Fünf Jahre hat’s gedauert, dass Tony Hawk wieder durch die virtuellen Skateparks brettert. Aber hat sich die Wartezeit gelohnt? Das neueste Remake von zwei absoluten PS2-Klassikern war im Vorhinein nämlich durchaus umstritten. Unser Tony Hawk’s Pro Skater 3 + 4 Review liefert die Antworten.
von Klaus Kainz, 14. Juli 2025
Seit den späten 90er-Jahren verbindet Tony Hawk’s Pro Skater die Skating-Kultur mit knackigem Arcade-Gameplay. Viele Comebacks sind gescheitert, aber 2020 konnte das Remake von Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 endlich den Spirit von früher einfangen. Und hat es daher zurecht auch in unsere Top-10 der besten Game-Remakes geschafft. Danach wurde es wieder ruhig – bis Activision dieses Frühjahr das nächste Bündel an Remakes angekündigt hat.
Wir haben die Next-Gen-Fassung auf PS5 ausführlich getestet, aber auch die Version auf der altbackenen Switch unter die Lupe genommen. Tony Hawk’s Pro Skater 3 + 4 ist seit 11. Juli 2025 für PS5, PS4, Xbox Series, Xbox One, PC sowie Switch und Switch 2 erhältlich.
Skating-Veteranen werden sich im neuen Remaster sofort heimisch fühlen. Am Grundgerüst von Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 wurde nämlich nichts geändert. Das ist nicht schlimm, schließlich handelt es sich beim Reboot um einen der besten Ableger der Reihe. Auch in 3 + 4 zeigt sich das Franchise als Highscore-Klassiker schlechthin.
Innerhalb von zwei Minuten gilt es so viele Tricks wie möglich hinzulegen und zu kombinieren. Bestenfalls löst man dabei Extra-Aufgaben – beispielsweise Spezialtricks in bestimmten Rampen oder das Einsammeln von Gegenständen. Besonders der dritte Teil sticht mit etwas einfallsreicheren Quests und Geheimnissen heraus. Beispielsweise will ein Geist im Halloween-Park seine Axt zurück, damit er den Weg zum Friedhof freihackt. Im Fokus bleibt aber immer die Punktejagd.
Als Newcomer kann die große Vielfalt an Tricks und Tastenkombinationen einschüchtern, aber ein paar Tricks in der Halfpipe und Grinds bekommt jeder hin. Tony Hawk’s Pro Skater ist ein perfektes Beispiel für “easy to learn, hard to master”. In wenigen Spielen ist die Lernkurve so spürbar und motivierend, wie hier. Aber das Gameplay verliert selbst als Profi nie an Reiz, weil es schließlich immer den nächsten Highscore zu schlagen gibt.
Allerdings fehlt es 3 + 4 an Innovation – das war früher nicht so. Die alten Ableger haben oft Mechaniken wie Manuals, Wallplants oder Reverts eingeführt, um Kombinationen noch geschmeidiger zu machen. Fast alle dieser Features gab es aber schon in den ersten Remakes von 2020. Dadurch fehlen bei 3 + 4 die spielerischen Überraschungen von damals. Nur die Möglichkeit, sich an Autos zu hängen, wurde noch nachgelegt.
Somit wiegt es umso schwerer, dass im vierten Ableger der Missionsmodus gestrichen wurde. Das sorgte bereits im Vorhinein für Unmut bei alteingesessenen Fans. Ursprünglich hatte Tony Hawk’s Pro Skater 4 nämlich erstmals eine frei befahrbare Map und legte den Grundstein für das spätere Tony Hawk’s Underground. Im Remake gibt es die Maps aus dem vierten Ableger nur noch mit dem gewohnten Zwei-Minuten-Timer.
Dem Spielspaß tut das zwar nichts ab, aber Tony Hawk’s 3 + 4 fühlt sich so nach Expansion Pack an, weniger nach Sequel, wie noch die alten Ableger. Immerhin gibt es ein paar neue Maps, die in den Originalen nicht existierten. Außerdem ist der Titel voll mit Geheimnissen und freischaltbaren Extras, wie neue Charaktere, Gewand für den Charakter-Editor oder Grafik-Filter. Wer alles finden will, kann sicherlich mehr als nur ein Dutzend Stunden ins Game stecken. Wermutstropfen: Der spielbare Doom Slayer steckt hinter einer Paywall.
