Das sind die Song Contest Favoriten 2019, die Geheimtipps und die schrägsten Lieder: Vom schwedischen Sampson bis zum programmierten Sieger aus Holland, unseren gescheiterten Lieblingen bis zu einer fürchterlichen Kehlkopfentzündung aus San Marino. Alles zum ESC in Tel Aviv. Plus: Die Startliste mit allen Finalisten.
17. Mai 2019: Vor vier Jahren wollte uns beim Eurovision Song Contest in Wien Nadav Guedj unbedingt Tel Aviv zeigen – in dem Song Golden Boy mit dem er den neunten Platz für Israel erreicht hat: „And before I leave let me show you Tel Aviv“.
Samstag Abend ist es tatsächlich soweit! Um 20:15 wird uns Andi Knoll, der dieses Jahr sein 20. Jubiläum als Song-Contest-Kommentator feiert, auf ORF 1 begrüßen. Fun Fact, sein erster ESC war auch in Tel Aviv. Auch Nadav Guedj wird morgen performen, gefolgt von Pop Ikone Madonna, die uns gleich mit zwei Songs den Abend veredelt. Die eigentliche Show beginnt um 21:00 Uhr und geht dann bis circa 00:30 wie jedes Jahr. Wer sind die größten Song Contest Favoriten 2019? Wer hat gute Außenseiterchancen? Und bei welchen Teilnehmern sind wir ob der schwachen Performance verwundert, dass wir sie im Finale wiedersehen? Das, Hörproben der Besten und die Startreihenfolge gibt es wie jedes Jahr kompakt hier bei uns:
Natürlich werden die Karten immer neu gemischt, trotzdem stechen ein paar Länder immer öfter heraus. Seit dem Song Contest 2014 in Baku war Schweden jedes Jahr in den Top-Ten. Darunter auch, natürlich, der Sieg von Måns Zelmerlöw in Wien. Auch er wird morgen performen! Eleni Foureira‘s Fuego, das letztes Jahr in Portugal den zweiten Platz für Zypern geholt hat.
Auch dieses Jahr wird Schweden von den Buchmachern zu den Top Acts gezählt – für uns wegen Mangel an Originalität nicht ganz nachvollziehbar. Denn hier hat man offenbar schwer von Cesár Sampsons Nobody But You abgekupfert. Outfit, Bühnenshow, Inszenierung, Musikstil (ein Gospelchor, der bei Sampson nur zu hören war, ist diesmal mit auf der Bühne) erinnert frappant an unseren Vorjahresdritten. Wie gefühlt jedes Jahr seit Euphoria, ist es wieder ein Pop Song! Too Late for Love von John Lundvik:
Von den Big Five (Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Großbritannien) aka. Fixstartern gibt es eigentlich auch jährlich mindestens einen Favoriten. Dieses Jahr sogar zwei! Frankreich und Italien werden von den Buchmachern und den Fans dieses Jahr sehr groß geschrieben.
Italien hatte in den letzten paar Jahren eigentlich immer Top Acts, egal ob die Lieder rein italienisch waren oder etwas englisch dabei war (wie bei Nessun Grado Di Separazione von 2016). Soldi, gesungen von Mahmood, kombiniert italienisch mit arabisch, mal schauen zu welchem Platz das führt:
Auch wenn Frankreich alljährlich deutlich präsent war, sah es in den letzten Jahren nie so rosig mit dem Ergebnis aus. Dieses Jahr könnte sich das ändern! Der erst 19-jährige Bilal Hassani mit seinem Song Roi ist nach Wettquoten ein fixer Bestandteil der Top Ten:
Ganz vorne bei den Song Contest Favoriten 2019 sind aber die Niederlande mit Arcade von Duncan Laurence. Langsames Klavier, ruhige Stimme und ganz viel Emotion. Als eindeutiger Fanliebling und mit Abstand die Nummer Eins bei den Wettquoten haben die Niederlande eine sehr große Chance heuer zu gewinnen und so den Song Contest 2020 nach Amsterdam zu holen:
Eine Mischung aus Geheimtipp und “Den kenne ich doch irgendwo her!” beglücken dieses Jahre unsere nennenswertesten Acts!
