Der Österreich-GP wird heiß. Formel-1-Experte Gerald Enzinger weiß warum und gibt 5 Tipps, welche Highlights Fans in Spielberg nicht verpassen sollten.
4.Juli 2017: Am Wochenende gastiert die Formel-1 wieder in Spielberg und es wird heiß – sehr heiß! Das liegt nicht nur an den Temperaturen. Nach dem Clinch zwischen den Superstars Lewis Hamilton und Sebastian Vettel brennt die Luft. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum der Österreich-GP heuer ein Kracher wird.
Keiner weiß das besser als Gerald Enzinger. Der Autorevue- und Sportmagazin-Motorsportexperte und langjähriger SportWoche-Chefredakteur ist mit dieser Strecke quasi aufgewachsen. Den Helden der Freizeit verrät er, warum das Formel-1-Rennen in Spielberg heuer besonders mitreißend wird und wie man als Fan hier ein perfektes Wochenende voller Highlights verbringt.
“Vettel gegen Hamilton. Das erste Rennen nach ihrem Krieg – das wird geil! Und: Red Bulls Heimrennen gleich nach dem ersten Sieg in Baku.” Trotz des Ricciardo-Triumphs zuletzt erwartet Enzinger einen Zweikampf zwischen Ferrari und Mercedes. “Auf dieser Strecke müsste es wohl regnen, dass Red Bull eine Chance hat.”
Statt zuletzt nur 80.000 Zuschauer werden diesmal wieder 150.000 Fans erwartet. Das wundert Steiermarks Antwort auf Heinz Prüller nicht: “Die Autos sehen besser aus, sind breiter, klingen wieder etwas besser und sind in den Kurven schwerer zu fahren. Und: Heuer wird es kein Solo für Mercedes.” Außerdem gab es diesmal Ticketaktionen wie mit der Supermarktkette Hofer, was die sonst sehr teuren Formel-1-Karten heuer halbwegs erschwinglich macht.
Das Rennwochenende in Spielberg von Donnerstag 6. 7. bis Sonntag 9. Juli ist lang. Enzinger hat einige coole Insider-Tipps parat, welche Highlights im Programm ihr dabei nicht versäumen dürft.
Donnerstag von 15:30 bis 18 Uhr. “Den Pit Walk sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Er ist die einzige Chance sich die Boxen genau anzuschauen, auch wenn man sich durch die Massen an Menschen nicht so stressfrei umsehen kann.”
Welche Details sind spannend? “Man sieht wie konzentriert die Mechaniker arbeiten. Alles ist fast klinisch sauber. Es werden die Stellen markiert an denen die Fahrer in der Box bremsen müssen. Das ist extrem wichtig. Ein Fehler und man kann gleich 1 bis 2 Plätze verlieren.”
Bevor der ganze Quali- und Rennstress beginnt, kann man sich als Fan in Ruhe den Fahrstil der Piloten im Training ansehen. “Wer ihnen genau auf die Räder schaut, kann Stilstudien betreiben und wird Unterschiede erkennen. Vettel und Hamilton, eventuell auch Alonso sind sicher die, die über längere Zeit die genaueste Linie fahren.” Und man kann erkennen wie gut heuer vor allem die Ferrari in den Kurven liegen.
Abseits der Rennaction sorgen Opus, EAV und Seiler und Speer beim Ö3-Konzert für musikalische Zerstreuung.
Neben dem Formel-1-Rennen sind die Rennen der Formel-2, ehemals GP2, am Samstag (15:35 Uhr) und Sonntag (11:20) besonders sehenswert. “Unbedingt anschauen”, rät Enzinger, “Hier rittern die größten Talent um einen Platz in der Formel-1 und es geht dementsprechend rustikal zu.” Man to watch? “Der Fahrer mit der Nummer-1. Charles Leclerc aus Monte Carlo.” Team to watch? “Die rotgelben Boliden von Racing Engineering.” Eine spanisch, österreichische Crew geführt von Alfonso de Orléans Borbon und der Kärntnerin Ines Koschutnig. “Die haben ein Gespür für Talente, schon Vettel ist in ihrem Team spanische Formel-3 gefahren.”
Außerdem lohnt auch ein rot-weiß-roter-Blick auf den Porsche Supercup (Rennen: Sonntag 11:30), bei dem die Salzburger Lechner Racing Teams eine dominante Rolle spielen.
Rennsport-Geschichte zum Anfassen. Ein besonderes Schmankerl ist die Legends Parade (Samstag, 18:05, Sonntag 12:45). “Die gibt es nur auf dieser Strecke”, so Enzinger. Fahrer wie Gerhard Berger, Dieter Quester, Helmut Marko oder Hans Joachim Stuck werden heuer Le Mans zum Österreich-GP bringen. Mit den legendärsten Autos des Langstrecken-Klassikers. Marko präsentiert den Porsche 917K – sein Siegerauto von 1971. Aus einer Zeit in der die Top-Speed-Ungetüme bis zu 400 km/h schnell waren. “Sie sehen so aus, wie man sie aus dem berühmten Le Mans Film kennt.”
Besonders aufregend wird der Auftritt von Hans Joachim Stuck im Porsche 962c von 1986/1987. “Ein Auto aus der Blüte der Langstreckenrennen, einer unbeschreiblich gefährlichen Zeit in der auch Jo Gartner oder Manfred Winkelhock starben”, weiß Enzinger.
Gerhard Berger wird den BMW V12 LMR pilotieren, den er 1999 als Teamchef zum Sieg führte. Und Mark Webber steigt in den modernsten Siegerschlitten. Den Porsche 919 Hybrid. “Dieses Auto ist ein wissenschaftliches Wunderwerk”, sagt Gerald Enzinger. Quasi der Neffe des Superboliden. Denn sein Bruder Fritz Enzinger hat diesen Wagen zuletzt als Projektleiter zu drei Le-Mans-Siegen geführt.
Natürlich ist das Formel-1-Rennen (Sonntag, 14 Uhr) aber das absolute Highlight. Die Formula Unas glänzen im Dirndl als besonderes österreich-typische Hingucker. Ebenfalls einzigartig für Formel-1-Fans. “In Spielberg sieht man an manchen Stellen bis zu 80 Prozent der Strecke .” Und: “Spielberg ist eine klassische RENN-Strecke. Training und Qualifying sehen auf so einem Kurs recht langweilig aus. Dafür spielt die Strecke ihre größten Stärken am Sonntag aus. Durch die langen Geraden gibt es viele Überholmanöver.”
Besonders viel von der Strecke sieht man auf der westlichen Tribüne beim Red Bull Grandstand gleich bei der ersten Kurve. Enzinger hat aber noch einen Geheimtipp: Die Rauch-Kurve (Kurve 4). “Für Insider eine besonders spannende Stelle. Sebastian Vettel bezeichnet sie sogar als eine der schwersten Kurven der Formel-1”. Besonders spannend natürlich beim Qualifying (Samstag, 14 Uhr), wenn sie alle mit vollem Risiko fahren. (ak)
Das gesamte Programm mit Zeitplan findet ihr hier.