Dafür kann aber Bam Margera freigeschaltet werden. Der ehemalige Prank-Show-Star geriet in den letzten Jahren wegen Alkoholproblemen in die Schlagzeilen, weswegen er für das Spiel zuerst wohl nicht geplant war. Das sorgte für einen weiteren Aufschrei bei Fans, woraufhin Tony Hawk persönlich dafür gesorgt hat, dass der alte TV-Star doch noch im Spiel auftaucht.
Auch die Grafik macht nicht viel anders als 1 + 2. Das liegt vermutlich daran, dass der Titel gleichzeitig für alte Konsolen und Switch erscheint. Grundlegend ist auch das kein Problem, weil Tony Hawk nie besser ausgesehen hat. Neuer Content mit der Engine von 2020 fühlt sich noch immer frisch an. Zudem sind die Maps in 3 + 4 ein bisschen exotischer und peppiger. Hier darf man nämlich neben Skate-Parks und Städten zum Beispiel in Piratenschiffen oder gigantischen Pinball-Feldern skaten.
Auf PS5 hat die Grafik einen leicht höheren Detailgrad als 1 +2 und die Ladezeiten sind etwas kürzer. Außerdem wurde den Maps etwas mehr Leben eingehaucht, es gibt diesmal NPCs und exklusiv im Remake neue Effekte, beispielsweise Feuerwerk oder Lava, wenn die Skater auf bestimmten Oberflächen grinden. Eine wirklich spürbare grafische Evolution wie damals zwischen PS1 und PS2 bleibt aber aus.
Wer komplett oldschool auf der ersten Nintendo Switch zockt, darf sich über ebenso flüssiges Gameplay freuen und hat damit prinzipiell kaum Spielspaß-Abstriche. Grafisch sticht lediglich der niedrige Detailgrad bei den Charaktermodellen besonders unschön ins Auge – die Schauplätze sind vergleichsweise passabel. Zum Zocken hat man, für manche vermutlich wenig überraschend, mit den Joy-Cons seine Mühe. Hier empfehlen wir den Pro Controller – obwohl wir auch diesen durch das weiche Buttonhandling für Tony-Hawk-Cracks nicht so geeignet finden, wie Controller der anderen Konsolen.
Beim Soundtrack kehren nur zehn der alten Songs zurück, darunter die Hymne des dritten Ablegers, Ace of Spades von Motörhead. Bei anderen Klassikern dürften die Lizenzen inzwischen wohl zu teuer sein – ACDC fehlt diesmal. Aber die Newcomer können sich hören lassen. Tony Hawk’s Pro Skater 3 + 4 bietet eine gewohnte Ohrwurm-Mischung aus Rock, Punk und Hip-Hop, mit bekannten Künstlern wie Lupe Fiasco, aber Titeln, die oft noch nicht ganz Mainstream und daher nicht ausgelutscht sind.
Auf sich alleine gestellt wäre Tony Hawk’s Pro Skater 3 + 4 einer der besten Ableger im Franchise. Das Gameplay ist poliert und seine Technik war noch nie besser. Auch hat der Titel viele nette Extras zum Freischalten. Das Problem ist, dass die Remakes von 1 + 2 bereits viel vorweggenommen haben. Somit fühlt sich der Titel wie ein Expansion Pack an, dem die Innovation der Originalausgaben abhandengekommen ist. Vor allem weil die frei befahrbaren Maps von Teil vier fehlen.
Es wäre schöner gewesen, wären die Maps vom dritten Ableger bereits als DLC für Tony Hawk 1 + 2 erschienen. Das hätte den Weg frei machen können für ein Doppel-Remake der ersten beiden Sandbox-Ableger, Tony Hawk 4 und Tony Hawk’s Underground. Trotzdem: Dem eigentlichen Spielspaß tut das wenig ab und Activision verlangt für 3 + 4 immerhin keinen Vollpreis wie für große Releases wie Call of Duty.
Was gibt es sonst noch zum Spielen?
Die besten Games 2025
Der komplette Release-Kalender 2025
Die besten Racing-Games
Alle Bilder © Activision
Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.