie auf die Bühne, kann ein paar Soli spielen, aber mehr schaffe ich nicht. Wenn ich mich ein bisschen intensiver damit beschäftigen würde, auch vom Ansatztechnischen und von der Kondition her, wäre das schon einmal gut. Trotzdem gibt es natürlich einen Haufen interessante „neue“ Instrumente, die ich mal probieren möchte.
Eine möchte ich auf jeden Fall noch bespielen und wenn ich alleine auf der Bühne sitze. Das ist die Arena in Verona. Das wäre noch so ein musikalischer Wunschtraum, den ich mir irgendwann noch erfüllen werde. Ich weiß es.
Man kann generell nichts erzwingen, bei uns ist alles mit der Zeit sehr gesund gewachsen. Wir haben angefangen in Theatern mit 100 bzw. 150 Sitzplätzen und sukzessive ist das immer ein bisschen größer geworden. Dabei hat sich das Publikum über Mundpropaganda verzigfacht. Uns hat man nicht im Radio gehört. Auch haben wir kein Label gehabt. Bei uns ist alles über das Konzertspielen gegangen. Wenn wir gute Konzerte gespielt haben, haben wir beim nächsten Mal doppelt so viele Leute gehabt. Es war trotzdem wahnsinnig intensiv, gerade die Anfangszeiten mit 150, 180, teilweise 200 Konzerten im Jahr.
Gerade die Anfangszeit war sehr intensiv. Herbert Pixner blickt zurück in die Vergangenheit
Wir dürfen wirklich die größten Häuser aussuchen und spielen auch etwas weniger, maximal 80 Konzerte jährlich. Mittlerweile können wir musikalisch das ausleben, was wir uns vor 20 Jahren erträumt haben. Wir haben es uns gewünscht, aber nie daran gedacht, dass es wirklich mal eintreffen wird. Jetzt hängt unser Plakat am Wiener Konzerthaus und wir spielen zwei ausverkaufte Konzerte hintereinander im großen Saal.

Ich mag das ganz gerne. Es ist ein intensives Zeitfenster, bei dem wir im Moment leben. Von der Außenwelt bekomme ich da kaum etwas mit. Wir sind den ganzen Tag zusammen, bauen miteinander auf, miteinander ab, spielen abends die Konzerte. Dabei checken wir jeden Tag noch die Stücke durch, ob wir etwas ein bisschen Arrangement-mäßig verbessern können. All das mag ich gerne. Wir haben das Glück, dass wir uns die Häuser, in denen wir spielen, aussuchen dürfen.
Man muss schon aufpassen, weil es echt nicht ohne ist. Ich habe schon auch meine Phasen gehabt, gerade vor einem Jahr, in denen ich gemerkt habe, jetzt muss ich vorsichtig sein. Wir arbeiten beinahe autark und organisieren bis heute alles selbst. Dabei entsteht im Hintergrund unglaublich viel Arbeit. Diesen Hintergrund muss natürlich niemand sehen. Es muss auch niemanden interessieren. Trotzdem ist wichtig zu erwähnen: der Gig selbst mit den zwei Stunden on Stage ist das Unspektakulärste.
Wir haben weder Stage-Hands noch Roadies. Wir erarbeiten wirklich alles selbst. Da bist du froh, wenn du eine Garderobe hast, dich auf einen Couchsessel legen und dort kurz erholen kannst (lacht). Ich habe ein unglaublich gutes Team. Jeder arbeitet und hält zusammen. Das entlastet natürlich viel, wenn man sich verlassen kann. Wir planen die Tourneen so, dass wir dazwischen immer wieder Zeitfenster mit Off Days zum Regenerieren haben. Gleichzeitig nehmen wir uns immer vor, dass es niemals nur ein Abspulen einer Tour wird. Das hat bis dato immer funktioniert.
Eine Idee von uns wäre, eine kleine Retro-Tour zu machen, in die ganzen kleinen Orte vom Beginn unserer Laufbahn: ohne Technik, ohne nichts, ohne Schnickschnack. Das wäre lustig, die ganzen alten Stücke wieder auszukramen. Vielleicht klappt das mit einem neuen Side-Projekt, wo alles reduziert und nur akustisch performt wird.
Eine Retro-Tour wäre toll. Herbert Pixner gehen die Ideen nicht aus
Es spielt eigentlich für mich keine Rolle, ob es jetzt große oder kleine Gigs sind. Ich spiele vor 50 Leuten genau gleich gerne wie vor 5000. Es ist aber energiemäßig etwas Anderes, du brauchst ein anderes Programm. Du schreibst die Stücke in anderer Form, wenn du weißt, du spielst in einer großen Venue. Gerade die Kompositionen zu Beginn unserer Laufbahn haben wir eher wie für ein Wohnzimmerkonzert geschrieben.
Es sind zwei komplett verschiedene Bereiche. Ich mag beide unglaublich sehr, weil sie so unterschiedlich sind. Schlussendlich geht es immer um die Musik. Ich kann immer kreativ sein, arbeite mit Menschen und versuche das Beste herauszuholen. In meinem eigenen Studio produziere und veröffentliche ich auch für andere. Das mache ich wahnsinnig gerne, weil es sehr kreativ ist.
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(c) Barbara Wirl
Der Wiener Journalist und Redakteur ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.