Mit nur 18 Jahren gewann Luca Hänni die neunte Staffel von Deutschland sucht den Superstar. Jetzt, sieben Jahre später, soll er das gleiche für die Schweiz beim ESC auch machen. Mit She Got Me (Dirty Dancing), ein Song der Sommerhit-Partyvibes verbreitet, wird er sogar von den Buchmachern in den Top-10 gehandelt:
Seit 2015 hat es Island nicht mehr geschafft sich für das Finale des ESC zu qualifizieren, doch diesen Dienstag wurden sie als Achte aufgerufen und werden daher morgen nochmal ihren Kampf zwischen Hass und Liebe zum Besten geben. Die Buchmacher rechnen nicht mit der isländischen Industrial-Band Hatari, aber das Publikum scheint sehr von ihrem Song Hatrið Mun Sigra (zu deutsch “Der Hass Wird Siegen”) angetan zu sein. Protest gegen den Kapitalismus und SM-Outfit sind ihr Markenzeichen:
Und dann gibt es diese Nummern, die beim Blick auf das Jury- und Votingergebnis einen Kopfschüttel-Reflex auslösen. Dienstag hat es Serhat für San Marino mit Say Na Na Na ins Finale geschafft. Aber wie? Für uns einer dieser Songs, die man hört und hofft, vielleicht ist er live ja gar nicht so schlecht, und dann kommt es so viel schlimmer. Aber seht und hört selbst. Oh Gott, da sagen wir auch: Na. Na. Na.
Auch Albanien ist (zwar nicht ganz so schlimm) aber auch so ein Kandidat. Da werden die Töne bei dieser dramatisch, theatralischen Inszenierung immer lauter, hysterischer – und falscher. Trotzdem darf Jonida Maliqi ihren Auftritt mit Ktheju Tokës wiederholen. Immerhin haben wir es schnell hinter uns – geht sie doch schon als Nummer 2 ins Rennen:
Endlich dürfen wir unseren persönlichen Senf dazugeben! Auch wenn sie von den Buchmachern vielleicht nicht so beachtet werden, haben sich ein paar Acts in unseren Kopf gebrannt.
Ganz vorne ist da wieder Tschechien! Die Indieband Lake Malawie mit ihrem Song Friend Of A Friend kann leicht mit dem sechstplatzierten tschechischen Song von letztem Jahr mithalten und weil eine Boyband mit einer knalligen Bühnenshow so gut geklappt hat, haben sie es dabei belassen. Eine Linie, die sie von uns aus beibehalten können:
Danach wird das Ganze schon schwerer! Die Semifinale haben das Feld unserer persönlichen Song Contest Favoriten 2019 ganz schön ausgedünnt. Michaela Pace aus Malta wurde als Letzte diesen Donnerstag aufgerufen und musste daher am längsten zittern. Sie ist mit ihrem Song Chameleon aber zurecht im Finale:
Chingiz rät in seinem Song Truth to shut up about it, über seinen Song werden wir aber nicht die Klappe halten: Der Refrain des Beitrags aus Aserbaidschan geht einfach zu schnell ins Ohr und auch die Bühnershow (Roboterarme zeigen Herz) ist durchaus ansprechend:
Als Helden haben wir bereits in den Semifinale den ein oder anderen Gemeinschaftsverlust erlitten. Einerseits Ester Peony mit On A Sunday aus Rumänien aber auch das Lettland es nicht ins Finale am Samstag geschafft hat, war für uns eine große Überraschung. Unserer Meinung nach hätte es sich die Indie-Popband Carousel mit ihrem Song That Night absolut verdient. Tolle Stimme, toller Style. Erinnerte ein wenig an Lana del Rey:
Österreich verpasst das erste Mal seit 2013 das Finale. Am Donnerstag performte PÆNDA ihren (und zwar tatsächlich ihren, sie hat ihn ganz alleine geschrieben, was selten vorkommt beim ESC) Song Limits im zweiten Semifinale. Hätte sie am Dienstag im schwächeren ersten Semifinale ihren Auftritt gehabt, wäre ein Weiterkommen wahrscheinlicher gewesen, so hatte sie alle Favoriten und mehrere dramatische Balladen als direkte Konkurrenz. Der Song scheint aber auch nicht wirklich für den Eurovision Song Contest gemacht:
Und hier die Startreihenfolge für Samstag. Fett die Favoriten der Buchmacher und unsere Empfehlungen:
01 Malta, Chameleon
02 Albanien, Ktheju Tokës
03 Tschechien, Friend Of A Friend
04 Deutschland, Sister
05 Russland, Scream
06 Dänemark, Love Is Forever
07 San Marino, Say Na Na Na
08 Nord-Mazedonien, Proud
09 Schweden, Too Late For Love
10 Slowenien, Sebi
11 Zypern, Replay
12 Niederlande, Arcade
13 Griechenland, Better Love
14 Israel, Home
15 Norwegen, Spirit In The Sky
16 Großbritannien, Bigger Than Us
17 Island, Hatrið Mun Sigra
18 Estland, Storm
19 Weißrussland, Like It
20 Aserbaidschan, Truth
21 Frankreich, Roi
22 Italien, Soldi
23 Serbien, Kruna
24 Schweiz, She Got Me
25 Australia, Zero Gravity
26 Spanien, La Venda
Wenn euch interessiert, was in den letzten Jahren die interessantesten Beiträge waren: Hier könnt ihr alles zu den Song Contest Favoriten 2018 und hier alles zu den besten Liedern 2017 nachlesen und hören.
(pk)
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