Der Teufel schläft nicht. Beim Indie-Game MachiaVillain werdet ihr zum Horrorhaus-Manager. Zuerst etwas mühsam, dann ein Mordsspaß. Unser Test.
21. Juni 2018: Die Idee eine Aufbausimulation aus Sicht der Bösen zu kreieren, hat offenbar einige fasziniert. Das „Horror Mansion Management Game“ MachiaVillain wurde von über 500 Unterstützern mit rund 25.000 Euro auf Kickstarter finanziert. Seit 16. Mai ist das PC-Spiel auf Steam zu haben.
Höchste Zeit für die Helden der Freizeit, herauszufinden, was so besonders daran ist und was dabei herauskommt, wenn man sich auf diesen außergewöhnlichen lustig-makaberen Genremix einläßt. Hier unser Test:
MachiaVillains Story ist schnell erklärt: Der Spieler war einst Lakei eines Bösewichts, dessen Bewerbung bei der Liga der machiavellistischen Schurken angenommen wurde. Um sich zu beweisen, soll man ein Todesanwesen errichten. Und natürlich dabei den Ehrlosenkodex beachten. Soweit, so gut.
Gleich zu Beginn erkennt man die gestalterischen Ansprüche des Indiegames. Die Grafik ist technisch einfach gehalten. Auch auf älteren Systemen sollte MachiaVillain daher flüssig laufen. Der Kompromiss aus Vogel- und Isoperspektive ermöglicht übersichtlichen Gebäudebau und 2D-Animationen von Bäumen und Figuren. Man erkennt deutlich, dass das Spiel in einem künstlerischen Gesamtkonzept gehalten ist, einen sich konsequent durchziehenden Halloween-Grusel-Comic-Stil.
Authentisch ist auch der Soundrack, der direkt aus einem Gruselcartoon stammen könnte. Insgesamt ist das Spiel voll mit Klischees.
Zunächst erinnert das Gameplay von MachiaVillain an Prison Architect (hier unser Review) und Rimworld. Es gibt aber eine Reihe von Feinheiten, mit denen sich das Spiel deutlich von anderen Aufbaustrategiespielen unterscheidet. Das Töten von Gästen und das Verspeisen ihrer Leichen ist schon etwas Besonderes. Das ist mir in dieser Art höchstens bei Dungeon Keeper das letzte Mal untergekommen. Man benötigt Knochen, Gehirne, Fleisch und Blut zum Verfüttern an die Lakeien, bestehend aus Zombies, Skeletten und anderen Untoten. Das Ernähren der Dienerschaft ist wichtig, denn stirbt der letzte Lakai (engl. Minion), so wird dem Spieler die „Lizenz zum Bösewicht“ entzogen und das Spiel ist verloren.
Nur wie lockt man Opfer an, um die Lakaien zu ernähren? Klar, das kennt man als Bösewicht: Anwesen errichten, Briefe verschicken, Opfer hinein locken, töten und verspeisen. As simple as that.
Auch Forschung muss betrieben werden. Sie ermöglicht neue Räume, ablenkendes Mobiliar und vieles mehr. Im Umfang des Forschungsbaumes zeigt MachiaVillain eine für den Preis von rund 20 Euro angemessene Spieltiefe.
Leider gibt es Minuspunkte in der Benutzerfreundlichkeit zu Beginn. Allzu oft verbaut man sich. Man muss Geduld aufbringen und sich auf das Try-And-Error-System einlassen. Nach mehrmaligem Laden und dem Austesten alternativer Lösungswege laufen auch logistisch alle „Warenkreisläufe“ mit Ausnahme von gelegentlichen Bestienangriffen, reibungslos. Ab und zu kann es passieren, dass sich ein Lakei selbst einbaut, aber das verzeiht man dem Spiel, nachdem aus Try-And-Error ein Learning-By-Doing wurde. Ein Blick ins MachiaVillain Wiki lohnt sich.
Bei steigender Anzahl an Lakeien hilft ein System zur Kategorisierung von Aufgaben. Beispielsweise können diejenigen Diener ausgewählt werden, die besonders gut im Blutaufwischen sind. Folglich werden nur diese dem Befehl folgen. Denn eines ist klar, sollten Opfer beim Betreten der Villa Blut entdecken, nehmen sie sofort Reißaus.
MachiaVillain ist direkt witzig, auch wenn ich mir manchmal nicht ganz sicher bin, ob sich das Spiel nicht auch mich als Opfer ausgesucht hat. Wer sich gerne an der Hand nehmen lässt und ein umfangreiches Tutorial erwartet, wird hier nicht fündig. Dagegen muss man hart lernen, was das Spiel nicht zulässt oder sich durch Lesen in Foren und des Wikis (Onlinelink im Menü integriert) Zeit sparen. Ist das einmal geschafft, bietet es einige Stunden fröhlich kitschiges Gemetzel. (nb)
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