Die EM hat uns Österreichern ein bissl auf den Magen geschlagen. Mit dem Kochbuch von Katrin Roßnick können wir Frankreich zumindest kulinarisch vernaschen.
von Scarecrou
Vive la France! Während einem Großereignis wie der EM schießen die Produkte, die sich dem Fußball-Boom zu nutzen machen wie Schwammerl aus dem Boden. Es gibt offizielle Merchandising-Sachen, das Panini-Album und Artikel, die sich auf kreative Weise dem Thema nähern. Das Veranstalterland wird in allen Facetten behandelt – nur logisch, dass zur Fußball-EM auch ein Frankreich-Kochbuch erschienen ist.
Autorin Katrin Roßnick – die uns im Verlag die Werkstatt schon 2014 in die brasilianischen Küche eingeführt hat – machte sich diesmal in Vive la France daran traditionelle Gerichte aus den zehn Austragungsstädten aufzustöbern. Roßnicks Buch liefert mehr als nur Rezepte.
Köstlichkeiten aus zehn Städten
Aus diesen Zutaten wurde dank dem Vive la France-Buch …
Jede EM-Stadt wird auf einer Doppelseite portraitiert: Sehenswürdigkeiten, Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung, eine Faktenbox zum Thema Fußball und Stadion runden die doppelseitige Porträts der Städte ab. Paris bildet eine kleine Ausnahme. Der Hauptstadt sind vier Seiten gewidmet.
Als Entree in den Rezeptteil folgt ein kurzer Absatz über die regionale Küche. Auch ein Hinweis auf den fünften Band der Abenteuer von Asterix darf hier nicht fehlen. Zur Erinnerung: In Tour de France liefert der kleine Gallier Cäsar eine Auswahl an französischen Köstlichkeiten.
Von Ratatouille bis Coq au vin
… ein ausgezeichneter Thunfischaufstrich.
Unter den 31 Rezepten in Vive la France finden sich nicht nur Klassiker wie Ratatoullie, Salade niçoise oder Coq au vin. Zu meinen Lieblingsgerichten, die ich auch nachgekocht habe, zählen das flämische Bierfleisch und katalanische Fleischbällchen (die französische Schreibweise erspare ich meinem Lektor).
Die Auswahl reicht von Vorspeisen über Salate und Suppen bis zu Haupt- und Nachspeisen. Katrin Roßnick versucht mit ihrem Buch nicht nur die Expertinnen und Experten anzusprechen. Die Rezepte sind einfach, beinhalten kaum mehr als sechs bis acht Schritte. Kurzum: Sie sind für Menschen wie mich, die ihre kulinarische Sozialisation am Herd aus den Büchern der Herrn Plachuta und Jamie Oliver erworben haben, durchaus nachzukochen.
Von schnell und einfach bis ganz schön aufwendig
Die Bandbreite der Zubereitung reicht von „ganz schön schnell und einfach“ bis „dauert schon ein bissl und braucht ein wenig mehr Erfahrung als Eierspeise“. Ich habe neben dem köstlichem Bierfleisch und den Fleischbällchen auch den Thunfischaufstrich aus Saint-Denis getestet. Das Erdäpfelgratin und der Kirschauflauf aus Lyon kam ebenfalls auf den Tisch.
Bei der Auswahl der Gerichte habe ich mich nach dem Geschmack meiner Familie gerichtet. Dass ich dabei fast alle Austragungsorte vom Viertelfinale bis zum Finale kulinarisch besuchte, war eher dem Zufall geschuldet. Ob sich die Belgier wegen der katalanischen Fleischbällchen (Toulouse) und dem Bierfleisch (Lille) so wacker durch die EM schlagen? Die Isländer werden aber mehr als den hiesigen Thunaufstrich brauchen, um nach dem Viertelfinale gegen Frankreich auch im Finale in St. Denis spielen zu dürfen. Dem österreichischen Team wird das Rilettes des Thons nach dem bitteren K.o. in St. Denis nicht so gut schmecken.
Mit ein wenig Improvisation ist mein persönliches EM-Menü gelungen, es hat auch meiner Familie gut geschmeckt. Nur bei der Mengenangabe dürfte sich der eine oder andere Fehler eingeschlichen haben. Oder die französischen Nahrungsgewohnheiten sind andere als die österreichischen. Im Notfall muss man eben die Nachbarn zum Essen einladen.
Titel: Vive la France
Autorin: Katrin Roßnick
Verlag: Verlag Die Werkstatt, 2015
Seiten: 94
13,30 Euro bei Amazon
Wer alle 31 Rezepte probiert hat, sollte es auch mit dem Kochbuch zur WM 2014 Kick and Cook versuchen
Mit Vive la France ist Katrin Roßnick ein Buch gelungen, das Lust auf eine kulinarische Entdeckungsreise macht. Unterstützt wird sie dabei vom Fotografen Andreas Keudel, der die Gerichte so abbildet, wie sie Laien wie mir sicher nie gelingen.
Fotos: heldenderfreizeit.com